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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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besser als diese ununterbrochene Kabbelei zu Hause. Die gipfelte schließlich eines Abends darin, daß er ihr sagte, das einzige, was ihr wirklich Kummer mache, sei die Tatsache, daß er nicht getötet worden sei.
    Und daraufhin antwortete sie: »Nun ja, vielleicht hast du ja sogar recht.«
    Und dann bedauerten sie es beide, weil vor allem ihr kleines Mädchen unter der Bitterkeit und den endlosen Streitereien zu leiden hatte.
    Sie paßten wahrhaftig hinten und vorn nicht zusammen, Jan mit ihrem Hang zum Trinken und ihrer Aushäusigkeit und Fred mit dem einzigen Wunsch nach Ruhe und Frieden. In der ersten Zeit konnte er mit der Kugel in der Hüfte nicht in einem Sessel sitzen. Wenn er ging, zog er ein Bein hinter sich her wie Lon Chaneys Mumie. Aber er übte praktisch in jeder Stunde, in der er wach war.
    Er fragte, ob er wieder arbeiten könne, und sie gaben ihm einen Job, bei dem er Berichte über Jugendliche abheften mußte. Er haßte ihn. Seine unteren Extremitäten schliefen andauernd ein, weil das Narbengewebe auf die Nerven drückte. Nach zwei Wochen in diesem Job und mit diesen üblichen abendlichen Auseinandersetzungen täuschte er seine völlige Wiederherstellung vor und sagte: »Ich glaub, ich bin soweit, daß ich wieder in die Canyons gehen kann.« Es gab Schlimmeres, als angeschossen zu werden.
    Jan Gil, ohnehin die Seele jeder Gesellschaft, war überglücklich, mit Manny Lopez wieder in den Clinch gehen zu können, wenn BARF seine ebenso hübschen wie häufigen Partys veranstaltete. Niemand sonst konnte Manny verbal die Stange halten, aber sie konnte es, denn sie hatte ein wirklich sehr ungewaschenes Mundwerk. Jan Gil behauptete, sie könne ihn überhaupt nicht ausstehen, und sagte zu den übrigen Frauen, er habe ein Ego wie Fidel Castro. Manny hingegen sagte sich schließlich, sie sei anscheinend in ihn verliebt. Natürlich war Fred Gil stocksauer darüber, daß Jan Gil eine genauso großkotzige Art hatte wie Manny.
    Und weil Polizisten seit eh und je eine Neigung sowohl zum Tratschen als auch für Schnulzen haben, schwirrten eine Menge grundloser Gerüchte durchs Gelände, Jan Gil würde ihre Nächte gewiß nicht nur mit ihren Freundinnen verbringen, und darüber war Fred erst recht sauer.
    Die Scheidungsgerüchte hielten sich, und dann lernte Fred Gil in Ausübung seines Polizeidienstes eine Frau kennen und lieben, aber in allen Ehren. Sie war total anders. Sie trank und rauchte nicht und führte ein sagenhaft sauberes Haus. Genauso wie Fred lehnte sie sogar das Fluchen ab. Und Fred Gil, dem die meisten Dinge im Leben schwerfielen, fiel diese Heimlichtuerei besonders schwer. Er gestand Jan, daß er nicht mehr ganz so treu sei wie bisher. Daß er eine Frau kennengelernt habe. Und dann war er die Freundin rasch los: auf Drohungen und Beschuldigungen, vielfach in Gegenwart der Kinder, folgte ein Szene im Wohnzimmer seiner neuen Herzensdame, in deren Verlauf Jan Gil fast die Tür eingetreten hätte und die »andere Frau« lautstark mit allen möglichen Tieren verglich. Daraufhin packte der alte Fred Gil seine Koffer und zog von zu Hause aus. Für einen Tag.
    Fred Gil, der ein unordentliches Haus beziehungsweise jede Art von Unordnung nicht ertragen konnte, wollte bei einem Detective unterkriechen, hätte jedoch, als er sich dessen Junggesellenapartment näher anschaute, fast gekotzt. Er mußte praktisch erst den Dreck vom Kühlschrank kratzen, ehe er ihn öffnen konnte. Drinnen befanden sich die Nahrungsmittelvorräte des Detectives – eine Sechserpackung Coors-Bier. Schmutzige Wäsche lag auf dem Fußboden, in der Badewanne, in den beiden Ausgußbecken und in den Blumentöpfen. Küchenschaben bumsten andere Küchenschaben. Fred Gil ging nach Hause zu seiner Frau. Jan redete auf ihn ein, die Scheidungsklage erst einzureichen, wenn sie die Rechnungen für den Rest des Jahres bezahlt hätten. Er war damit einverstanden. Er war vernünftig. Sie waren beide ziemlich kaputt. Dann allerdings, als er eine Woche später in der Sporthalle Hanteln stemmte, bekam er einen Anruf.
    Es war ein Rechtsanwalt, der ihm erklärte: »Fred? Ich kann dir die Papiere entweder zuschicken, oder du läßt dich mal im Büro blicken.«
    Sie hatte die Scheidung eingereicht, und der Rechtsanwalt war, was ihn zu allem Unrecht auch noch kränkte, ein Freund seiner Familie.
    Noch die Erinnerung war für Fred eine einzige Qual: »Ich werde das mein Lebtag nicht vergessen! Sie kreuzte mit einer Bibel vor dem Scheidungsrichter auf! Die

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