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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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kleinste Barfer, hatte momentan das Schrotgewehr. Manny Lopez hörte ein metallisches Klicken und schrie: »Die haben ein Gewehr!«
    Als die ersten beiden Gangster direkt auf sie zustürmten, feuerte Gil Padillo einen Schuß aus dem Schrotgewehr ab. Auch Carlos Chacon schoß. Joe Castillo feuerte zweimal. Der erste Gangster blieb stehen, schrie auf und schoß zurück.
    Schon wieder war eine Schießerei auf allerkürzeste Distanz in vollem Gange. Im Schein des Mündungsfeuers sah man die Silhouetten großer Menschen und Skimasken.
    Während die Schießerei unter Umständen zur Gesundung von Manny Lopez beitrug, machte sie Ken Kelly und Robbie Hurt definitiv verrückt. Den beiden Outsidern hatte das Schicksal zum letztenmal die schlimmste Rolle übertragen. Das Reserveteam wartete einige Meilen westlich eines Reitstalls. Eine Steilwand, die zu einem Hochplateau führt, ragt hier ungefähr hundertsiebzig Meter in die Höhe. Der Grenzzaun südlich von ihr verliert sich in einem zumindest für Autos beinahe unpassierbaren Gelände, und dann kommt die gut fünfhundert Meter breite und hundert Meter tiefe Smuggler's Gulch.
    Als Ken und Robbie das Gewehrfeuer hörten, klang es ziemlich weit entfernt und etwa so, als ob jemand mit einem Hammer Beton zerschlagen würde. Sie sprangen in ihre Wagen und rasten quer durch den Busch und dann die Steilwand hoch. Sie rutschten und schleuderten und verloren fast zwei Polizeiautos, und schließlich hielten sie an.
    Ernie Salgados schreiende Stimme meldete sich auf dem Notrufkanal: »WIR BRAUCHEN EUCH! WIR BRAUCHEN EUCH!«
    Damit war effektiv eine Situation eingetreten, der sie bis zuletzt erfolgreich aus dem Weg gegangen waren. Beide Outsider waren völlig aus dem Häuschen. Ken hatte fünfzehn Fallschirmleuchtkugeln, Reservemunition, ein Schrotgewehr, einen Erste-Hilfe-Kasten, kugelsichere Westen und ein Funkgerät bei sich. Robbie war ähnlich ausgerüstet. Die Steigung betrug sicherlich nicht viel weniger als fünfundvierzig Grad, und hinzu kam das nach der voraufgegangenen Regenzeit fast undurchdringliche Gebüsch.
    Alles, was die Outsider hören konnten, war das »Barf-Barf-Barf!« -Geschrei ziemlich weit weg, das BOP! der Gewehrschüsse und ihr eigenes Stöhnen, Keuchen und Japsen, das sehr schnell in ein Röcheln überging. Keiner der beiden jungen Männer hatte bislang je so schuften müssen. Innerhalb von drei Minuten spürten sie den Schmerz kaum noch und waren völlig durchgeschwitzt, und Ernie Salgados Geschrei kam immer noch aus dem Funkgerät.
    Als sie beinahe so weit waren, Gangster und Klapperschlangen zu sehen, die es hier gar nicht gab, überschlug sich Ernies schreiende Stimme: »… Hubschrauber!« Und dann verstanden sie nichts mehr.
    Ken ließ den Transportsack und das Schrotgewehr fallen und fing an, Munition zu verlieren, und auch Robbie rutschte einiges aus der Hand, während sie sich mit Armen und Beinen und Gewehren durch das Gestrüpp kämpften. Und während Ernies laute Stimme immer noch völlig unverständlich aus dem tragbaren Funkgerät kam, wäre Robbie fast auf eine giftige Schlange getreten und beschimpfte Ken krächzend und mit letzter Kraft. »Das … ist … deine … verdammte … SCHULD!«
    Ken sah ein, daß er ihm mit einigem Respekt Vorwürfe machte, weil er derjenige gewesen war, der auf einem so ungünstigen Parkplatz bestanden hatte. Aber er krächzte zurück: »Scheiße, geh doch … ver… ver… ver…«
    Es war sinnlos. Sein Atmen dröhnte wie eine Hobelmaschine. Er brachte nicht mal was Obszönes raus, und die letzten Reste ihrer Kräfte brauchten sie ja schließlich, um sich durch das nächste Gebüsch zu kämpfen.
    Die Barfer wußten nicht, ob die Gangster getroffen worden waren. Nachdem die großen Gangster zurückgeschossen hatten, waren alle drei verschwunden. Und die Barfer luden neu, rannten und brüllten durcheinander und suchten Deckung, alles wie gehabt, und die beiden Grenzgänger lagen auf ihren Knien und erflehten die Gnade, jemals aus diesem verrückten Land heraus und lebendig nach Mexiko zurückzukommen. Plötzlich kamen zwei Hubschrauber angedonnert, einer von der Border Patrol und einer vom Sheriffs Department, denn zumindest deren Besatzungen hatten Ernie Salgados Durchsage teilweise verstanden.
    Als Ken und Robbie, einem Kollaps nahe, oben ankommen, geraten sie unvermittelt in einen Zustand der Albernheit, in dem sie Schoten loslassen wie »Wer bezahlt denn nachher das Bier, wenn wir am Leben bleiben?« oder

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