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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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denn wissen?«
    Und der Bursche kicherte und sagte: »Die glauben, ich würde sie nach San Ysidro bringen. Aber wir wollen sie runter in den Canyon bringen.«
    »Warum denn?« fragte Manny, und der Bursche guckte ihn an wie einen Eiterpickel, als er sagte: »Um sie zu vögeln, alter Dummkopf.«
    »Vielleicht haben sie das nicht so gern«, sagte Manny Lopez, schon recht unheilverkündend.
    »Oh, das werden sie noch sehr gern haben«, sagte der Bursche grinsend.
    Mittlerweile sahen die anderen Barfer, wie sich Mannys Augenbraue kräuselte und sein kleines Auge daneben echt finster guckte, während er erstaunlich freundlich auf den Möchtegernvergewaltiger zuging und sagte: »Also schön, 'mano, ich weiß zufällig, wo die Mädchen jetzt sind. Die haben sich da drüben versteckt.«
    Aber nachdem sich alle Barfer erhoben hatten, um Manny zu folgen, der den Möchtegernvergewaltiger über den glitschigen Weg derart dicht an den steilen Rand eines trockenen Bachbettes führte, daß er, wenn er hier runtergefallen wäre, sich das Genick gebrochen hätte, sagte Manny sinngemäß: »Faß dir mal an die Eier und sag, ob sie noch da sind!«
    Und als der Mexikaner etwas verwirrt nach dem Grund fragte, meinte Manny: »Damit du dich später an die gute alte Zeit erinnerst. Demnächst brauchste sehr feine Hände, wenn du deine Eier finden willst.«
    Und dann machte er sich gar nicht mehr erst die Mühe, »Sabes que?« zu sagen, und zur gleichen Zeit, in der der Möchtegernvergewaltiger sicherlich alle Engel im Himmel singen hörte, weil Manny seine Eier nacheinander derart heftig als Fußball benutzte, als wolle er ein Tor des Monats schießen, hauten die anderen Barfer seinen Vergewaltigungsgenossen so lange die Jacke voll, bis sie in alle Richtungen auseinanderstoben. Den hinkenden Sittenstrolch hingegen, der seine verletzten Eier mühsam mit den Händen zu schützen versuchte, übergaben sie dann den judiciales, weil eine böse Absicht allein in den USA nicht als Verbrechen gilt.
    Der judicial vom Dienst konnte Sittenstrolche ebensowenig leiden wie Manny Lopez, und deshalb kam er, nachdem Manny ihm die Geschichte erzählt hatte, zu der Überzeugung, der Bursche hätte durchaus noch einen verdient und POW! Er erwischte den Burschen kalt und sagte: »So geht's einem, wenn man dreckige Gedanken hat.«
    Wenn Manny sie draußen in den Bergen nicht ununterbrochen bei Laune hielt, wurden sie jedoch rasch immer verrückter. Eines Tages verfielen sie auf die Idee, nach Polloart mal ein Feuerchen zu machen. Sie schafften es, einen alten Autoreifen in Brand zu setzen, und dreißig aufregende Minuten lang war der ganze verdammte Canyon in Gefahr, von einer Feuersbrunst vernichtet zu werden.
    Ein andermal wanderten sie auf der Westseite der Interstate 5 lustlos am Grenzzaun entlang, als sie von ein paar Kindern aus Tijuana mit Steinen beworfen wurden. Sie ließen sich dazu hinreißen, Steine zurückzuwerfen, und in kürzester Frist war eine erstklassige Steinschlacht im Gange, die damit endete, daß irgendein mexikanischer Bürger, den die ihm andauernd aufs Dach fliegenden Steine ganz verrückt gemacht hatten, die mexikanischen Cops rief, worauf die dann auch aufkreuzten und einen Schuß auf sie abgaben. Worauf wiederum sie schleunigst in der Finsternis untertauchten und zu der Erkenntnis gelangten, daß die da unten die Steinewerferei offenbar verdammt ernst nahmen und daß sie mit dem Unsinn vielleicht doch lieber aufhören sollten.
    Bei alledem aber waren sie gar nicht mal die einzigen, die in diesen Canyons langsam verrückt wurden. Die amerikanische Border Patrol, die eine der undankbarsten und frustrierendsten Aufgaben aller Zeiten hatte, mußte ebenfalls mit manchen Problemen fertig werden. Nachdem die Barfer eines Abends eine Gruppe von Pollos festgenommen hatten, die auf dem besten Wege gewesen war, in einen Gangsterhinterhalt zu geraten, setzten sie sich mit der Border Patrol in Verbindung und übergaben ihr die Pollos. Einer der Grenzgänger trug zufällig eine ausrangierte US-Armeejacke mit Truppenschild, Auszeichnungen und Rangabzeichen. Der Border-Patrol-Beamte, der die Festgenommenen in Empfang nahm, reagierte echt bescheuert. Er ließ den verängstigten Pollo vor seinen Jeep-Scheinwerfern strammstehen. Er riß ihm jedes einzelne Schild und Infanterieabzeichen von der Jacke und riß sie mitten durch, als zerbräche er einen Säbel.
    »Dieser Mensch hat nie in unseren Streitkräften Dienst getan!« kreischte er. »Er hat nicht

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