Die Sandelholzstrafe: Roman (German Edition)
erzählt sich zum Beispiel, daß sie keine Kniegelenke hätten und deshalb nicht fähig seien, die Beine zu beugen. Wenn sie einmal umfielen, könnten sie nicht aufstehen. Aber das ist nur dummes Gerede. Ich habe nämlich ein paar von ihnen in kurzen Hosen gesehen. Die Knie sahen aus wie dicke Knoblauchknollen. Außerdem wird erzählt, daß sie bei Frauen wie Pferde oder Esel seien – einmal oben, seien sie sofort fertig. Aber die Freudenmädchen in der Yanzhi-Gasse haben mir etwas ganz anderes erzählt: »Hast du eine Ahnung!« haben sie gesagt. »Die sind wie große Eber. Wenn sie erst auf dich draufgestiegen sind, steigen sie stundenlang nicht mehr herunter, die brauchen eine Ewigkeit.« Ein weiteres Gerücht besagt, daß sie überall im Land gutgewachsene, sprachgewandte und gescheite junge Männer rekrutieren, denen sie gewaltsam die Zunge verdrehen, damit sie ihre fremde Sprache lernen. Mit diesem Gerücht bin ich einmal zu Qian Ding gegangen und habe ihn gefragt, ob das wohl wahr sei. Er hat laut aufgelacht und ausgerufen: »Gute Geschichte! Aber da ich keinen Sohn habe, brauche ich schließlich nichts zu befürchten!« Dann streichelte er meinen Bauch und fügte hinzu: »Meiniang, ach, Meiniang, schenke mir doch einen Sohn!« Ich antwortete, daß ich fürchte, keine Kinder bekommen zu können. Ich sei doch nun schon so viele Jahre mit Xiaojia verheiratet, wie könnte es sein, daß ich noch keine bekommen hätte? Er zwickte mich und sagte: »Sagst du nicht selbst, daß Xiaojia ein Einfaltspinsel ist? Hast du nicht gesagt, er hätte von diesen Dingen keine Ahnung?« Er zwickte mich noch einmal so fest, daß mir die Tränen in die Augen traten. Ich antwortete ihm: »Seit ich mit dir zusammen bin, habe ich Xiaojia nicht mehr an mich herangelassen. Und wenn du mir das nicht glaubst, kannst du ihn ruhig selbst fragen.« Er erwiderte: »Glaubst du etwa ich, ein ehrenwerter Präfekt, würde mich dazu herablassen, einen Idioten zu befragen?« Ich sagte daraufhin: »Soweit ich weiß, ist das Ding eines ehrenwerten Präfekten auch nicht aus Stein gemeißelt und wenn er schlaff ist, dann sieht er doch auch kläglich aus, oder? Und ist der ehrenwerte Präfekt nicht auch eifersüchtig?« Meine frechen Worte ließen ihn seinen Griff lockern und laut loslachen. Er umarmte mich und sagte: »Mein Schatz, du bist und bleibst einfach meine Arznei zum Glücklichsein, du bist das vom Jadekaiser eigens für meinen Seelenfrieden überlieferte Wunderheilmittel ....« Ich verbarg mein Gesicht an seiner Brust und sagte schmeichlerisch: »Exzellenz, mein Patenonkelchen, befreit mich doch aus den Fängen von Xiaojia, damit ich dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr bei Euch sein kann. Ich will auch gar keinen besonderen Status haben, Eure persönliche Dienerin zu sein würde mir völlig ausreichen.« Er schüttelte den Kopf und sagte: »Das ist völlig unmöglich. Wie könnte ich, der würdige Präfekt, ein vom Hof bestallter Beamter, einem Mann aus dem Volk die Frau rauben! Wenn das bekannt würde, würde man sich im ganzen Reich über mich lustig machen. Aber das wäre nicht einmal das Schlimmste – ich müßte um den Hut auf meinem Kopf fürchten.« Ich sagte zu ihm: »Gut, dann gib mich eben auf. Wenn du willst, dann setze ich von heute an keinen Fuß mehr ins Yamen.« Er küßte mich. »Aber ich kann dich nicht lassen.« Er ahmte den Gesang der Katzenoper nach: » Diese Sache bringt mich in ein rechtes Dilemma ... «»Seit wann kannst du so singen? Wer hat dir das beigebracht, mein geliebter Herr Präfekt?« »Wenn du etwas lernen willst, schlaf mit dem Meister!« sagte er verschmitzt. Dann tätschelte er mir wieder das Hinterteil und sang:
»Die Sonne geht hinter den Bergen im Westen unter,
Der Himmel leuchtet im Abendrot,
Der Tiger macht sich in die Tiefen der Berge auf, der Vogel in den Wald.
Nur ich armer Präfekt habe keinen Zufluchtsort,
Alleine und betrübt sitze ich in der großen Halle.«
»Warum bist du betrübt, ich bin doch hier, sehr lebendig, und liege neben dir, um dich zu trösten!« Er antwortete mir nicht, sondern trommelte auf meinen Hinterbacken den Rhythmus und fuhr fort, mit tiefer Stimme zu singen: » Seitdem ich die Frau aus dem Hause Sun kenne, bin ich wie ein vertrockneter Setzling nach einem Regenguß.« »Du willst mir wohl schmeicheln mit deinen glatten Worten, was findest du schon an mir, einer Hundefleischverkäuferin?« » Deine guten Seiten sind unzählbar ... an den Hundstagen bist du
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