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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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erteilt hatte, Fokke Cromminga in den Wintergarten zu holen. Sanders lehnte sich zurück, schloss die Augen und genoss den kurzen Moment der Ruhe. Es gefiel ihm, hier zu sein, vor allem, hierher gerufen worden zu sein. Der Fall war fast schon Nebensache für ihn, es kam auf etwas ganz anderes an: Wencke Tydmers. Sie war gescheitert, und das legte ihm ein leises, vielleicht etwas boshaftes Lächeln auf die Lippen. Nicht dass er seine Karriere jemals als ernsthaft gefährdet gesehen hatte, doch als er davon erfahren hatte, dass auch sie sich für die Beförderung interessierte, da war er seiner Sache nicht mehr ganz so sicher gewesen. Es war nicht ihr Können, das ihn verunsicherte, es war diese lächerliche Frauenquote und das Glück, das seine Kollegin so oft zu haben schien. Anders konnte er es sich nicht erklären, dass sie mit ihrer planlosen Ermittlungsarbeit auch nur einen Mörder hatte überführen können. Diese Person machte sich weder Notizen, noch folgte sie irgendeinem nachvollziehbaren Schema. In seinen Augen schien sie nur in ihrer flapsigen Art daherzuquatschen, stellte oft abstruse Vermutungen auf und ließ sich von den billigsten Ganoventricks hinters Licht führen. Warum sie dabei bislang so viel Erfolg gehabt hatte, war ihm schleierhaft. Doch der Fall mit dem fetten Zuhälter hatte ihr schon fast das Genick gebrochen, und diese erbärmlichen Ermittlungen, die sie bislang hier auf der Insel fabriziert hatte, würden ihren Kopf wohl endgültig ins Rollen bringen. Fast tat sie ihm Leid, er hatte ja nichts gegen sie.
    Er fühlte sich in seinen Gedanken ertappt, als sie mit einem Mal neben ihm stand, die Hände in den Taschen und ein provokantes Lächeln im Gesicht.
    »Axel Sanders, mein Lieblingskollege, herzlich willkommen auf der Insel. Wie war Ihr Gespräch mit dem Schlossherren?«
    Er nahm die Beine zusammen, die er für einen kurzen Moment behaglich lang ausgestreckt hatte.
    »Ich hatte den Eindruck, er ist froh, wenn der Spuk hier vorbei ist. Sie nicht?«
    Sie zog nur die Augenbrauen hoch.
    »Wollen wir gemeinsame Sache machen oder direkt in den Zweikampf übergehen?«
    »Schön, dass Sie das Thema ansprechen, Tydmers.« Er reichte ihr seine Rechte. »Von mir aus gehen wir ab jetzt gemeinsam vor. Wenn wir das schaffen…« Sie drückte seine Hand, vielleicht eine Spur zu fest, ihm war die Geste mit einem Mal etwas peinlich.
    »Meint Britzke hat Ihnen ja bereits die Unterlagen zu lesen gegeben, es ist wahrscheinlich nicht allzu viel in Ihren Augen, Sie kennen ja meine Art, alles hinter der Stirn zu notieren.«
    »Zum Glück war ja unser fleißiger Kollege bei Ihnen, sonst müssten Sie mir nun Rede und Antwort stehen, damit ich überhaupt erfahre, was Sie bislang so auf Juist getrieben haben, dienstlich, versteht sich. Er holt uns übrigens gerade den Chef de Cuisine nach oben, diesen Fokke Cromminga. Ich hörte, Sie hatten bereits das Vergnügen?«
    »Sowohl kulinarisch wie auch kommissarisch, ja.«
    »Was können Sie mir denn nun aus Ihrem hübschen Köpfchen servieren?«
    Sie verzog keine Miene, obwohl er wusste, dass er sie auf diese Weise aus der Reserve locken konnte. Es war zu schade.
    »Ich halte Fokke Cromminga für einen authentischen Mann, der viel arbeitet und froh ist, in diesem Hotel hinter den Kulissen zu wirken. Er mag seinen Stiefvater nicht besonders, wohl weil er als uneheliches Kind seiner Mutter in der neuen Familie niemals eine Chance bekommen hat. Doch ich glaube, dass er mit sich und der Welt im Reinen ist.«
    Sanders amüsierte sich über die Art, wie Wencke Tydmers Personenbeschreibungen vornahm. Ein wenig blumig für seinen Geschmack, er hätte die selbe Person wahrscheinlich ganz sachlich als »charakterstark« bezeichnet.
    »Wie ist seine Beziehung zur Mutter?«
    »Das müssen Sie ihn selbst fragen, so weit waren wir noch nicht.«
    »Kann es sein, dass Sie mich nicht doch ein klein wenig ablehnen, hier an Ihrer Seite?«
    »Wieso?«
    »Tydmers, bitte keine Spielchen, ja? Wir haben hier unsere Arbeit zu verrichten, und es würde uns beiden gut zu Gesicht stehen, wenn wir unsere zweifelsohne bestehenden Konkurrenzkämpfe ein anderes Mal austragen.«
    Sie nickte ernsthaft.
    »Ich werde dieses auch lobend bei unserem Chef erwähnen.«
    Er hatte genau gesehen, dass sie kurz davor war, ihm mit einer bissigen Antwort zu kommen, doch in diesem Moment trat Meint Britzke ein, kurz dahinter ein kleiner, stämmiger Kerl mit Kochmütze.
    »Herr Kommissar, ich wäre Ihnen dankbar, wenn

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