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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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in meiner Obhut behalten. Keine Sorge, mir wird er bestimmt nicht gestohlen.« Hiroshi zog die Handschuhe aus und betrachtete seine Hände. Er brauchte nichts dazu sagen, ich wusste, dass den Dieb eine Berührung erwartete, die ihn von all seinem Tun abbringen würde.

29

    Nach einer sehr unruhigen Nacht und nachdem Hiroshi mich mit etwas Wegzehrung und Heilkräutern ausgestattet hatte, sattelte ich am nächsten Morgen Akihiko und führte ihn noch vor Sonnenaufgang zum Tor. Dass ich ganz allein zum Palast des Fürsten reiten sollte, erfüllte mich ebenso mit freudiger Erregung wie mit Angst. Würde ich wirklich schnell genug sein? Hiroshi hatte mir eine Woche gegeben, um hierher zurückzukehren. Ich würde unterwegs keine großen Pausen machen können und versuchen müssen, mich so gut wie möglich an die Wegbeschreibung, die er mir gegeben hatte, zu halten.
    Wir hatten vereinbart, dass er sich nicht von mir verabschieden wollte – immerhin war er ein Diener Enmas, der so etwas wie Abschiedsgefühle oder Sorge um einen Menschen nicht kennen sollte. Doch als ich in den Sattel stieg, gewahrte ich eine Bewegung am Haupthaus. An einem der Fenster tauchte eine Gestalt auf, mit dunklem Haar und hellem Gewand. Hiroshi. So wie ich ihm damals nachgeschaut hatte, als er mit den anderen Mönchen losgeritten war, um die Räuber zu stellen, so schaute er jetzt mir nach, als ich mich aufmachte. Hatte er Angst um mich? Nein, ich war sicher, dass er sich nur darum sorgte, ob ich den Auftrag erfüllen würde, den die Götter mir gegeben hatten.
    Während ich Akihiko den Bergpfad hinunterlenkte, blickte ich mich noch einige Male zum Kloster um, als wollte ich mir dessen Aussehen einprägen, für den Fall, dass ich nicht wiederkehrte. Als mir das klar wurde, erschrak ich über mich selbst und behielt dann den Blick geradeaus. Sobald das Gelände flacher wurde, trieb ich meinen Apfelschimmel an. Ich ritt an leeren Reisfeldern vorbei, erreichte dann ein Waldstück, das an einem Hang lag. Der Weg hindurch führte den Hang hinauf.
    Akihiko galoppierte dahin, als hätte es die vergangenen Tage nicht gegeben.
    Als die Sonne hoch am Himmel stand und bauchige Wolken davon kündeten, dass der Sonnenschein nicht mehr lange halten würde, gönnte ich meinem Pferd und mir eine kurze Verschnaufpause. Ich ließ Akihiko ein wenig Gras rupfen, pflückte ein paar Beeren ab und steckte sie mir in den Mund.
    Dann kamen wir zu einem Gelände, in dem ich den Apfelschimmel nicht schnell laufen lassen konnte, weil es einfach zu unwegig war. Die umgestürzten Bäume häuften sich, viele Zweige hingen so tief, dass man achtgeben musste, sie beim Reiten nicht ins Gesicht geschlagen zu bekommen.
    Danach ritten wir durch ein Gebiet, das viel besser passierbar war, nur schien hierher kein einziger Sonnenstrahl zu kommen. Kühle Luft strich über mein Gesicht und ließ Schauer über meinen Rücken laufen. Ein ungutes Gefühl überkam mich. Es war, als könnte man hier die Geister von Verstorbenen spüren. Vielleicht trafen sie sich sogar hier?
    Plötzlich ertönte ein leises Knacken, das ich unter dem Echo des Hufschlages beinahe überhört hätte. Ich blickte mich um, sah aber nichts. Ich hörte in mich hinein, doch ich spürte nicht, dass Schattenkrieger in der Nähe waren. War es vielleicht nur ein Eichhörnchen gewesen, das sich unachtsam auf einem morschen Zweig niedergelassen hatte?
    Auf einmal raschelte es erneut. Dann fielen dunkle Gestalten aus den Bäumen und umringten mich. Nachdem ich den ersten Schrecken niedergekämpft und den zur Seite tänzelnden Akihiko beruhigt hatte, griff ich nach meiner Lanze und sah mich um. Räuber, schoss es mir durch den Kopf. Das da waren eindeutig Räuber.
    »Sieh an, was haben wir denn da?«, fragte eine höhnische Stimme.
    Der Anführer der Räuber war ein Mann mit breitem Brustkorb, dessen braune Gewänder vorn weit offen standen. Seine Hosen starrten vor Dreck, seine Füße steckten in schlecht gearbeiteten Stiefeln, die er wahrscheinlich einem armen Teufel, der sich in diese Gegend verirrt hatte, abgenommen hatte.
    Auch er trug eine Naginata, die allerdings jener ähnelte, mit der ich mein Elternhaus verlassen hatte. Ob an der Klinge Blut oder Rost klebte, vermochte ich aus der Entfernung nicht zu bestimmen.
    »Geh mir aus dem Weg«, entgegnete ich mit fester Stimme, obwohl mich die Angst nun doch packte. Es waren insgesamt sechs Männer unterschiedlichen Alters. Der Anführer mochte der Älteste sein, der Jüngste

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