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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Frühstücksraum verabredet, wenn sie nicht innerhalb einer halben Stunde dort auftauchte, dann würden Meint und Sanders anfangen, sorgenvoll gegen die Zimmertür zu klopfen. Fokke kam bereits frisch geduscht in das Zimmer, er sah zweifelsohne appetitlich aus. Doch obwohl sie gestern mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht eingeschlafen war, hatte ihr der Schreck, verschlafen zu haben, die Lust und Laune für heute gründlich verdorben.
    »Ich bin selbst erst vor zehn Minuten aufgewacht. Tut mir Leid, nach so viel Entspannung gestern Abend muss ich heute morgen wohl den Wecker überhört haben.«
    Sie grinste nicht zurück, sie ertappte sich dabei, sein jungenhaftes Gehabe ein wenig zu lässig zu finden. Es ging hier nicht um Schmusen und Knutschen bei Sonnenaufgang, es ging um ihren Job.
    »Du bist ein Morgenmuffel? Passt zu dir«, sagte er keine Spur schlechter gelaunt. Sie stand auf und schämte sich einen kurzen Augenblick für ihre hängenden Brüste, dann stieg sie umständlich in ihre Lederhose und warf den hellen Baumwollpulli über. Ein grüner Fettfleck, es war die Salatsoße von gestern Abend, versetzte ihrer Verfassung einen empfindlichen Schlag, sie konnte nur noch lustvoll an eine warme Dusche denken.
    »Ich mach mich dann jetzt an die Kartoffeln«, sagte Fokke, und trotz der lieb gemeinten Anspielung auf den Verlauf des gestrigen Abends drehte sie den Kopf zur Seite, als er sie auf den Mund küssen wollte. Seine Lippen trafen ihr Ohr, er flüsterte irgendetwas Zärtliches, auf das sie keine Lust hatte, dann ging er hinaus.
    Wencke wünschte sich, sie hätte etwas mehr Zeit zum Durchatmen und Revue passieren lassen. Stattdessen kämpfte sie sich mit dem Herrenkamm durch die vom Wühlen in den Kissen zerzausten Haare, spülte den Mund mit Leitungswasser aus und schnappte sich ihren Kram, um so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Leise schloss sie die Tür hinter sich. Der Flur war noch halb dunkel, sie fand den Lichtschalter nicht, also versuchte sie, in der Dämmerung den Weg zur Treppe zu finden. Den Fahrstuhl zu benutzen wäre zu riskant. Eine Tür wurde geöffnet, eine lange Gestalt trat in den Gang, blieb vor ihr stehen und knipste die Deckenstrahler an. Wencke fühlte sich ertappt.
    Es war Gunnar Diekhoff.
    »Guten Morgen, Frau Kommissarin«, sagte er. Es klang weder ironisch, noch klang es verwundert. Sie blickte zu ihm auf. »Ich möchte Sie nicht erschrecken und am allerwenigsten möchte ich Sie maßregeln, verehrte Frau. Ich habe es mir schon gedacht, dass ich Sie heute morgen auf unserem Stockwerk antreffen könnte.«
    »Wie Sie sich sicher vorstellen können, habe ich es ein wenig eilig, damit außer Ihnen nicht unbedingt jeder weiß, dass ich heute nicht in der Pension ›Inselfreude‹ genächtigt habe.«
    »Von mir wird es sicher auch keiner erfahren. Wir Hotelmenschen sind Diskretion gewöhnt, und zudem mag ich meinen Chef eigentlich ganz gern und gönne ihm jeden Leckerbissen außerhalb des Jobs. Ich bin nur hier, weil ich dachte, Sie sollten sich dies hier mal anschauen.«
    Er reichte ihr einen Schnellhefter, unter der durchsichtigen Plastikhülle konnte sie das Titelblatt erkennen. »Alternativvorschläge zur effektiveren Arbeit in Küche und Restaurant«.
    »Was soll ich damit?«, fragte sie und wagte kaum, die Papiersammlung entgegenzunehmen, da sich in ihrem Hinterkopf bereits ein kleiner Verdacht breit machte.
    »Es ist wissenswert für Sie. Frau Polwinski hat es erarbeitet und zwei Tage vor ihrem Verschwinden an Fokke und mich weitergereicht. Ich hoffe wirklich, es erweist sich als unwichtig, aber ich konnte es Ihnen einfach nicht vorenthalten. Besonders jetzt nicht, wo Sie mit so viel… Körpereinsatz dabei sind.«
    Die letzte Bemerkung hätte er sich sparen können.
    »Ich werde es lesen«, versprach sie, dann ließ er sie vorbei, und Wencke hastete zur Treppe, den Hefter unter dem Pullover verborgen.
     
    Es war perfekt. Fünf Mädchen waren damit beschäftigt, den Saal herzurichten. Über jedem Tisch wurde ein sanfter Baldachin gespannt, die Tafel war mit schwarzem Samt bedeckt, und die Dekorateurin drapierte den orangefarbenen Tischläufer gekonnt zufällig, arrangierte dazu Sand und Zweige, an denen pralle, leuchtende Sanddornbeeren hingen.
    Hilke fehlte. Fokke wusste, wie sehr sie das Ausstaffieren einer festlichen Gesellschaft liebte, er wusste auch, dass sie die Urheberin dieser Ideen aus Form und Farbe war, es tat ihm Leid, dass sie das Ergebnis nicht mit eigenen

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