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Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)

Titel: Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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giltst du doch schon lange als die zweite Frau des Präfekten, und jeder träumt heimlich davon, mit dir anzubändeln, alle machen dir vergebens Komplimente  – wie käme man auf die Idee, die Hand gegen dich zu erheben?«
    »Eure gnädige Frau und sonst niemand. Sie hat jemandem befohlen, mir fünfzig Peitschenhiebe zu verpassen.«
    »Darf ich einmal sehen, ob das wirklich stimmt?« fragte Chunsheng neckisch und wollte Meiniang die Kleider hochheben.
    Sie schlug ihm auf die Finger und sagte: »Du willst mir, Sun Meiniang, an die Wäsche? Hast du keine Angst, daß dir Exzellenz die dreckigen Hundepfoten abhackt?«
    »So ist das also. Kaum strecke ich die Hand aus, schon bist du mit Seiner Exzellenz wieder ein Herz und eine Seele, wie? Was ich dir sage, ist nichts als die Wahrheit. Seine Exzellenz ist krank und zwar schwer krank. Der gnädigen Frau bleibt nichts anderes übrig, als dich als rettenden Engel kommen zu lassen. Denk doch einmal nach. Wenn es nicht der letzte Ausweg wäre, hätte sie mich dann zu dir geschickt? Und selbst wenn sie wirklich jemandem befohlen hätte, dich auspeitschen zu lassen, wäre es nur allzu verständlich. Jetzt aber schickt sie mich, dich zu holen. Heißt das nicht, daß sie ihren Fehler einsieht und milde gestimmt ist? Du solltest die Gelegenheit beim Schopf packen, um deine Schäfchen ins Trockene zu bringen. Du mußt nichts weiter tun, als dich ein wenig um Seine Exzellenz zu kümmern, bis er wieder vollständig auf dem Posten ist. Du wirst uns allen einen großen Dienst damit erweisen und selbst die gnädige Frau wird es dir danken müssen. Und damit wird das, was bisher heimlich war, zu einer Selbstverständlichkeit, und was illegitim war, wird zu einer offiziellen Angelegenheit. Große Schwester, die Stunde deines Glücks ist gekommen. Ob du gehst oder nicht, das mußt du selbst entscheiden ...«

8.
    Als Sun Meiniang, mit einem Korb Hundefleisch in der Hand, die Tür zum westlichen Salon öffnete, sah sie eine Frau mit einem ledrigen, leicht pockennarbigen Gesicht und herabhängenden Mundwinkeln in einem großen Sessel sitzen. Ihr glühendheißer Körper erstarrte mit einemmal zu Eis, und über die Freude, die sich ihrer bemächtigt hatte, legte sich ein kalter Frosthauch. Sie hatte das Gefühl, erneut in eine Falle getappt zu sein, die ihr die Präfektengattin gestellt hatte. Doch schließlich war sie als Tochter eines Schauspielers an Posen gewöhnt, als Frau eines Metzgers machte ihr der Anblick blutiger Messer nichts aus, und als Geliebte eines Präfekten war sie mit den Umgangsformen des Hofbeamtentums vertraut. Schnell hatte sie sich gefaßt und wappnete sich für das bevorstehende Gefecht mit der Rivalin.
    Zwei Frauen, zwei Augenpaare, die einander trotzig fixierten und dem Blick der anderen standhielten. Ihre Blicke kreuzten sich wie Schwerter und es kam zu einem stummen inneren Zweikampf:
    Die Frau Präfektin: Ist dir bekannt, daß ich eine große Dame bin?
    Sun Meiniang: Alle wissen, daß ich das Gesicht einer Prinzessin habe!
    Die Frau Präfektin: Ich bin seine rechtmäßige Gattin!
    Sun Meiniang: Und ich bin seine engste Vertraute in allen Dingen.
    Die Frau Präfektin: Du bist bloß eine Medizin für meinen Mann, nicht mehr wert als die Gallensteine eines Hundes oder die Bezoarsteine eines Rindes, die es in allen Apotheken gibt.
    Sun Meiniang: Ach ja? Und du bist nichts weiter als Stück Dekor in den hinteren Gemächern Seiner Exzellenz, eine Holzpuppe, eine Tonfigur!
    Die Frau Präfektin: Selbst wenn du es verstehst, die Männer um den Finger zu wickeln, kannst du meine Stellung nicht erschüttern.
    Sun Meiniang: Du magst seine geschätzte Gattin sein, doch die wahre Liebe Seiner Exzellenz gilt mir. Er selbst hat mir erzählt, daß er mit dir höchstens einmal im Monat schläft, während er mit mir ...
    Als sie daran dachte, begann Meiniangs Herz wie wild zu klopfen. Lebhaft entfalteten sich im Meer ihrer Vorstellungswelt die Bilder des hemmungslosen sexuellen Vergnügens mit ihrem Geliebten. Ihre Augen glänzten feucht. Die gestrenge Gattin des Präfekten verschwamm vor ihrem Blick.
    Diese sah, wie die einem frisch gepflückten Honigpfirsich gleichende Frau vor ihr plötzlich errötete, schwer atmete und den Blick senkte. Sie wertete das als Anzeichen von Nervosität und empfand Genugtuung über ihren psychologischen Sieg. Ihre angespannten Gesichtszüge lockerten sich, und zwischen ihren roten Lippen kamen ihre blendendweißen Zähne zum Vorschein. Sie warf

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