Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
gefangen hatten, hätten sie neue Bedingungen geschickt. Schlimmstenfalls wäre die Leiche des Abtes vor der Tür oder anderswo aufgetaucht. Nein, ich bin sicher, dass er noch am Leben ist. Das Lösegeld ist ihnen zu wertvoll.« Wieder sah er mich an. »Und sie scheinen auch zu wissen, dass nur wir es beschaffen können.«
Was meinte er damit? Natürlich hätte nicht irgendwer in den Korallenpalast gehen können, aber ich hätte es ohne die Hilfe der Kitsune und einem Diener Enmas auch nicht geschafft. Ja, ich hätte davon nicht einmal gewusst! Woher wussten die Schattenkrieger, dass ich von den Göttern ausersehen wurde, nach den Throninsignien zu suchen? Und dass ich hier war?
»Hat es danach noch irgendwelche Angriffe seitens der Schattenkrieger gegeben?«, fragte Hiroshi weiter, was Satoshi verneinte.
»Sobald wir wieder hinter unseren Mauern waren, hat es aufgehört. Aber diejenigen, die übrig geblieben waren, getrauten sich tagelang nicht, das Kloster zu verlassen und die Toten einzusammeln. Da wir uns über die Dorfgrenze gewagt hatten, sahen die Schattenkrieger keinen Grund, sich an die Wege zu halten. Sie sind uns nachgejagt und haben noch etliche getötet.«
»Und was ist mit den Toten?«, fragte ich.
»Wir haben sie natürlich geholt und ihnen alle Ehren zuteilwerden lassen. Auch Iwasama, obwohl er es nicht verdient hatte.«
»Wer weiß, wer oder was auf ihn eingewirkt hat«, murmelte Hiroshi daraufhin. Seine anfängliche Wut war ein wenig verraucht, und auch wenn er noch immer grimmig wirkte, konnte ich an seinen Augen erkennen, dass er jetzt eher über die nächsten Schritte nachdachte. »Leider können wir ihn nicht mehr fragen.«
»Nein, leider können wir das nicht.« Satoshi senkte traurig den Kopf und betrachtete sein Gesicht im Spiegel der Teeschale.
Als wir die Küche wieder verlassen hatten, begaben wir uns nicht gleich zu den Quartieren, sondern zum Schrein, um unserer gefallenen Brüder zu gedenken. Und um allein miteinander sprechen zu können.
Die Erinnerung an den Angriff der Ninjas ließ mich erschaudern, doch auf meine Nachfrage hin, ob es hier wirklich sicher sei, entgegnete Hiroshi, dass er es spüren würde, wenn jemand lauschte.
»Du sagtest vorhin, dass etwas oder jemand auf Iwasama eingewirkt hätte«, begann ich. »Meinst du, irgendwer hat einen Zauber auf ihn gelegt?«
»Möglicherweise. Oder er hat den Einflüsterungen von irgendjemandem geglaubt. Eine dritte Möglichkeit wäre, dass jemand ihm berauschende Kräuter unters Essen gemischt hat.«
»Aber das hätte doch Satoshi bemerken müssen.«
»Nicht unbedingt. Die Küche ist jedem frei zugänglich, und wie du weißt, gibt es auch Momente, in denen sie vollkommen unbeobachtet ist. Jemand, der vorgibt, sich Kräuter oder etwas zu essen holen zu wollen, kann dort unbehelligt alles nehmen, was er braucht.«
»Dann haben wir wohl doch einen Verräter im Kloster.« Diesen Verdacht hatte ich schließlich bereits, als das Kloster überfallen wurde. Handelte es sich dabei nicht doch um meinen alten Feind?
»Was ist mit Taketsuna?«, sprach ich meinen Verdacht laut aus. »Er hat allen Grund, Takeshi zu hassen. Immerhin hat der ihn aus dem Kloster geworfen.«
Das Triumphgefühl, das ich dabei verspürt hatte, beschämte mich nun, denn was wie meine Rettung ausgesehen hatte, entpuppte sich als Fluch für das ganze Kloster.
»Taketsuna mag den Schattenkriegern vielleicht verraten haben, wie man in das Kloster gelangen kann. Doch ganz sicher hat er sich nicht eingeschlichen und dann auf Iwasama eingewirkt.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte ich. »Kannst du jeden Winkel des Klosters einsehen? Woher weißt du, dass er nicht nachts über die Mauer geklettert ist und Iwasamas Speisen vergiftet hat? Mit Billigung der Schattenkrieger brauchte er keine Angst haben, Wege zu verlassen. Er konnte sich den besten Zugang zum Kloster suchen und ungestört seine Arbeit tun.«
Hiroshi schwieg nachdenklich. Ich war davon überzeugt, dass ich recht hatte. Doch die Miene meines Lehrmeisters wirkte noch immer skeptisch.
»Bedenke, dass du dich von persönlichen Gefühlen gegenüber Taketsuna leiten lässt. Für das, was er dir angetan hat, hasst du ihn.«
»Das ist wahr«, bekannte ich freimütig. »Doch fällt dir jemand anderes ein? Ich mag die Brüder nicht so gut kennen wie du, aber ich hatte bei keinem bisher das Gefühl, dass er falsch gewesen wäre. Außer Taketsuna.«
»Nun, das werden wir herausfinden. Aber erst einmal
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