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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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getan hatte.
    Schon während des Verhörs mit Fokke waren ihr unzählige Fragen in den Kopf geschossen, die sie lieber auf eigene Faust beantwortet haben wollte. Es hatte ihr regelrecht unter den Nägeln gebrannt, dass die Kollegen endlich den Wintergarten verließen und sie in aller Ruhe den eigenen Spuren folgen konnte. Der Anruf bei der Firma für Kältetechnik war schnell erledigt gewesen. Sie suchte die Notizen, die sie Sanders vor die Nase knallen würde, wenn er von seinen wichtigen Ermittlungen zurückkam. Sie nahm sich vor, ein grimmiges Gesicht dabei zu machen. Sollte er ruhig glauben, er hätte sie getroffen. Der Zettel war so gut wie unleserlich:
    Neues Kühlsystem, Kaltluftvermischung durch Ventilatoren, zwölf Kubikmeter, rasches Einfrieren durch Schockfroster, Alarmsystem bei Temperaturanstieg, Auftauzeit bei offener Tür etwa zwei Stunden… Wencke hatte sich bemüht, dem Fachchinesisch zu folgen. Doch Sanders hatte sich von diesem Telefongespräch sicherlich mehr erhofft.
    Sie legte das lose Blatt Papier auf den Tisch, den er sich wie ein Pult in die Mitte des Raumes hatte stellen lassen.
    Die anderen Blätter steckte sie sich in den Rucksack. Auf diesen Seiten standen ganz andere Dinge, es hätte ihn brennend interessiert, wenn er davon auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätte.
    Denn er hatte Dr. Gronewoldt nicht kennen gelernt, er hatte nicht gesehen, wie dieser dicke Mann breitbeinig in der Wohnstube der Feltens gesessen hatte. Dass sich ein Therapeut gut im Seelenleben seiner Patienten auskennt, mag eine unverdächtige, wenn auch nicht selbstverständliche Tatsache sein. Doch dass er sich in deren Privaträumen herumlümmelt, kam ihr in dem Moment auffallend vor, als Fokke so distanziert vom Seelendoktor seiner Mutter sprach. Aus dem Verhalten Gronewoldts und auch aus dem Gespräch mit ihm hatte Wencke gedeutet, dass er so etwas wie der Freund der Familie sein musste. Doch Fokkes Worte hatten diesen Eindruck verwischt. Was nur eine Erklärung zuließ: Dr. Gronewoldt schien zwar ein Freund von Thore Felten, jedoch weniger von Hilke Felten-Cromminga zu sein. Ein Anruf bei seiner Sekretärin tat sein Übriges:
    »Hotel Dünenschloss auf Juist, Rezeption, Warfsmann am Apparat. Herr Felten möchte sich gern noch mal den Termin mit Herrn Dr. Gronewoldt bestätigen lassen. Könnten Sie mal nachschauen?«
    Am anderen Ende hörte Wencke ein kurzes Rascheln.
    »Ich finde hier nichts, ging es denn um Herrn oder Frau Felten?«
    »Es ging um den Termin, den Herr Felten mit ihrem Chef gemacht hat.«
    »Privattermine notiere ich nicht für meinen Chef, und ich nehme mal an, dass sich die Herren außerhalb unserer Praxis treffen«, sagte die hilfsbereite Stimme am Telefon. »Soll ich Sie verbinden?«
    »Nein, vielen Dank. Ich werde Herrn Felten Bescheid geben, dann kann er sich selbst darum bemühen.«
    »Wenn Sie meinen…«
    Es bewies im Grunde nichts, außer dass sich die beiden Männer privat kannten und trafen, doch Wencke war sich sicher, dass diese Tatsache irgendetwas zu bedeuten hatte. Und sie brauchte nicht lange darüber nachzugrübeln, was dahinter stecken könnte. Ein Anruf beim zuständigen Liegenschaftsamt bestätigte ihre Vermutung: Es ging um das Hotel.
    Thore Felten war eigentlich ein Nichts und Niemand, wenn man die Grundbucheintragungen betrachtete: Alles gehörte seiner Frau. Welcher Teufel ihn auch immer geritten haben mochte, vielleicht war es eine romantische Geste gewesen oder es steckten Erbschulden dahinter, Fakt war, dass er seit dem Tag der Eheschließung arm wie eine Kirchenmaus war. Und bei all seinen hochtrabenden Plänen war ihm stets seine Frau im Wege gewesen. Vielleicht hatte sie sich nie richtig dafür interessiert und somit auch kein Hindernis für ihn dargestellt. Doch wenn er sich von ihr lossagen wollte, dann sah die Sache anders aus.
    Er konnte nicht mit ihr und nicht ohne sie. Es gab eine Möglichkeit, einen Zwischenweg, eine Lösung, die mehr Abgründigkeit von einem Menschen verlangte, als Wencke es sich vorzustellen wagte. Er musste sie zerstören. Aber nicht wirklich, denn wenn sie starb, fiel ihr Erbe in mehrere Hände, in die der Töchter und, was Thore mit Sicherheit zu vermeiden suchte, in die Hände des unehelichen Sohnes, in Fokkes Hände. Thore Felten musste die Hülle seiner Frau bewahren, doch ihr Innerstes zu zerstören, das war eine andere Sache. Eine Frau, die keine Kraft mehr hatte, sich gegen Intrigen zu wehren, die vielleicht sogar zum Pflegefall

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