Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
denn? Du bist eine gute Kämpferin. Du hättest sie auch ohne mich besiegt.«
»Wenn du davon überzeugt wärst, wärst du doch bestimmt nicht aufgetaucht!«
Wieder kicherte die Fuchsfrau. »Ich bin aufgetaucht, weil du mich interessierst, Tomoe. Wo reitest du hin, so ganz ohne deinen Freund?«
Ich zögerte zunächst, doch da die Kitsune mir bisher nur Gutes getan hatte und ich nicht das Gefühl hatte, dass sie mich verraten würde, antwortete ich: »Ich muss zum Palast des Fürsten Yoshinaka reiten. Wir brauchen seine Hilfe, um den Abt unseres Klosters zu befreien.«
»Dann hat der Spiegel der Göttin nicht geholfen? Oder seid ihr betrogen worden?«
»Hiroshi will ihnen den Spiegel nicht überlassen, denn er braucht ihn für den wahren Kaiser. Er fürchtet, dass die Taira damit Antoku unterstützen könnten. Dass sie noch mehr Macht bekommen und schließlich die Minamoto vernichten könnten.«
»Was natürlich nicht gut wäre für dieses Land«, entgegnete die Kitsune nachdenklich. »Alles muss im Gleichgewicht bleiben, Freund und Feind, Gut und Böse. Obsiegt das eine, könnte das genauso Verderben bringen, als würde das andere das eine vernichten.«
Was meinte sie damit? Ich wünschte mir inständig, die Worte der Kitsune verstehen zu können.
»Dann werde ich dich begleiten, wenn du möchtest«, sagte sie nun fröhlich. Daran gab es immerhin nichts falsch zu verstehen.
»Meinst du das ehrlich?«
Die Fuchsfrau nickte. »Ich würde zu gern einmal den Palast des Fürsten sehen. Vielleicht gibt es da noch andere von meinesgleichen.«
»Du meinst, im Palast leben Fuchsfrauen?«
»Wir leben überall!«, entgegnete die Kitsune. »Unerkannt unter den Menschen, als Dorfbewohner, Einsiedler, als Hofdamen und Krieger. Es wäre gut möglich, dass auch Fürst Yoshinaka die eine oder andere in seinem Gefolge hat.«
War das möglich? Konnte ich Fuchsfrauen bereits früher begegnet sein, ohne es zu wissen?
»Aber fällt das denn nicht auf? Ich meine, ihr habt doch alle sehr ungewöhnliche Fähigkeiten. Und bestimmt setzt ihr diese auch ein.«
»Natürlich setzen wir sie ein«, sagte die Fuchsfrau listig. »Doch glaubst du wirklich, dass jemand eine edle Dame im Schlaf stört, wenn sie nicht aufgeweckt werden möchte? Wenn jeder sie für schlafend wähnt, huscht sie in Fuchsgestalt durch die Gärten, duckt sich unter Sträucher und belauscht die Männer des Hofes, während sie ihre Pläne schmieden. Ist sie ihrer Herrin wohlgesonnen, teilt sie dieses Wissen mit ihr. Wenn die Herrin ihr egal ist, freut sie sich insgeheim über alles, was sie in Erfahrung bringen kann, denn das hilft ihr im weiteren Leben.«
Ich erinnerte mich an meine Versuche, etwas über das Kloster in Erfahrung zu bringen, indem ich hinter dem Wandschirm in der Gebetshalle lauschte.
»Dann wünschte ich, ich wäre so wie du«, kam es mir über die Lippen.
»Das ist ein törichter Wunsch, denn wir können nur als das eine oder andere geboren werden. Ich bin die Tochter einer Fuchsfrau, du bist die Tochter einer Menschenfrau. Nie kann das eine das andere werden.« Bei den letzten Worten wirkte sie fast ein wenig traurig. Wünschte sie sich insgeheim, ein Mensch zu sein? Obwohl sie doch jede menschliche Gestalt annehmen konnte und wesentlich länger lebte als ein Sterblicher?
»Wir sollten uns nicht den Kopf über solche Dinge zerbrechen«, sagte sie nach kurzer Gedankenpause wieder heiterer. »Du hast einen Auftrag, und wie ich Enmas Diener kenne, wird er dir nur wenig Zeit gelassen haben, ihn zu erfüllen.« Bevor ich zustimmen konnte, setzte die Kitsune wie zu sich selbst hinzu: »Seltsam, dass jemand aus dem Reich der Ewigkeit nie Zeit zu haben scheint.«
»Kennst du den Weg zum Palast?«, fragte ich schnell.
»Ich denke schon. Aber ich werde es dir überlassen, den Weg zu suchen. Dein Freund hat dir doch sicher eine Beschreibung gegeben?«
»Das hat er. Nur weiß ich nicht, ob ich den Palast finden werde.«
»Dann höre auf dein Herz. Es wird den Weg finden, weil es weiß, dass dort ein anderes schlägt, das es mag.«
Ich errötete. Natürlich hatte die Kitsune mitbekommen, wie es um meine Gefühle gegenüber Yoshinaka stand. Gefühle, die nicht sein durften, da sie genauso töricht waren wie der Wunsch, eine Fuchsfrau zu werden.
»Nun komm, oder willst du deinen Freund warten lassen? Ich kann mir vorstellen, dass er sehr ungehalten dir gegenüber wird, wenn du nicht rechtzeitig zurückkehrst. Womöglich berührt er dich noch mit
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