Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
stand mir wirklich nicht zu, in dieser Runde meine Stimme zu erheben. »Aber könnte es nicht sein, dass sie den Abt entführt haben, weil sie hoffen, das Kloster damit zu schwächen?«
Ich sah in ratlose Gesichter. Fast glaubte ich, dass sie jeden Augenblick in Gelächter ausbrechen würden ob meines törichten Einwurfs. Doch Hiroshi schüttelte nur den Kopf. »Nein, so dumm sind die Schattenkrieger nicht. Wenn ein Anführer getötet wird, rückt der nächste nach. Du weißt es vielleicht nicht, aber unserem Abt würde Iwasama nachfolgen. Und wenn er im Kampf fällt, würden wir einen anderen aus unserer Mitte wählen. Ein Kloster ist kein Drache, dem man nur das Haupt abschlagen muss, um ihn zu besiegen.«
Obwohl seine Worte nicht spöttisch geklungen hatten, errötete ich.
Hiroshi schien das allerdings nicht wahrzunehmen.
»Komm, lass uns zu den anderen gehen. Vielleicht haben sie wenigstens eine Spur gefunden.«
Noch immer herrschte ein großes Durcheinander. Nach und nach fanden sich die Suchenden in der Gebetshalle ein.
Doch alle kamen mit der gleichen Nachricht. Takeshi war spurlos verschwunden.
»Wir müssen unsere Suche außerhalb des Klosters fortsetzen!«, rief Satoshi, und Tenshi stimmte ihm zu.
»Ja, vielleicht können wir sie dann noch einholen.«
»Aber warum sollte jemand den Abt entführen?«, fragte Yoshi, worauf er von Nobunaga, der jetzt noch finsterer dreinschaute, als Antwort erhielt: »Weil sie uns schwächen wollen. Schlimmstenfalls haben die feigen Hunde ihn bereits getötet.«
Daran wollte ich nicht glauben, denn Takeshi hatte schon so viele Schlachten tapfer geschlagen und hätte sich, wenn er die Möglichkeit erhalten hatte, bestimmt zur Wehr gesetzt.
»Es bringt nichts, wenn wir hier drinnen herumstehen und uns die Köpfe über die Frage nach dem Warum zerbrechen«, knurrte Nobunaga ungeduldig. »Lasst uns endlich auf die Suche gehen.«
Kaum hatten wir die Halle verlassen, sauste ein Pfeil mit einem hellen Pfeifen über unsere Köpfe hinweg und bohrte sich in den Türpfosten. Sogleich stürmten die Mönche vor. Der Erste, der den Pfeil zu fassen bekam, zog ihn aus dem Holz und entrollte – jeden Anstand und jede Würde vergessend – hastig das Papier, das um den Schaft gewickelt war.
»Was steht da geschrieben?«, fragten einige Mönche, während die jungen Burschen ihre Hälse reckten, als könnte ihr Blick das Reispapier durchdringen und die Schrift darauf entziffern.
»Nun mach schon, sag es uns!«, forderten die Ungeduldigen. Die Miene des Mönchs versteinerte.
»Sie verlangen, dass wir einen Abgesandten zu ihnen schicken, um über das Leben unseres Abtes zu verhandeln.«
»Die feigen Hunde!«, schimpfte Satoshi und spuckte auf den Boden. »Und so was will in dem Ruf stehen, gefürchtete Krieger zu sein?«
»Du hast recht, Satoshi, Feiglinge sind es!«, tönte Koichi. »Der Abt würde sicher lieber sterben, als dass wir Verhandlungen mit ihnen aufnehmen.«
»Jeder Mann hängt an seinem Leben«, übertönte eine Stimme alle anderen. Hiroshi, der so lange geschwiegen und sich im Hintergrund gehalten hatte, trat vor. »Wer bist du, um zu bestimmen, auf welche Weise unser Meister sterben soll? Ich bin sicher, dass er den Tod im Kampf vorzieht, anstatt feige von einem Schattenkrieger ermordet zu werden. Wir alle würden lieber im ehrlichen Kampf unser Leben lassen, als einen Tod durch Gift oder Folter zu erleiden!«
»Aber was sollen wir tun?«, tönte es aus einer anderen Ecke.
»Wir werden mit Iwasama sprechen.«
Kaum war sein Name gefallen, trat der Mönch vor. »Ich gebe Hiroshi recht, wir dürfen unseren Anführer nicht einem so feigen Tod überlassen. Die Schattenkrieger handeln sicher im Auftrag von jemandem. Wir müssen herausfinden, wer das ist – und welche Forderungen sie für Takeshis Freilassung stellen.«
»Wenn ihr nichts dagegen habt, biete ich mich an, die Verhandlungen zu führen«, sagte Hiroshi ruhig. »Ich habe Erfahrungen mit den Schattenkriegern, sie werden mich als Unterhändler akzeptieren.«
Sein Angebot erschreckte mich. Wenn sie in der Zwischenzeit herausgefunden hatten, wer in ihr Dorf eingedrungen war und jene Schattenkämpfer getötet hatte, die mich bedrohten?
»Gut, dann geh zu ihnen und nimm die Nachricht mit. Und vergewissere dich nach Möglichkeit, ob Takeshi noch lebt.«
»Das werde ich, Meister.« Hiroshi verneigte sich tief, dann packte er mich am Handgelenk und zog mich mit sich.
Wollte er mich etwa mitnehmen? Kaltes
Weitere Kostenlose Bücher