Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
fürchte ich nicht, Diener Enmas!«, entgegnete sie und klatschte in die Hände wie ein Kind, das sich über einen Scherz freut. »Hast du wirklich gedacht, ich wüsste nicht, wer du bist? Wir sind alle Kinder derselben Götter, eines erkennt das andere, seinen Bruder, wenn man so will.«
»Ich bin nicht dein Bruder!«, knurrte Hiroshi gereizt.
»Ich denke schon. Wenn auch ein sehr entfernter.« Die Kitsune drehte sich einmal um die eigene Achse, verschwand und tauchte an einer anderen Stelle wieder auf.
Ich musste mir das Lachen verkneifen, als ich feststellte, dass selbst Hiroshi Mühe haben würde, ihr etwas anzutun.
Er fixierte sie mit finsterem Blick.
Doch die Kitsune verschwand erneut, tauchte dann hinter ihm auf und zog ihn an einer Haarsträhne. Als er blitzschnell und mit bloßer Hand nach ihr griff und sie erwischte, schnappte ich erschrocken nach Luft. Konnte ein Diener des Todes mit seiner bloßen Berührung auch eine Kitsune töten?
Die Fuchsfrau wirkte einen Moment erschrocken, doch dann lachte sie erneut und befreite sich aus seinem Griff, indem sie einfach verschwand. Nur einen Lidschlag später saß sie bei uns vor dem Feuer.
»Deine Berührung kann mich nicht töten!«, sagte sie schadenfroh. »Aber wir sollten mit den Spielchen aufhören, denn schon bald wird sich die Pforte zum Korallenpalast öffnen.«
»Dann weißt du davon?«, fragte ich und blickte zu Hiroshi hinüber.
»Natürlich weiß ich das. Und ich finde es sehr klug, dass du deine wahre Mission nicht verraten hast, Tomoe. Aber ich weiß, dass ihr den Spiegel der Amaterasu nur hier finden könnt. Und das nur zu einer bestimmten Zeit im Jahr.«
Allmählich fragte ich mich, ob die Kitsune nicht auch die seltsame Alte war, in deren Hütte wir übernachtet hatten. »Aber … «
»Der alte Mann, weißt du nicht mehr? Es war wirklich sehr nett, dass du ihm die schwere Holzkiepe abgenommen hast. Allerdings hättest du ihn gar nicht erst sehen sollen. Da war ich wohl ein bisschen nachlässig.«
Ich traute meinen Ohren nicht. »Du warst der alte Mann?«
Die Kitsune nickte. Und schon verschwamm das jugendliche Mädchengesicht und wurde zum Antlitz des Alten aus dem Wald.
»Gestaltwandler«, murmelte Hiroshi. »Darüber muss ich dir auch noch etwas beibringen … «
»Oh, das kann ich doch auch tun. Also, pass auf, Tomoe-chan, wir Kitsune können nicht nur eine Menschengestalt annehmen, wir sind in der Lage, uns in verschiedene Gestalten zu verwandeln. So kann ich ebenso ein alter Mann sein wie ein junges schönes Mädchen.« Kaum hatte sie das gesagt, verwandelte sie sich wieder zurück. »Ich wähle eine Gestalt, die den Menschen entweder besonders angenehm ist oder bei ihnen keinen Verdacht erregt. Wenn es sein muss, kann ich mich auch in einen bedrohlichen Krieger oder einen Räuber verwandeln, was aber sehr unvorteilhaft ist, weil die Leute vor einem fliehen oder ihre Waffen zücken. Da ich alles andere als eine gute Kämpferin bin, bleibt mir nichts anderes übrig, als vor den Leuten schlagartig zu verschwinden, doch das wiederum bringt meine Tarnung in Gefahr und … «
»Komm zur Sache, Kitsune!«, fuhr Hiroshi ihr unhöflich ins Wort. »Du sagst, das Tor öffnet sich heute Nacht. Wo befindet es sich?«
»Du bist und bleibst ein grober Hauklotz, Diener Enmas!« Die Kitsune sah ihn mit funkelnden Augen an. »Aber was will man von einem Diener des Todes erwarten.« Sie seufzte einmal, dann verwandelte sie sich vor unseren Augen in einen Fuchs.
»Folgt mir, ich führe euch.«
Damit lief sie in Richtung See. Ich sprang auf, während Hiroshi sitzen blieb.
»Was ist, sie will uns führen!«
»Du traust einem Fuchsweib? Wahrscheinlich wird sie dich zu einer Stelle bringen, an der du im Schlamm versinkst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Sie hat bisher noch nie etwas getan, das uns geschadet hat. Außerdem steht sie noch immer in unserer Schuld. Oder gilt das nicht für Kitsune?«
Nun erhob sich Hiroshi. »Doch, das gilt. Also gut, sehen wir nach, wohin sie uns führt. Aber sollte sie uns reinlegen, werde ich ihr das Fell über die Ohren ziehen.«
»Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird.«
Als wir uns dem See zuwandten, war die Fuchsfrau bereits verschwunden. Doch nach einer Weile erblickte ich ihren Umriss auf einem großen Stein nahe des Ufers. War der Eingang hier?
»Dafür, dass ihr so verzweifelt den Eingang zum Korallenpalast sucht, lasst ihr euch aber viel Zeit!«
Sie sprang auf und lief
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