Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
«, brachte ich krächzend hervor, denn die Kräuter lähmten meine Stimme.
Hiroshi stieß ein raues Lachen aus. »Warum nicht?«, fragte er, und es erschreckte mich, dass ich sein Vorhaben erraten hatte.
»Weil … ich … ihn … bestrafen … «
Weiter kam ich nicht, denn mein Körper schien auf einmal in einem Meer zu versinken. Meine Stimme versagte, meine Lider fielen zu, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Dann schlief auch mein Verstand ein.
Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich mich, als sei eine Last von mir genommen. Im ersten Moment bildete ich mir ein, dass es morgens war, der Morgen vor der Prüfung, dass ich gleich aufstehen und mich ankleiden würde, dass ich diesmal den Küchendienst ausfallen lassen durfte und gleich mit den anderen Schülern auf den Innenhof gehen würde.
Doch dann sah ich, dass Abendrot vor dem Fenster leuchtete. In meiner Kammer duftete es nach Kräutern, und ich spürte, dass meine Glieder schwer waren und mein Rücken schmerzte.
Während ich mich umsah, kehrte die Erinnerung zurück. Taketsuna! Er hatte mir einen furchtbaren Schlag in den Rücken verpasst. Die Prüfung war gelaufen und ich hatte gegen ihn verloren.
Die Erinnerung an den Schlag ließ meine Nackenhaare zu Berge stehen. Aber dann merkte ich, dass der Schmerz zwar noch immer da, jedoch nicht mehr ganz so schlimm war. Ich konnte wieder richtig atmen. Hatte ich das alles Satoshis Kräutern zu verdanken?
Vielleicht kam es aber auch daher, dass ich auf dem Boden lag. Was hatte Takeshi gesagt? Dass ich ruhig auf meiner Matratze liegen sollte, damit die gebrochenen Rippen nicht falsch zusammenwuchsen.
Erst jetzt wurde mir klar, wie ungeheuerlich Taketsunas Tat war. Er hatte mir mit seinem Schlag zwei Rippen gebrochen. Nobunaga hatte wirklich nicht übertrieben – selbst die Übungswaffen waren gefährlich.
Als ich hörte, wie die Tür aufgeschoben wurde, drehte ich den Kopf zur Seite. Etwas zu schnell anscheinend, denn ich bezahlte die Bewegung mit einem stechenden Schmerz, der mir den Atem nahm.
In der Tür erschien Hiroshi, aufrecht und mit grimmiger Miene.
»Wie geht es dir?«, fragte er, während ich Böses ahnte. Hatte er etwas gegen Taketsuna unternommen? Ihn vielleicht getötet?
Nein, sagte mir eine innere Stimme. Takeshi hätte das gewiss nicht zugelassen.
»Besser«, antwortete ich, als ich den Atem wiedergefunden hatte.
»Das glaube ich dir nicht«, entgegnete mein Lehrmeister und ließ sich dann neben mir nieder. »In den nächsten Tagen wird dein Rücken noch mehr schmerzen, denn im Moment spürst du nur die Wirkung von Satoshis Heilkräutern.«
»Ich danke Euch für Eure Ehrlichkeit«, sagte ich ein wenig verärgert. »Aber macht man einem Kranken nicht auf andere Weise Mut?«
»Krank bist du nicht, nur verletzt. Die Verletzung wird heilen und dich immer daran erinnern, deinen Rücken zu schützen. Wenn du genesen bist, wirst du hoffentlich eine noch umsichtigere Kämpferin werden.«
»Und was ist mit … « Ich brachte seinen Namen nicht über die Lippen. Wieder hatte ich seinen eisigen Blick vor mir, wieder spürte ich den Schlag auf meinen Rücken.
»Taketsuna wurde, während du geschlafen hast, vor die Brüder zitiert und zur Rede gestellt. Da er sich sehr uneinsichtig zeigte und es verboten ist, ein anderes Mitglied des Klosters zu verletzen, besteht seine Strafe in Verbannung.«
Verbannung. Das bedeutete, dass ich ihn los war!
Ich konnte mein Glück kaum fassen und scheute mich auch nicht, dies Hiroshi gegenüber zu zeigen.
»Taketsuna wird noch fünf Wochen hierbleiben, dann muss er das Kloster verlassen und darf nur dann wieder erscheinen, wenn er in Not ist und unsere Hilfe erbittet.«
»Fünf Wochen?«, fragte ich verwundert. »Warum darf er noch fünf Wochen bleiben?«
»Für jedes Jahr der Treue eine Woche«, erklärte mir Hiroshi. »So ist es bei uns Brauch, wenn jemand wegen eines einmaligen schweren Vergehens verbannt wird.«
»Dann war er fünf Jahre hier.« Auf einmal wurde mir klar, dass ich über meinen Feind überhaupt nichts wusste. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, etwas über Taketsuna in Erfahrung zu bringen.
»Ja, und es ist ein Jammer, dass wir ihn verlieren. Er ist ein sehr guter Kämpfer und bis zu deinem Auftauchen hatte es auch keinen Vorfall mit ihm gegeben.«
»Also bin ich schuld daran, dass ihr einen guten Kämpfer verliert.«
»Nein, daran ist er selbst schuld. Takeshi hat lange mit ihm gesprochen, aber nicht ergründen können, woher
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