Die Satanischen Verse
von »anspruchsvollen« Filmen mit mikroskopisch kleinem Budget produziert, und seit über zwanzig Jahren gelang es ihm, seine Erfolge mit nichts als Charme und ständigen Gaunereien zu erzielen. Wer für Sisodia arbeitete, bekam sein Geld immer nur unter den allergrößten Schwierigkeiten, ohne ihm dies jedoch übelzunehmen. Einmal hatte Sisodia eine Schauspielerrevolte - natürlich in Sachen Bezahlung - im Keim erstickt, indem er die ganze Truppe zu einem großen Picknick in einen der märchenhaftesten Maharadscha-Paläste Indiens scheuchte, ein Bauwerk, das normalerweise nur der hochwohlgeborenen Elite zugänglich war, den Gwaliors, den Jaipurs und Kashmirs. Niemand erfuhr, wie er es organisiert hatte, doch die meisten Mitglieder jener Truppe hatten sich hinterher, nachdem die Geldfrage unter der Erhabenheit solcher Geste begraben war, zur Mitarbeit an weiteren Sisodia— Projekten verpflichtet. »Und wenn man ihn braucht, ist er immer da«, fügte Gibril hinzu. »Als sich Charulata, eine begnadete Tänzerin und Sängerin, mit der er oft gearbeitet hatte, einer Krebsbehandlung unterziehen musste , waren plötzlich, über Nacht, jahrelang unbezahlte Honorare da.«
Heutzutage verfügte Sisodia, dank einer Reihe von Kassenschlagern, verfilmten Geschichten aus dem Katha-Sarit-Sagar - Kompendium - dem »Ozean der Ströme der Erzählungen«, länger als Tausendundeine Nacht und genauso phantastisch - nicht nur über sein winziges Büro an der Readymoney Terrace in Bombay, sondern über Wohnungen in London und New York und Oscars in seinen Toiletten. Man erzählte sich, dass er in seiner Brieftasche ein Foto des in Hongkong ansässigen Kung-Fu-Produzenten Run Run Shaw bei sich trug, seines mutmaßlichen Idols, mit dessen Namen er die größten Schwierigkeiten hatte. »Manchmal vier Runs, manchmal sechs«, sagte Gibril, und Allie freute sich, ihn lachen zu sehen. »Aber beschwören kann ich’s nicht. Es ist nur ein Branchengerücht.«
Allie war dankbar, dass Sisodia sich Gibrils annahm. Der berühmte Produzent schien unbegrenzt Zeit zu haben, wohingegen ihr Terminkalender nahezu ausgebucht war. Sie hatte einen Vertrag mit dem Besitzer einer Kette von Tiefkühlkostläden abgeschlossen, dessen PR - Agent, Mr. Hai Valance, im Verlauf eines Arbeitsfrühstücks - Grapefruit, trockener Toast, koffeinfreier Kaffee, alles zu Dorchester-Preisen - Allie klarmachte, dass ihr Profil »genau auf der richtigen Linie liegt, da es die (aus der Sicht unserer Klienten) positiven Parameter ›kalt‹ und ›cool‹ in sich vereinigt. Manche Stars enden als Vampire, saugen alles Interesse vom Produkt ab, Sie verstehen, aber bei Ihnen scheint es sich wirklich um Synergie zu handeln.« Jetzt also standen Eröffnungen von Tiefkühlmärkten an, bei denen sie Bänder zerschneiden musste, und Marketingkonferenzen und Werbefilmaufnahmen mit Bottichen voller Softeis; daneben die regelmäßigen Besprechungen mit den Designern und Fabrikanten ihrer eigenen Sportausrüstung und Frei zeitkleidung; und natürlich ihr Fitness programm, Sie hatte sich im nahegelegenen Sportzentrum für einen der allseits empfohlenen Karatekurse von Mr. Joshi eingeschrieben und zwang sich täglich, fünf Meilen rings um Brickhall Fields zu laufen, trotz der Fußsohle-auf-Glasscherben-Schmerzen. »Kein Propp-Problem«, pflegte Sisodia sie mit einer aufmunternden Handbewegung loszuschicken. »Ich wewe-werde hier sitzen blbbl-bleiben, bis Sie zuzu-zurück sind. Bei Gigibril zu sein, ist ein Brrr-Brrr-Privileg für mich.« Sie ging, ließ ihn Farishta mit einem unerschöpflichen Vorrat an Anekdoten, Meinungen und Klatsch unterhalten, und wenn sie zurückkehrte, schwatzte er noch immer. Mit der Zeit stellte sie fest, dass er bestimmte Themen immer wieder aufwärmte; vor allem das Thema: Das-Problem-mit-den-Engländern, wofür er einen ansehnlichen Korpus von Ansichten parat hatte. »Das Problem mit den Eng-Engländern ist, dass ihre Gege-Geschichte in Übersee pa-passiert ist, dada-daher wissen sie nicht, was Geschichte bedeutet.« -»Das Geheimnis einer Dindin-Dinnerparty in London be-besteht darin, zahzah-zahlenmäßig stärker zu sein als die Engländer.
Wenn sie in der Mimi-Minderzahl sind, verhalten sie sich anständig, wenn nicht, mama-machen sie einem Schwierigkeiten.« -»Besuchen Sie mal die Che-Che-Chamber of Horrors und Sie werden merken, wawas für eine Mama-Macke die Engländer haben. Leilei-Leichen in Blubb-Blutbädern, ausgeflippte Barbiere ätz-ätz-zetera.
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