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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dumm!«
    Emma lächelte. »Nein, das finde ich nicht. Du bist eifersüchtig! Das ist etwas völlig anderes und normal für eine junge verheiratete Frau! Die Frage ist nur, ob du dir damit einen Gefallen tust. Und ist deine Eifersucht nicht völlig grundlos? Ich meine, Helmut hat dich geheiratet …«
    Ja, Helmut hatte sie geheiratet. Trotzdem hatte er es vorgezogen, Seraphine ins Vertrauen zu ziehen, was die Russlandreise anging. Dieser Vertrauensbruch versetzte Hannah immer noch einen Stich.
    Emma stand auf und legte Flora, die zufrieden vor sich hin gurgelte, in Hannahs Arm.
    »Du kannst gern noch ein bisschen bleiben, ich bringe dir auch gleich eine Tasse Tee. Aber ich muss leider weiterpacken. Käthe ist losgelaufen, um Proviant zu kaufen. Wenn ich bis zu ihrer Rückkehr noch nicht mit dem Packen fertig bin, schimpft sie mich alt und gebrechlich! Und das höre ich mir nur ungern an.« Sie lächelte spitzbübisch.
    »Tut mir Leid, dass ich dich von der Arbeit abgehalten habe«, sagte Hannah zerknirscht. Rasch stand sie auf und wickelte sich ihren Schal um. »Ich komme morgen früh noch einmal kurz vorbei, um dir und Käthe eine gute Reise zu wünschen.Gott sei Dank ist der Boden gefroren, so dass ihr sauberen Fußes reisen könnt.«
    »Das lass ich mir gefallen!«, rief Emma erfreut. »Endlich fängst du an, wie eine echte Samenhändlerfrau zu denken!«
    Hannah lachte trocken. »Hoffen wir, dass ich mich irgendwann auch wie eine echte Samenhändlerfrau benehme …«

28
    Obwohl die Sonne schien und der Boden nicht gefroren war, hatte sich Ludmilla Gräfin Voraskova vom Kopf bis zu den Zehen in dicke Pelze gehüllt. Seit mehr als einer Stunde marschierte sie wie ein Feldwebel durch ihren Garten. Die Brüder folgten ihr. Es wunderte sie inzwischen nicht mehr, dass die Gräfin fast perfektes Deutsch sprach – die meisten der feinen Herrschaften, die sie in den letzten Tagen besucht hatten, sprachen außer ihrer eigenen noch weitere Sprachen.
    Es wunderte sie inzwischen auch nicht mehr, dass sie auf ihrem Marsch durch den »Garten«, der viel eher ein riesiger Park war, an unzähligen kleinen Tempeln, Grotten und anderen Gebäuden vorbeigekommen waren, die keinem anderen Zweck dienten als dem der Erbauung ihrer Besitzer.
    In Odessa wunderte die beiden Brüder nichts mehr.
    Die Gräfin blieb stehen und wies nach rechts, wo vor einem noch kahlen Wäldchen eine Vielzahl von Menschen auf dem Boden werkelte.
    »Derzeit bin ich dabei, sämtliche gerade Wege durch gewundene ersetzen zu lassen. Zuerst habe ich überlegt, ob ich nicht ein altes Prinzip aufgreife und gewundene Wege in ein starres Netz von geradlinig verlaufenden Wegen einfügen lasse, aber im Grunde genommen ist das undenkbar. Undenkbar!«
    »Undenkbar«, stimmte Helmut ihr zu und gab seinem Bruder im selben Moment unauffällig einen Schubs.
    »Nun, so undenkbar dann auch wieder nicht«, fuhr die Gräfin fort, und Helmut fragte sich, ob sie etwa seinen sarkastischen Unterton wahrgenommen hatte. »Batty Langley hat genau dieser Idee in seinem Werk ›New Principles of Gardening‹ großen Raum eingeräumt. Ein Klassiker, der Ihnen doch sicher nicht unbekannt ist, oder?«
    Helmut verneinte hastig. Batty Langley? Nie gehört …
    Er überlegte rasch, dann sagte er: »Aber bedenkt, gnädige Frau: Wo in der Natur gibt es gerade Linien? In keinem Wald, an keinem Bach, um keinen See. Wenn Ihr also die perfekte Natur kreieren wollt, seid Ihr mit Euren Gedankengängen auf dem richtigen Weg.«
    »Ein wahrhaft passendes Wortspiel!«, lobte die Gräfin und schaute ihn dabei eindringlich an, als grüble sie darüber nach, was man diesem Gärtnerburschen zutrauen konnte und was nicht.
    Valentin zwang sich zu einem Lächeln. Er versuchte zu schätzen, wie viele Leibeigene kniend auf dem kalten Boden herumrutschten, um den jüngsten Einfall der Gräfin zu verwirklichen. So vermummt ihre Herrin war, so armselig gekleidet waren die Männer: In kniekurzen Hosen und mit ein paar Fetzen am Leib mussten sie dem langen Wintertag standhalten. Manche hatten nicht einmal Schuhe an! Ein einfacher Mensch war in den Kreisen der Gräfin nicht viel wert – diese Erkenntnis war für Valentin so schrecklich, dass er am liebsten die Flucht ergriffen hätte. Mit solchen Menschen wollte er keine Geschäfte machen!
    Andererseits war die Voraskova zu ihm und Helmut sehr freundlich. Aufgeschlossener als andere. Sie fragte um Rat, wo andere nur ihre hochtrabenden Gartenpläne dargelegt hatten.

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