Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
Yoshinaka von den Schattenkriegern gelähmt und abgeschlachtet wurde.
»Wirklich?« Hiroshi betrachtete mich prüfend. Dann wandte er den Blick ab und sagte überraschenderweise: »Du hast recht, ein direkter Angriff wäre falsch.« Er verschränkte die Arme vor der Brust, griff mit einer Hand an seine Stirn. »Ich glaube, ich bin wirklich schon viel zu lange in diesem Körper«, knurrte er. »Ich beginne allmählich, so langsam im Denken zu werden wie ihr Menschen.«
Ich lächelte. »Das lass besser nicht deine Mitbrüder hören, die würden dir das übel nehmen.«
»Sie würden mich für verrückt halten.« Jetzt lächelte er sogar etwas, bevor er für eine Weile in Gedanken versank.
»Tunnel«, platzte es plötzlich aus ihm hervor. Ich schnappte erschrocken nach Luft.
»Tunnel?«
»Ich hatte es schon fast vergessen«, entgegnete Hiroshi. »Die Schattenkrieger haben in einem bestimmten Teil des Berges Tunnel angelegt, in denen sie sich vollkommen ungesehen bewegen können. Auch darauf gründet ihre Unsichtbarkeit.« Er schlug sich mit der Hand vor den Kopf. »Ich bin so dumm!«
Ich wollte gerade widersprechen, da setzte er hinzu: »Natürlich! Sie haben dich nicht verfolgt, weil du einen von ihnen gesehen hast. Du bist ganz einfach einem ihrer Tunnelausgänge zu nahe gekommen!«
Ich verstand noch immer nicht. Hiroshi, der mir meine Ratlosigkeit ansah, erklärte: »Die Schattenkrieger haben dich vermutlich nicht angegriffen, weil sie von deiner Mission wissen. Nein, sie fürchteten nur, dass du mehr gesehen hast, als ihnen lieb war.«
»Und was soll das nützen?«
»Wir werden den Tunneleingang suchen. Durch ihn können wir vielleicht ins Dorf gelangen und Takeshi finden und retten, ohne den Spiegel aus der Hand geben zu müssen.«
»Du warst schon einmal im Dorf«, sagte ich. »Aber kennst du dich gut genug aus, um ihn zu finden?«
»Erst einmal müssen wir herausfinden, ob der Abt immer noch im Dorf ist. Möglicherweise haben sie ihn auch woandershin gebracht. Wir müssen vorsichtig sein. Die Pfeile der Schattenkrieger machen mir nichts aus, aber Takeshi könnte getötet werden. Ihn müssen wir zu dem Tunnel bringen.«
»Wenn die Schattenkrieger bemerken, dass er weg ist, werden sie das Kloster angreifen. Wir haben nicht genug Mönche, um ihnen zu widerstehen. Zumal sie Wege kennen, um ins Innere zu kommen. Sonst wäre ihnen das beim ersten Mal nicht gelungen.«
»Dazu haben wir ja den Fürsten. Er soll keineswegs mit uns ins Dorf schleichen, das müssen schon wir beide tun. Aber er könnte uns helfen, das Kloster zu verteidigen.« Er dachte einen Moment über seine Worte nach, dann sagte er: »Wir brauchen jemanden, der verlässlich und schnell genug ist, den Fürsten zu benachrichtigen.«
»Ich könnte zum Palast reiten!«, rief ich, vielleicht eine Spur zu begeistert, denn Hiroshi zog zweifelnd die Stirn kraus.
»Du? Bist du dir sicher, dass du den Palast findest?«
»Wenn du mir eine Karte mitgibst und mir den Weg beschreibst. Weit von hier kann der Palast nicht sein, oder?«
»Es sind gut und gerne vier oder fünf Tagesritte bis dorthin. Unterwegs könnten Räuber lauern.«
»Vor Räubern fürchte ich mich nicht«, entgegnete ich entschlossen und versuchte zu verbergen, dass ich mich auch um diesen Ritt bemühte, weil ich hoffte, ihn wiederzusehen. Yoshinaka, der immer noch durch meine Träume spukte.
»Selbst wenn dir das gelingen würde, bist du möglicherweise nicht schnell genug.«
Warum wollte er mich nicht reiten lassen? Er wusste doch, wie schnell Akihiko laufen konnte! In dem bergigen Gelände hatte er sein Tempo nicht richtig zeigen können, doch ich war sicher, dass sehr viel Kraft in ihm steckte.
»Ich habe vollstes Vertrauen zu Akihiko«, beharrte ich. »Außerdem, wen außer mir kannst du schon schicken? Die Mönche haben alle noch mit den Folgen des missglückten Angriffs zu tun. Und der Fürst kennt mich. Ich könnte ihn sicher dazu bewegen, sich an sein Versprechen zu erinnern.«
Ein seltsames Lächeln huschte über Hiroshis Gesicht. »Ich stimme dir zu, außer dir und mir gibt es keinen, der dem Fürsten so nahe kommen könnte, um ihn um Hilfe zu bitten. Besonders jetzt nicht. Also gut, reite du. Ich werde derweil den Eingang des Tunnels suchen und herausbekommen, wo sich Takeshi befindet. Sei so schnell wie möglich zurück, hörst du?«
Ich versprach es ihm. »Und wo soll der Spiegel so lange bleiben?«, fragte ich mit Blick auf das Bündel neben uns.
»Ich werde es
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