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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Männer waren schrecklich enttäuscht, als sie hörten, daß die Pilger schon ausgeraubt worden waren. Zweimal. Da war für sie nichts mehr übriggeblieben, abgesehen von den Frauen.
    Es war eine jener Gangsterbanden, die ihre Opfer mit brutaler Gewalt einschüchterten. Der Sprecher der Guatemalteken erkannte, daß die Lage absolut hoffnungslos war. Er begriff, daß sich hinter diesen unergründlichen schwarzen Augen nichts als Grausamkeit verbarg. Als er dennoch versuchte, die Frauen zu schützen, hoben die Gangster große Steine auf. Sie fielen unbarmherzig über ihre Opfer her und trieben die jammernden männlichen Pilger, die sie anflehten, ihre Frauen zu verschonen, in einen Hohlweg. Einige der Pollos aus El Salvador berichteten später, daß sie gedacht hätten, das ganze Erlebnis – drei Gangsterüberfälle – könne eigentlich nur ein absurder Traum sein.
    Die weinenden Frauen wurden von der Bande eingekreist wie von einem Rudel dreckiger Hunde. Während die Frauen beteten, unterhielten sich die Gangster bereits des längeren und breiteren und überaus obszön darüber, wer von ihnen die Jüngste kriegen sollte.
    Plötzlich erschien ein Flugzeug der amerikanischen Border Patrol im Tiefflug über dem Canyon und legte sich in die Kurve. Einer der salvadorianischen Männer fing an zu winken und zu schreien. Er verlangte, als illegaler Grenzgänger festgenommen zu werden.
    Wenige Minuten später erschien ein Hubschrauber und trieb die Gangster in Windeseile nach Colonia Libertad zurück. Die Frauen waren gerettet. Als sie, noch völlig benommen, auf der Southern Substation des Police Departments von San Diego saßen, sagten sie ununterbrochen, daß sie sich erst sicher gefühlt hätten, als sie diesseits der imaginären Linie gewesen wären. Auf ihrem Trip durch Mexiko, wo sie hundertmal der Gefahr trotzen mußten, hatten sie immer befürchtet, ausgeraubt zu werden, was aber nie der Fall gewesen war. Sie hatten von vornherein geglaubt, daß sie erst in dem Moment sicher sein würden, in dem sie bei hellem Tageslicht den Boden der Vereinigten Staaten beträten. Keiner von ihnen schenkte einem uniformierten Cop Glauben, der sardonisch grinsend erklärte, in San Diego gebe es mehr Überfälle als in den Staaten El Salvador und Guatemala zusammen.
    Zwei Abende später, als die Medienlieblinge im Spring Canyon wieder mal eine Gangsterfestnahme fürs Fernsehen nachstellten, war auch Dick Snider mit seinem binokularen Nachtglas in der Gegend unterwegs. Er entdeckte einen jungen Mann mit den längsten Haaren, die er seit längerem gesehen hatte, und der Mann sah mit seinem Halstuch, das er um die Stirn geschlungen hatte, einem Apachen sehr ähnlich. Er besaß ein 22er Gewehr. Dick Snider meldete es Manny Lopez, aber bis Manny und die anderen sich vom Schaugeschäft lösen konnten, war der langhaarige Gangster verschwunden.
    Am darauffolgenden Abend nahmen sie zwei Gangster mit Dolchen fest. Es gab eine Schlägerei, bei der, wie immer in diesen Tagen, niemand lange fackelte. Ein von Ernie Salgado und Joe Vasquez festgenommener Gangster war im Gesicht erheblich verletzt, und Ernie glaubte eigentlich, anständige Arbeit geleistet zu haben. Deshalb war er recht überrascht, daß Manny Lopez später am Abend, als sie im Anchor Inn noch etliche Drinks nahmen, mit ziemlich viel Scotch im Leib zu ihm sagte: »Eeeeerniieee, komm mal her.«
    Manny hatte nie vergessen, wie Ernies Frau das mal auf einer Party gesagt hatte. Jetzt jedenfalls wurde Manny bösartig und sagte: »Willste nicht nach Hause zu Mama? Der große Marineheld. Wie kommt's eigentlich, daß du der einzige warst, der an dem Abend nicht gefeuert hat, als es Joe Castillo und Fred Gil erwischt hat?«
    »Vielleicht bin ich auch der einzige, der seinen Grips gebraucht hat. Ich hab die Gangster nicht umgelegt, aber ebensowenig Fred und Joe.«
    »Vielleicht haste gefroren«, sagte Manny Lopez in all seiner Betrunkenheit.
    »Vielleicht ist das Whiskygequatsche«, sagte Ernie Salgado. Und ließ sein Bier stehen und ging.
    »Du brauchst einfach ''n paar dickere Eier, wenn du in ne Kanonenmündung guckst«, rief Manny ihm nach. »Und du brauchst sogar noch dickere, damit du trotzdem ziehen und sie umlegen kannst.«
    Vielleicht tat er gut daran, nicht auch noch zu sagen, daß die TV-Teams gewiß längst nicht so an ihnen als mythische Helden interessiert gewesen wären, wenn sie die Gangster wie normale Cops immer bloß festgenommen hätten.
    Ernie Salgado sagte im

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