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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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wahrscheinlich weil sonst nichts im Pferdestall passierte und er Langeweile hatte. Oder weil ihm bei den anderen Pferden klar wurde, dass es eben seine Bestimmung war, einen Reiter zu tragen. Offenbar redeten die Pferde doch miteinander über uns.
    Als ein neuer Frühling anbrach und Ugisu den ganzen Tag über in den Büschen auf dem Klosterhof sang, munkelte man in Enryakuji, dass die Taira bald zu einem Feldzug aufbrechen würden. Doch mehr denn je war ich halb Schülerin, halb Dienstmagd, weder zu den Dienstboten noch zu den Mönchen gehörig.
    Taketsuna versuchte, mir das Leben zur Hölle zu machen. Bei jeder Begegnung zischte er mir spöttische Bemerkungen und Beleidigungen zu. Manchmal stellte er mir ein Bein, wenn ich mit dem Putzeimer auf dem Weg zum Tempel war, und amüsierte sich köstlich, wenn ich stürzte und das Wischwasser sich über mich ergoss.
    Ich versuchte, seinen Angriffen auszuweichen, doch der dadurch entstandene Friede währte nicht lange. Taketsuna ließ sich immer neue Bosheiten einfallen. Nicht nur einmal wurde ich von Kopf bis Fuß durchnässt, trat in spitz geschliffene Steine oder riss mir die Kleider an hervorstehenden Nägeln auf. So plötzlich, wie seine Attacken kamen, glaubte ich schon, dass auch er ein Schattenkrieger war, der sich ins Kloster eingeschlichen hatte. Als ich meinen Verdacht gegenüber Hiroshi äußerte, lachte er nur. »Taketsuna mag dich hassen, aber er ist kein Schattenkrieger, so viel steht fest. Geh ihm am besten aus dem Weg, es ist das Einzige, was du tun kannst. Ich muss dich nicht daran erinnern, dass es verboten ist, mit einem Mitglied des Klosters einen Kampf anzuzetteln, der nicht auf dem Übungsfeld stattfindet.«
    Ich erinnerte mich, dass er dieses Verbot zu Beginn meines Aufenthaltes hier erwähnt hatte. Doch was sollte ich gegen den Wunsch tun, meinem Feind die Haare einzeln auszureißen?
    Ich lernte, mich zu beherrschen und, anstatt Ninjas zu riechen, Taketsunas Anwesenheit zu spüren. Gegen seine Angriffe konnte ich nichts unternehmen, aber es gelang mir, ihnen auszuweichen, indem ich ihn witterte, seine Spuren fand und so eine Begegnung vermeiden konnte.
    Wenn seine Attacken dann andere Mönche trafen und sie Taketsuna als Schuldigen entlarvten, versuchte ich, mir meine Freude nicht anmerken zu lassen – doch wenn ich in meiner Kammer war, kugelte ich mich vor Schadenfreude auf dem Boden. Taketsunas dummes Gesicht, wenn er von den Mönchen gerügt wurde, war einfach göttlich!

12

    An einem Vormittag im Monat Satsuki, der mich schmerzlich daran erinnerte, dass meine Familie und ich zu der Zeit jeweils die Reissetzlinge auf dem Feld ausgepflanzt hatten, versammelte Takeshi alle Schüler auf dem Übungsplatz hinter dem Kloster. Die Bergluft, die am Morgen noch kühl gewesen war, strich aufgewärmt von der Sonne über unsere Körper und trug den Geruch von frisch geschnittenem Bambus in unsere Nasen. Doch sobald der Wind nachließ, brannte die Sonne auf unsere Köpfe und wärmte das Gras, das neben dem Platz wucherte.
    Vor Aufregung schlug mir das Herz bis zum Hals. Der Tag der ersten Prüfung war gekommen! Obwohl ich mit den anderen Schülern nicht viel sprach, hatte ich aus den wenigen Fetzen aufgeschnappt, dass all jene, die sich mit der Waffe bewährten, in den Rang eines Bruders aufgenommen würden. Ich sah mir daraufhin die Jungen ein wenig genauer an. Wer von ihnen mochte das sein? Bestimmt Yamato, er war von allen der Beste.
    Und würde ich vielleicht dazugehören? Ich war zwar kein angehender Mönch, aber vielleicht ließ man mich, wenn ich die Aufgabe meisterte, endlich mit gegen die Banditen reiten!
    Die Prüfung wurde unter den Augen sämtlicher Brüder von älteren Schülern und Mönchen abgenommen. Anstelle unserer eigentlichen Waffen händigte man uns Übungswaffen aus Holz aus, denn wir sollten uns ja nicht gegenseitig umbringen. Dennoch ermahnte uns der Waffenmeister Nobunaga, dass wir nicht wahllos zuschlagen oder zustechen sollten, denn selbst mit den Holzwaffen konnte man seinen Gegner empfindlich verletzen oder sogar töten.
    Dem grimmigen Mann mit dem vielfach vernarbten Schwertarm wagte niemand zu widersprechen. Wir alle wussten, dass er bei Widerspruch eine Übungsstunde mit ihm persönlich angesetzt hätte, und wir alle, egal wie gut wir mit unserer Waffe umgehen konnten, fürchteten uns vor Nobunaga und seiner legendären Kampfkunst.
    Als wir ausgerüstet waren, nahmen wir Aufstellung. Da ich aus keinem fürstlichen Haus

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