Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
müssen wir Takeshi befreien. Solange er noch bei den Schattenkriegern ist, können wir nicht nach dem Verräter suchen.«
»Dann befreien wir ihn!«, entgegnete ich. »Wir haben den Spiegel.«
»Den werden wir den Schattenkriegern nicht überlassen!«, entgegnete Hiroshi finster.
»Aber was wird dann aus Takeshi?« Ich mochte mir gar nicht vorstellen, was die Schattenkrieger ihm in der Zwischenzeit angetan hatten.
»Wir müssen sie überlisten. Auf keinen Fall dürfen sie in den Besitz des Spiegels kommen!«
»Einer unserer Schmiede könnte doch einen zweiten Spiegel anfertigen. Wissen die Schattenkrieger überhaupt, wie er aussieht?«
»Sie selbst vielleicht nicht, aber die Männer, die sie angeheuert haben. Ich bezweifle, dass die Schattenkrieger Interesse an der Macht haben. Sie halten sich lieber im Hintergrund, ziehen ihre Fäden und nutzen die Mächtigen zu ihren Gunsten aus. Nein, ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass die Taira dahinterstecken. Sie haben Angst vor den Minamoto, und es wäre auch denkbar, dass Go Shirakawa, der alte Kaiser, inzwischen nicht mehr gewillt ist, einen Enkel der Taira auf dem Chrysanthementhron zu sehen. Um Antoku die Macht zu sichern, braucht er die Insignien.«
»Aber das erklärt noch immer nicht, woher sie wissen sollen, dass nur wir den Spiegel finden konnten.«
Hiroshi versank einen Moment lang in Gedanken. »Möglicherweise gibt es doch eine Erklärung dafür. Vielleicht bekommen die Taira Hilfe aus der Dämonenwelt. Vielleicht haben sie einen Wahrsager, der ihnen vorausgesagt hat, dass eines Tages ein Menschenmädchen ihre Macht angreifen könnte.« Jetzt blickte er mich eindringlich an. Den Namen des Menschenmädchens brauchte er mir nicht zu nennen.
»Das ist nicht möglich.«
»Doch, das ist es. Du sollst mit den Insignien den wahren Kaiser hervorbringen. Mögen die Taira auch unvertraut sein mit den Aufgaben, die die Götter dir stellen, so wandelst du doch auf einem Schicksalspfad, den ein guter Wahrsager erkennen könnte. Dadurch, dass die Schattenkrieger dich bemerkt haben, könnten die Taira die richtigen Schlüsse gezogen haben.«
Als ich verstand, was er damit sagen wollte, senkte ich bekümmert den Kopf.
»Also bin ich doch schuld daran, dass Takeshi gefangen genommen wurde. Und dass all unsere Brüder gestorben sind.«
»An dem Tod unserer Brüder trägt einzig Iwasama die Schuld«, entgegnete Hiroshi. »Wenn überhaupt. Und dass Takeshi gefangen genommen wurde, ist auch nicht deine Schuld, sondern die der Taira. Doch eines Tages wird der wahre Kaiser sie bestrafen, glaube mir.«
Ich spürte, dass dies ein langer schmerzvoller Weg war, ein Weg, den ich eigentlich nicht hatte beschreiten wollen. Hätte nicht alles so bleiben können, wie es war? Selbst die Heirat, vor der ich mich einst so gefürchtet hatte, erschien mir nicht mehr so schrecklich wie der Kampf gegen eine Macht, deren Größe wir gar nicht abschätzen konnten.
Hiroshi gab sich einen Ruck.
»Jetzt müssen wir uns etwas einfallen lassen. Den Spiegel noch einmal zu schmieden ist nicht möglich, ebenso wenig, wie es möglich war, einen der falschen Spiegel aus dem Korallenpalast mitzunehmen. Keinesfalls können wir den Schattenkriegern etwas anderes geben.«
»Und wenn wir ihnen den Spiegel geben, ihn dann aber wieder stehlen?«
Hiroshis Grinsen war furchterregend. »Dazu müsstest du ein Diener Enmas sein.«
»Was das angeht, kenne ich da eine gewisse Person«, entgegnete ich schulterzuckend.
»Das tust du vielleicht, aber diese Person kann auch nicht verhindern, dass der Spiegel sogleich in andere Hände gelegt und fortgeschafft wird. Um einem Boten in Windeseile zu folgen, müsste ich meinen Körper ablegen, aber wie du siehst, brauche ich ihn noch.«
»Welche anderen Möglichkeiten haben wir denn?«
Ein wissender Ausdruck erschien auf Hiroshis Gesicht. »Du hast gehört, was Fürst Yoshinaka gesagt hat. Dass wir jederzeit zu ihm kommen könnten, wenn wir Hilfe bei der Befreiung von Takeshi brauchen.«
»Ja, das hat er gesagt, aber wie soll diese Hilfe aussehen? Er kann unmöglich mit seinen Kriegern den Berg hinaufstürmen und das Dorf angreifen. Schlimmstenfalls werden er und seine Leute genauso niedergemetzelt wie unsere Brüder.«
»Du sorgst dich um ihn, nicht wahr?«
»Um wen?«
»Den Fürsten. Ich habe gespürt, dass er dir gefällt.«
»Das ist Unsinn«, wehrte ich ab und schämte mich gleichzeitig, dass er es so genau getroffen hatte. Ich wollte nicht, dass
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