Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)
Bissen Hundefleisch mit dir gegessen habe. Auch wenn ich weiß, daß du nicht mein bist, bist du in meinem Herzen doch schon immer der Meine gewesen. Unser Schicksal ist eins, wir sind untrennbar miteinander verbunden. Ich weiß, daß wir beide nicht auf einer Stufe stehen. Die Dinge, die dich bewegen, und das, was mich bewegt, könnten gegensätzlicher nicht sein. Auch ist mir bewußt, daß du mich vielleicht nicht wirklich liebst, daß ich nicht mehr als die Frau bin, die zufällig des Weges kam, als du gerade eine Frau brauchtest. Du liebst sicher nichts anderes als meinen Körper, und wenn ich einmal nicht mehr jung und schön bin, wirst du mich verlassen. Ich bin mir sicher, daß niemand anders als du meinem Vater den Bart ausgerissen hast, auch wenn du es abstreitest. Du hast das Leben meines Vaters ruiniert und die Tradition der Katzenoper von Gaomi. Und was die Verhaftung meines Vaters betrifft, bist du dir auch nicht sicher; wenn dir der Provinzgouverneur Yuan dafür eine Beförderung versprechen würde, würdest du ihn bestimmt einsperren lassen. Wenn der Kaiser es dir befehlen würde, würdest du wahrscheinlich sogar mich umbringen. Du würdest dich zwar elend fühlen, bevor du das Schwert gegen mich erhebst, aber schließlich würdest du es dennoch tun ... Obwohl mir all das bewußt ist und ich weiß, daß meine wilde Leidenschaft für dich nur ein tragisches Ende nehmen kann, kann ich doch nicht aufhören, mich nach dir zu sehnen. Tatsächlich bist ja auch du nur der Mann, der mir gerade über den Weg lief, als ich einen Mann brauchte. Was ich an dir liebe, sind dein Aussehen und deine Bildung, nicht dein Herz. Dein Herz, das kenne ich nicht. Wie könnte ich es kennen? Mir ist es genug, daß eine einfache Frau aus dem Volk wie ich mit einem Mann wie dir eine so fatale Liebesgeschichte erleben kann. Weil ich dich liebe, ist mir selbst mein Vater, dessen Familie zerstört wurde und der soviel Schweres durchmachen mußte, gleichgültig. In meinem Herzen, meinem Fleisch, meinen Knochen wohnst nur du, nur du allein. Ich weiß, daß auch ich krank bin, seit dem Tag, an dem ich dir zum ersten Mal begegnete. Wenn ich für dich deine Medizin bin, dann bist du für mich mein Opium. Wenn du im Yamen stirbst, dann werde ich vor dem Tor des Yamen sterben. Ganz gleich, wie viele Gründe dein Tod haben wird, ich werde gewiß einer davon sein. Der einzige Grund für meinen Tod bist du. Wenn du mich überlebst, wirst du vielleicht drei Tage um mich weinen. Doch wenn ich dich überlebe, werde ich mein ganzes Leben lang um dich trauern. Ach, wenn du stirbst, kann ich nicht mehr weiterleben! Doch ich lasse mich auf diesen ungleichen Handel ein. Ich bin ein Hündchen, dem du nur einen Wink geben mußt und schon kommt es herbeigesprungen, wedelt mit dem Schwanz, macht Purzelbäume und nagt an deinen Schuhen.
Ich weiß, daß du mich liebst wie eine gierige Katze einen Gelbfisch, während meine Liebe zu dir die eines Vogels zu einem Baum ist. Ich liebe dich, ohne darauf zu achten, daß ich meinen Ruf damit aufs Spiel setze, ich habe keine Ambitionen und keine Aussicht auf Besseres. Ich kann meine Beine nicht unter Kontrolle halten und noch weniger mein Herz. Für dich besteige ich einen Berg aus Schwertern und durchquere ein Meer aus Feuer, all das mißgünstige Gerede der Leute stört mich nicht. Die Reden, die die Kinder im Mund führen, sind doch nur ein Mittel deiner Frau, um mich von dir fernzuhalten. Ich weiß, daß sie die Enkelin eines hohen Beamten und von nobler Herkunft ist, daß sie sehr gebildet ist und voller Listen steckt. Wäre sie ein Mann, dann wäre sie sicher ein Minister am Hof geworden. Natürlich bin ich, Tochter eines Schauspielers und Frau eines Metzgers, keine ebenbürtige Gegnerin für sie. Doch ich bin wie ein Blinder, der gegen ein Tor läuft. Ist das Tor geschlossen, hole ich mir Blessuren, doch ist es offen, finde ich dahinter mein ganzes Glück. Ich pfeife auf alle Regeln des guten Benehmens. Wenn man mich nicht zum Haupttor hineinläßt, dann nehme ich die Hintertür, und ist die mir versperrt, dann versuche ich es mit der Seitentür, und wenn auch das nicht geht, dann klettere ich einfach über die Mauer. Den ganzen Tag werde ich darüber nachsinnen, wie ich zu dir hineinkomme ...«
Der Halbmond beleuchtete die Mauer, hinter der der Garten des Yamen lag. Dort ging er für gewöhnlich mit seiner Frau spazieren, dort bewunderten sie die Blüten. Der dicke Ast einer Ulme ragte über die Mauer
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