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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Felten hat die Gelegenheit ergriffen, zu seinem neuen Hotel passte die gutbürgerliche Kost nicht mehr, er ist froh, in mir einen Koch gefunden zu haben, der den Stil des Hauses auf die Teller bringt. Ansonsten gehen wir uns nach wie vor aus dem Weg.«
    »Hatte Ihr Stiefvater ein Verhältnis mit Ronja Polwinski?« Sanders warf diese Frage scharf in den Raum. Man musste die wirklich wichtigen Fragen ohne Voranmeldung stellen, dann konnte man der Antwort am meisten abgewinnen.
    »Ich denke ja«, antwortete Cromminga schnell und ohne Irritation in der Stimme.
    »Halten Sie es für möglich, dass Ihre Mutter den Mord begangen haben könnte?«
    »Zwar ist sie nun schon seit einem Jahr in Therapie bei einem gewissen Dr. Gronewoldt, der sie noch kränker zu machen scheint, als sie ohnehin schon ist. Ich bin mir sicher, so kaputt ist sie nicht, dass sie es getan haben könnte.«
    »Und wer ist Ihrer Meinung nach der Täter?«
    »Das ist Ihr Job.«
    »Hatte Frau Polwinski Feinde?«
    »Bestimmt jede Menge, sie war eine intelligente Frau.« Sanders stoppte das Verhör, er hatte ein sicheres Gespür dafür, wenn ein Zeuge dicht machte und man nichts mehr an ihm gewinnen konnte. Bei Cromminga war es so weit. Trotzdem gab er ihm kein Zeichen, sich zu erheben, er wollte diesem unerschütterlich wirkenden Mann noch ein paar Minuten demonstrieren, dass er als Kommissar eindeutig in der besseren Position war.
    Alle schwiegen. Meint Britzke schien einige Protokollangaben zu ergänzen, Wencke Tydmers saß hinter seinem Rücken an der gläsernen Wand des Wintergartens, er wollte sich nicht zu ihr umdrehen, doch er war sich sicher, dass sie einen verständnislosen Gesichtsausdruck hatte.
    »Herr Kommissar, wie gesagt, ich bin in Eile…«
    Darauf hatte Sanders gewartet, es war seine Genugtuung. Mit einer gebieterischen Geste zeigte er in Richtung Tür.
    »Vielen Dank, Herr Cromminga.«
    Als sie wieder unter sich waren, konnte Sanders nicht widerstehen, er wandte sich seiner jungen Kollegin zu und gab ihr mit einem zufriedenen Lächeln zu verstehen, dass er sein Handwerk verstand. Sie wandte den Kopf zur Seite und sah aus dem Fenster.
    Sanders trat zu ihr. Merkwürdigerweise sagte erst niemand ein Wort, als sie Fokke Cromminga eilig durch die Dünen verschwinden sahen.
    »Er geht eine rauchen«, vermutete Wencke. »Und vielen Dank für die Lehrstunde, Herr Kollege.«
    »Bitte bitte!«, gab er im selben bissigen Tonfall zurück.
    »Wir haben sie gefunden.« Siemen Ellers trat in den Wintergarten und nahm in einer altmodischen Geste seine Dienstmütze vom Kopf.
    Sanders fuhr hoch, doch ihm entging es nicht, dass Wencke Tydmers ebenfalls aus ihrer Lethargie erwacht zu sein schien.
    »Nun ja, ich meine, wir haben die Stelle gefunden, wo sie heute Nacht gewesen sein muss.« Er drehte seine Kappe verlegen in den Händen, dann holte er eine beigebraune Decke hervor. »In einer Holzhütte am Ostende der Insel lag diese Tischdecke, sie stammt aus dem Hotel. Wir nehmen an, dass sie Frau Felten-Cromminga gehört.«
    »Glauben Sie wirklich, dass sie in ihrer panischen Flucht gestern daran gedacht hat, unbedingt eine Tischdecke mitzunehmen?« Wencke Tydmers stieß einen verächtlichen Ton aus.
    »Außerdem haben wir das hier gefunden.« Er hielt ein großes Messer hoch, so eines, wie man es zum Schlachten oder Ausnehmen benutzte. Sanders hatte solche Waffen bei einem früheren Fall bereits kennen gelernt.
    Der Griff war mit abgewetztem Leder bezogen, doch die Klinge glänzte wie neu. Blutrote Spuren zogen sich über das Metall.
     
     
    Wenckes Ohr war klebrig und heiß, sie war froh, als sie den Hörer endlich aus der Hand legen konnte. Und obwohl sie kein Mensch war, der sich Notizen machte, starrte sie nun auf einen Stapel voll geschriebener Blätter. Nur sie würde in der Lage sein, diese flüchtige Sauklaue zu entziffern, und die Kritzeleien, die sie in die Ecken gezeichnet hatte, sollte besser nie ein Graphologe zu sehen bekommen. Ein tausendmal umrandetes Messer, dunkle Tropfen an dessen Spitze, Stufengebilde, die weder nach oben noch nach unten zu führen schienen. Es war normalerweise Meints Aufgabe, dienstliche Telefonate zu führen, doch Sanders hatte heute sie dazu verdonnert. Er hatte sie damit sicher demütigen wollen, zumindest ließ sein kühles Lächeln darauf schließen, das seine Lippen umspielte, als er mit Meint zu weiteren Ermittlungen in die Juister Inselwelt hinausging. Er konnte nicht ahnen, dass er Wencke einen Gefallen damit

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