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Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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hielten sich bereit, um auf heranstürmende Feinde zu reagieren. Samurai saßen auf ihren Schlachtrössern, die Hand entweder am Griff ihrer Tachi oder der Naginata. Die Kämpfer aus den Klöstern standen mit ihren Schwertlanzen am Ufer des Flusses, bereit, sich durch heranfliegende Pfeile zu mähen wie eine Sense durch reifes Korn.
    Noch war nicht viel zu erkennen, doch wenig später meldeten unsere Späher, dass Bewegung in die feindlichen Linien kam.
    Innerhalb weniger Augenblicke wurde die Anspannung in unserem Lager greifbar. Gefasst darauf, jeden Augenblick den Taira entgegenzustürzen, hielten wir unsere Waffen und schwiegen.
    Für viele Augenblicke war alles ruhig, dann ertönte Hufgetrappel.
    Wie alle anderen wartete ich darauf, dass das Kampfsignal ertönte. Aber auch weitere Atemzüge lang tat sich nichts. Das Hufgetrappel bewegte sich keineswegs auf uns zu, es schien sich zu entfernen.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Wir verharrten Stunde um Stunde. Die Geräusche auf der anderen Seite waren deutlich zu vernehmen, aber nie tauchte auch nur ein Kämpfer auf. Nie flog auch nur ein Pfeil auf uns zu.
    Als der Morgen allmählich die Schatten von uns nahm und wir die Gesichter unserer Nebenmänner wieder vollends erkennen konnten, waren noch immer alle Augen auf das gegenüberliegende Ufer gerichtet. Müdigkeit hatte die Anspannung ein wenig verringert, aber noch immer war sie da, noch immer hätte jeder von uns sofort seine Waffe gehoben.
    Doch als die Sonne über dem Horizont aufstieg, waren von dem Lager der Taira nur rauchende Feuerstellen übrig geblieben.
    »Wir haben es geschafft!«, rief ich, froh darüber, dass wir keinen unserer Brüder zu Grabe tragen mussten. Als die anderen ebenfalls sahen, dass die Taira abgezogen waren, brachen auch sie in Jubel aus.
    »Ja, das haben wir«, entgegnete Hiroshi. »Aber es ist nur ein Sieg auf Zeit, glaube mir. Eines Tages werden wir uns an dieser oder einer anderen Stelle wiedersehen, und dann wird die Schlacht nicht durch ein paar Vögel entschieden werden.«
    Ich hätte ihm am liebsten gesagt, dass dieser Tag noch in weiter Ferne war und er sich über den Ausgang dieser Auseinandersetzung freuen sollte. Doch das wagte ich nicht. Stattdessen nickte ich wie eine folgsame Schülerin und machte mich dann daran, meinen Teil des Feldlagers abzubrechen.

16

    Nach dem wenig ehrenvollen Abzug der Taira löste sich das Heer auf, und die Fürsten und Äbte gingen mit ihren Kämpfern wieder ihres Weges. Während des gesamten Ritts lästerten unsere Krieger darüber, dass Taira no Kiyomoris ach so gefürchtete Krieger angesichts von ein paar Vögeln die Nerven verloren hatten.
    »Die Armee der Taira ist anscheinend auch nicht mehr das, was sie einmal war«, tönte Satoshi, der neben Hiroshi ritt. »Wer weiß, was sie getan hätten, wenn wir wirklich angegriffen hätten! Ich sage dir, sie sind Schwächlinge, und sollten sie es noch einmal wagen, gegen die Minamoto zu ziehen, werden sie zermalmt werden.«
    »Diese Ansicht teile ich nicht ganz«, entgegnete Hiroshi bedächtig. »Sie werden ihren Fehler sicher einsehen. Daraus, dass ein Kämpfer in einem Moment Schwäche zeigt, sollte man nicht schließen, dass er generell schwach ist.«
    »Du redest ja schon fast wie Takeshi!«, lachte Satoshi, dann ritt er weiter.
    Ich war nicht sicher, ob er verstanden hatte, was Hiroshi meinte. Doch mir schienen die Worte richtig zu sein, und so nahm ich mir vor, sie mir zu merken und danach zu handeln.
    Wir ritten einige Tage und erreichten den Berg Hiei an einem nebligen Morgen. Das Kloster versteckte sich unter einem weißen Schleier, der sich erst lüftete, als wir es fast erreicht hatten.
    Als ich das Tor sah, fühlte ich beinahe dasselbe wie früher, wenn ich von der Sommerwiese zu unserer Hütte zurückkehrte. Das Kloster war zu meiner Heimat geworden.
    Kaum hatten die Wächter uns gesehen, ließen sie das große Tor aufschwingen. Der Klang der Tempelglocke begrüßte uns und geleitete uns auf den Innenhof.
    Obwohl wir nur wenige Wochen weg gewesen waren, fürchtete ich fast schon, dass sich alles grundlegend geändert hätte. Doch dem war nicht so. Alles war noch so wie bei unserer Abreise, auch der Bambusbrunnen hatte sich nicht verändert. Noch immer füllten sich die Bambusrohre mit Wasser und kippten ihre Last mit einem hellen Klang aus.
    Wir nahmen unsere Arbeit wieder auf, Satoshi und ich gingen in die Küche, die anderen an ihren Platz. Satoshi wurde allerdings nicht müde,

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