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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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mich irgendwann einweihte?
    Über dem Nachdenken wurden mir die Augen schwer. Nun gut, ein neuer Tag würde kommen und vielleicht mehr Klarheit bringen.
    Wenn die nächsten Tage Klarheit brachten, dann lediglich darüber, dass eine Konfrontation zwischen den Minamoto und den Taira nicht mehr zu vermeiden war. An einem nebligen Morgen versammelte uns der Abt auf dem Übungshof. Mit ruhigen Worten erklärte er, was von uns erwartet wurde.
    »Wir werden in den Kampf ziehen, um unsere Feinde und die unseres Fürsten davon abzuhalten, weiteres Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Ich habe Kunde darüber erhalten, dass die Kriegsherren der Taira zum Fluss Fujigawa marschieren, wo sie versuchen werden, in unser Gebiet einzudringen. Die Fürsten der Minamoto wollen dies mit unserer Hilfe verhindern. Als ihre Verbündeten ist es dem Kloster eine Ehre, ihnen zur Seite zu stehen!«
    In diesem Augenblick hätte ihm niemand widersprochen.
    Und tatsächlich, die Mönche brannten vor Eifer, die Aussicht, im Kampf ehrenvoll zu sterben, weckte ihren Mut. Nobunaga setzte sein Feiertagsgesicht auf – ein kampflüsternes Lächeln, das er auch gezeigt hatte, während er mir von seinem ersten Ritt in die Schlacht erzählt hatte.
    Obwohl Hiroshi gesagt hatte, dass ich Taketsunas Schwert ersetzen sollte, fürchtete ich, dass ich wieder zurückgelassen würde.
    »Melde dich beim Waffenmeister und lass dir eine Rüstung anpassen. Sollte diese schadhaft sein, wirst du sie reparieren.«
    Mir klaffte der Mund auf. »Ich soll mit Euch reiten?«
    »Natürlich, was dachtest du? Es wird Zeit, dass du kämpfen lernst, nicht zur Übung, sondern ernsthaft. Außerdem brauchen wir da draußen jede Klinge, und ich bin der Meinung, dass du so weit bist, einige Zeit im Gefecht zu überleben. Also verschwende keine Zeit und melde dich beim Waffenmeister.«
    Ich würde in die Schlacht reiten! Das konnte ich kaum glauben!
    In den folgenden Tagen ging es im Kloster zu wie in einem Ameisenhaufen. Waffen, Sattelzeug und Rüstungen wurden herausgesucht und begutachtet, schadhafte Teile repariert, Gurte und Halfter geflickt. Das Feuer in Tenshis Schmiede brannte heller denn je, und nur selten verklang der Schlag des Hammers, unter dem Lanzen und Pfeilspitzen entstanden. Ein paar Mönche, die als Gesellen des Schmiedes arbeiteten, beschlugen die Pferde und kümmerten sich um schadhafte Ketten und Ringe, Gehilfen beulten Helme aus und schärften Schwertklingen. Zu meinem größten Erstaunen fertigten Mönche, die ich noch nie beim Herstellen einer Waffe beobachtet hatte, mit größtem Geschick Pfeile in rauen Mengen an.
    Mit der Rüstung, die Nobunaga mir zuteilte, hatte ich ziemlich viel Glück. Bis auf ein paar verschlissene Lederriemen brauchte nichts repariert zu werden. Und auch meine Naginata war weder stumpf noch schadhaft. Wie sollte sie auch, wenn sie doch schon so lange nicht mehr das Blut eines Feindes gekostet hatte!
    Den letzten Abend vor unserem Aufbruch verbrachten wir im stillen Gebet. Die Götter des Schreins wurden geehrt und die Ahnen unserer Vorfahren. Jeder ließ seine Gedanken zurückwandern zu jenen, die die Welt auf immer verlassen hatten. Auch ich erinnerte mich, und aus irgendeinem Grund musste ich mehr an meine Mutter als an die anderen Familienmitglieder denken. Sie war es, die bis zum Letzten gekämpft und wahrscheinlich auch versucht hatte, Ichiro in Sicherheit zu bringen. Als ich meine Augen schloss, sah ich die blutigen Flügel im Schnee und hörte ihre Stimme wie einen Windhauch, jedoch ohne dass sie etwas Besonderes sagte.
    Meine Meditation ging so tief, dass die Bilder auch dann blieben, als ich die Augen wieder öffnete. Vielleicht hatte ich den Geist meiner Mutter wirklich gerufen, denn als ich schließlich auf meinem Schlaflager ruhte, erschien sie mir, so jung und schön, wie ich sie einst gekannt hatte.
    »Verzeih mir, Okāsan, dass ich die Männer, die euch töteten, noch immer nicht bestraft habe«, sagte ich sogleich und warf mich vor ihr in den Schnee, denn sie hatte für ihr Erscheinen die Jahreszeit gewählt, in der ihr Leben beendet worden war.
    Sacht spürte ich ihre Hand auf meinem Rücken.
    »Sorge dich nicht um die Rache, Tomoe«, sagte sie leise. »Sorge dich lieber um dein Leben. Und sorge dafür, dass das, was wir gegeben haben, nicht umsonst war.«
    Ich fasste es so auf, dass sie damit das Leben und die Fürsorge meinte, die sie mir geschenkt hatte.
    »Ich verspreche es, Okāsan«, entgegnete ich. »Ich werde

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