Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
stammte, folgte ich den anderen Jungen als Letzte. Dann traten unsere Prüfer vor.
Mit Schrecken stellte ich fest, dass der Kämpfer, dem ich gegenüberstehen würde, Taketsuna war. Wie sein Grinsen verriet, musste er sich bewusst mir gegenüber aufgestellt haben.
Hilfe suchend blickte ich zu Hiroshi. Ich fand ihn zwischen den Mönchen, doch er war in ein Gespräch vertieft.
»Dein Sensei wird dir nicht helfen können«, zischte Taketsuna hämisch, denn natürlich hatte er meinen Blick bemerkt. Und obwohl ich mich bemühte, mir meine Angst nicht anmerken zu lassen, schien er sie zu spüren, denn nachdem er mein Gesicht eine Weile gemustert hatte, trat ein zufriedener Ausdruck in seine Augen.
Die Prüfung ging nach strengen Regeln vonstatten. Nacheinander erhoben sich die Paarungen der Kämpfer und rangen miteinander, bis einer von ihnen aufgab oder seine Waffe verlor. Taketsunas gemeiner Blick lag während der gesamten Zeit auf mir. Doch nach einer Weile erwiderte ich ihn trotzig und nahm mir vor, ihn mit allem, was ich hatte, zu bekämpfen.
Als wir endlich an der Reihe waren, hatte die Sonne ihren Zenit bereits überschritten. Im sonnenwarmen Gras zirpten ein paar Zikaden, und Vögel vollführten einen zwitschernden Tanz über den Pagodendächern des Klosters.
Auf den Ruf des Meisters hin erhoben wir uns, gingen in Kampfposition und verbeugten uns. Kurz nachdem ich mich wieder aufgerichtet hatte, schwang Taketsuna seine Waffe bereits herum. Viel zu früh, denn ich hatte meine Naginata noch nicht einmal erhoben. Erschrocken sprang ich zurück. Das verstieß gegen die Regeln!
Mein Herz begann zu rasen, als mir klar wurde, dass Taketsuna offenbar vorhatte, mich zu töten. Oder aber mich in Grund und Boden zu stampfen, um Takeshi zu zeigen, dass seine Entscheidung damals falsch gewesen war und ich nicht in dieses Kloster gehörte.
Die Klinge sauste an mir vorbei und blitzschnell hatte ich meine Naginata oben. Den nächsten Hieb versetzte mir mein Gegenüber kaum einen Atemzug später, doch ich parierte ihn, löste meine Waffe von der meines Gegners und ließ sie um das Handgelenk herumwirbeln. Dann warf ich einen grimmigen Blick auf Taketsuna, der mich schief angrinste.
Die nächsten Angriffe kamen schnell und hart. Ich spürte deutlich, dass er mir an Körperkraft überlegen war, doch ich versuchte, dies mit Schnelligkeit wettzumachen, indem ich meinen Körper zur Seite bog, sobald die Klingenspitze auf mich zu schnellte. Das gelang mir eine Weile ganz gut, doch es ärgerte mich, dass das ganze Ausweichen mir nicht die Gelegenheit gab, selbst eine Attacke zu führen.
Schließlich schaffte ich es jedoch, mich von den Angriffen meines Gegners ein wenig freizumachen. Vor meiner herumschwingenden Klingenspitze hatte Taketsuna immerhin Respekt, jedenfalls solange sie um meinen Körper oder mein Handgelenk kreiste, doch ich konnte ihm ansehen, dass er nur darauf lauerte, dass ich nach ihm stieß.
Ich schwang die Waffe noch eine Weile, als gelte es, einen Hagel feindlicher Pfeile abzuwehren. Dann hielt ich inne, vollführte eine halbe Drehung und landete einen Treffer auf seinem Arm. In meiner Freude jedoch vernachlässigte ich meine Deckung. Als sie mir wieder einfiel, war es zu spät.
Der Schlag, der mich unmittelbar danach traf, war so heftig und schmerzhaft, dass ich zunächst glaubte, er hätte meine Wirbelsäule zerteilt. Unfähig, mich irgendwie zur Wehr zu setzen, fiel ich zu Boden und rang verzweifelt nach Atem. Dabei merkte ich, dass ich meine Beine nicht spürte. Ja, ganz gewiss hatte er mein Rückgrat zerteilt, und am liebsten hätte ich geschrien, doch mir fehlte der Atem.
Von irgendwoher ertönte ein Ruf, dann trampelten Füße rings um mich herum. Ich rang verzweifelt nach Luft, wurde panisch, denn ich fürchtete, dass Taketsuna meine Lungen zertrümmert hatte wie ein Tongefäß.
»Taketsuna!«, scholl es zornig über mich hinweg. »Hast du den Verstand verloren?«
Die Stimme gehörte Takeshi, doch da ich noch immer keine Luft bekam und sicher war, gleich in das Reich von König Enma einzutreten, konnte ich mich nicht einmal darüber freuen, dass mein Gegner vom Meister gescholten wurde.
»Sie hat nicht aufgepasst«, gab Taketsuna zurück, und selbst durch den Nebel, der sich auf meinen Verstand legte, hörte ich, wie seine Stimme vor Genugtuung troff. »Sie hätte sich besser zur Seite gewandt, dann hätte sie den Schlag nicht abbekommen.«
Takeshi schnaufte. Derweil spürte ich eine Hand auf
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