Die Samuraiprinzessin - Der Spiegel der Göttin: Band 1 (German Edition)
sich hinein. »Wo ist denn der tapfere Mönch? Auch er verbirgt etwas unter seiner Haut, wie mir scheint.«
Ich blickte mich um. Hiroshi war verschwunden.
»Ich weiß, warum du hier bist, Tomoe«, sagte der Fuchs leise. »Die Götter wispern davon. Sie sagen, dass du den rechtmäßigen Kaiser des Landes finden wirst.«
»Ich soll die Throninsignien finden«, entgegnete ich und ließ den Fuchs nicht aus den Augen. Wer weiß, was er anstellen würde, wenn ich auch nur einen Moment unachtsam war! »Zuerst den Spiegel.«
Im nächsten Moment bereute ich, es ihr offenbart zu haben. Aber die Füchsin machte den Eindruck, als wüsste sie das ohnehin.
»Ist nicht das eine das andere?« Der Fuchs legte den Kopf schräg. »Demjenigen, der alle Insignien in der Hand hält, winkt große Macht. Du solltest gut auswählen, wem du sie übergibst.«
»Wie soll ich das tun?«, fragte ich. »Ich habe ja noch nicht einmal den Spiegel gefunden.«
»Oh, den wirst du finden, ganz sicher. Und es dauert nicht mehr lange. Aber vorher wirst du noch etwas anderes finden. Etwas, das dich in späterer Zeit vor eine Entscheidung stellen wird. Auch da wirst du all deine Weisheit einsetzen müssen, um das Richtige zu tun.«
»Weisheit?« Besaß ich die überhaupt? Hiroshi würde gewiss verneinen. »Was meinst du damit?«
»Still!«, zischte die Kitsune daraufhin. »Ich höre Schritte. Dein Beschützer kommt zurück. Aber es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir miteinander reden.«
»Aber … « Verwirrt blickte ich dem Fuchs nach, der sich geschmeidig unter der Zeltplane hindurchdrückte.
»Achte auf den Wasserstrudel, Tomoe!«, rief der Fuchs von draußen. Als ich die Zeltplane hochschlug, um zu sehen, wohin er ging, war er bereits verschwunden.
»Was machst du da?«, fragte Hiroshi, der im gleichen Augenblick das Zelt betrat.
Sollte ich ihm von meiner Begegnung erzählen? Ich entschied mich, es bleiben zu lassen. Schon beim ersten Auftauchen der Kitsune war er nicht sonderlich begeistert gewesen.
»Nichts, ich … dachte, ich hätte etwas gehört.«
Mein Lehrmeister legte den Kopf schräg, sein Gesicht war eine unergründliche blasse Fläche, seine Augen ausdruckslose Onyxe. Irrte ich mich, oder hatte sich sein Körper über Nacht verändert? Oder ging die Veränderung schleichend voran, ohne dass ich sie bemerkt hatte?
»Dann brich dein Schlaflager ab, wir müssen weiter.« Hatte Hiroshi die Anwesenheit der Fuchsfrau gespürt? Hatte ihn das irgendwie verändert?
Wie er es gefordert hatte, brach ich das Lager ab, doch die Fragen blieben bei mir, an mein Gewand gekrallt wie kleine Kletten.
20
Wir setzten unseren Weg durch die Berge fort, begleitet von Regen und abwechselnden Sonnenstrahlen, die aber nicht lange genug blieben, um unsere Kleider wieder zu trocknen. An die durchdringende Kälte konnte ich mich nicht gewöhnen, aber ich tolerierte sie nach einer Weile.
An einem Tag, der freundlich, aber kalt war, erregte ein furchtbarer Lärm unsere Aufmerksamkeit. Zunächst konnte ich ihn nicht zuordnen, doch dann erkannte ich, dass es das Klirren von Schwertern war.
Die Kampfgeräusche kamen eindeutig von vorn. Und diesmal klangen sie nicht so, als gehörten sie zu zwei miteinander ringenden übernatürlichen Wesen. Vielmehr schienen Schwerter in wilder Kampflust gegeneinanderzuschlagen.
»Wollen wir nachsehen, was da los ist?«, fragte ich Hiroshi, der ebenso wie ich sein Pferd gezügelt hatte. »Es wäre doch möglich, dass Reisende von Räubern überfallen werden.«
»Wenn dem so ist«, entgegnete mein Lehrmeister plötzlich nachdenklich, »haben sie offenbar genug Geleitschutz, der sie verteidigen kann.«
»Dennoch, vielleicht kommen die Beschützer der Reisenden nicht gegen die Räuber an.«
Hiroshi betrachtete mich prüfend. »Du hoffst, dass sie es sind.«
Vor einem Diener Enmas konnte ich meine Gedanken nicht verbergen. »Räuber ist Räuber, nicht wahr?«, antwortete ich. »Lass uns wenigstens nachsehen, der Palast des Drachenkönigs läuft uns nicht weg. Und Takeshi würde wollen, dass wir den Leuten helfen.«
Hiroshi gab sich geschlagen. Auch wenn es ihm sichtlich nicht behagte, wendete er sein Pferd und ritt los.
Nicht lange und wir konnten die Kämpfenden ausmachen. Es handelte sich nicht um Reisende, die sich dort schlugen, es waren Krieger, das erkannte man sofort an den Rüstungen. Eines der Banner, das an den Pferdesätteln befestigt war, zeigte einen Wasserstrudel.
Minamoto! Das war das
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