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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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unwirklich, dass ich wieder an sie denken musste.
    Hiroshi ließ den Blick über den See schweifen, der als regloser Spiegel den Nebel reflektierte.
    »Siehst du etwas, Hiroshi-san?«, fragte ich, während ich meinen Blick ebenfalls auf die Suche nach einem dieser roten Untiere oder etwas anderem schickte. Doch ich sah nur Schilf und ein paar Reiher, die uns abwartend musterten.
    »Nein, jedenfalls nichts, was uns verwundern müsste«, antwortete mein Begleiter schließlich, dann band er sein Pferd an einen Baumstamm.
    »Meinst du, dass wir noch rechtzeitig kommen? Dass sich die Pforte noch nicht geschlossen hat?«
    »Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht zu spät kommen. Allerdings müssen wir die Pforte erst finden. Dummerweise hat uns die Alte nicht gesagt, wo wir suchen müssen.«
    Er überlegte einen Moment, dann sagte er: »Wir werden uns trennen. Du gehst links um den See, ich rechts. Solltest du etwas finden, das dir auffällig erscheint, merkst du es dir oder bleibst dort stehen, bis ich wieder bei dir bin.«
    Ich blickte zum See. Er war riesig. Es war also nur klug, dass wir nicht zusammen, sondern getrennt suchten.
    »Und wenn du etwas Auffälliges siehst?« Ich war sicher, dass er etwas finden würde, immerhin stand er der Welt der Götter näher als ich.
    »Dann werde ich dich holen.«
    Damit gingen wir auseinander, Hiroshi in die eine, ich in die andere Richtung.
    Als ich seine Gegenwart nicht mehr spüren konnte, überfiel mich eine eigenartige Beklommenheit. Der Nebel schien sich um mich herum zusammenzuziehen, und die Stille lastete schwer auf meinen Ohren. Nach einer Weile hallten meine Schritte so dumpf in der Luft wider, als würde ich durch einen großen Raum schreiten, und meine Augen sahen noch immer nichts weiter als Schilf und Nebel und Wasser. Wo sollte ich hier einen Palasteingang finden?
    Als ich schließlich fast die Hälfte des Sees umrundet hatte, bemerkte ich, dass sich etwas zwischen den Bäumen bewegte. Zunächst hielt ich es für einen Rakshasa, doch dann sah ich, dass die Gestalt grau und gebeugt war. Es handelte sich um einen alten Mann, der sich mit einer schweren Kiepe abschleppte. Da ich Hiroshi nicht sah und der Alte so angestrengt aussah, ging ich zu ihm.
    »Kann ich Euch helfen, Ojī-san?« Da ich seinen Namen nicht kannte, sprach ich ihn achtungsvoll mit Großvater an. Der alte Mann wandte daraufhin den Kopf. Sein Gesicht war von tausend Falten und Runzeln übersät, nur geringfügig unterschied es sich von der Rinde der alten Bäume, die hier über den See wachten. Er musterte mich misstrauisch, als vermute er, dass ich ihn überfallen und sein kostbar gesammeltes Brennholz stehlen würde. Dann jedoch zog ein Lächeln seinen zahnlosen Mund in die Breite.
    »Das wäre sehr freundlich von dir, Mädchen. Doch wirst du es schaffen, die Kiepe auf deinen Rücken zu heben?«
    Ich betrachtete die Kiepe, die sich unter Holzstücken nur so bog.
    »Ich versuche es, und wenn ich die ganze Last nicht schaffe, so nehme ich Euch doch genug ab, damit Ihr nicht mehr so viel zu tragen habt.«
    Der alte Mann nickte und stellte dann die Kiepe auf dem Boden ab. Ich reckte meine Schultern, ging etwas in die Knie und steckte die Arme durch die beiden Tragegurte. Doch ich hatte meine Körperkraft überschätzt. Ich konnte die Kiepe zwar bewegen, aber nicht wirklich auf meinen Rücken heben.
    »Dachte ich’s mir doch«, sagte der Alte und half mir, wieder aus den Gurten zu kommen.
    »Dann muss es wohl mit einem Teil der Last gehen.«
    Der Alte band das Tuch, das er um die Schultern trug, ab und breitete es neben der Kiepe aus.
    Während ich die Holzstücke so darauf stapelte, dass sie möglichst wenig Platz wegnahmen, spürte ich meine Fähigkeit, Wasser im Holz zu finden.
    »Diese Stücke solltet Ihr eine Weile neben der Feuerstelle lagern«, sagte ich so demütig wie möglich zu dem Alten. »Ich spüre noch sehr viel Wasser im Holz.«
    »Soso, du bist ein Mensch, der Wasser spüren kann.« Der alte Mann kicherte vor sich hin. »Das ist eine sehr seltene Fähigkeit, weißt du?«
    Das wusste ich, doch um nicht unbescheiden zu wirken, sagte ich rasch: »Ich bin sicher, dass es noch mehr Menschen gibt, die das können.«
    »Oh nein, glaube mir, das können sie nicht. Du scheinst mir etwas Besonderes zu sein.« Der alte Mann legte den Kopf schief und betrachtete mich eine Weile. Auf einmal kam mir sein Blick etwas bedrohlich vor. Doch nur einen Moment später flammte wieder das Lächeln auf, und

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