Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Satanischen Verse

Die Satanischen Verse

Titel: Die Satanischen Verse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salman Rushdie
Vom Netzwerk:
Pamela eine Mahlzeit (zu ihrer Überraschung und Erleichterung hatte er sich als wahrer Mughlai-Koch erwiesen), beharrte er darauf, Chamcha dazu einzuladen, und wenn Saladin Einwände erhob, brachte er ihm ein Tablett nach oben, was er Pamela gegenüber damit rechtfertigte, dass es ungehörig und provozierend wäre, dies nicht zu tun. »Schau doch, was er unter seinem eigenen Dach zulässt ! Er ist ein Gigant; das mindeste, was wir tun können, ist, gute Manieren an den Tag zu legen.« Pamela sah sich mit wachsendem Grimm gezwungen, eine ganze Reihe solcher Verhaltensweisen und die damit verbundenen Predigten über sich ergehen zu lassen. »Ich hätte nie geglaubt, dass du so konventionell bist«, schäumte sie, worauf Jumpy antwortete:
    »Das ist nur eine Frage des Respekts.«
    Im Namen des Respekts brachte Jumpy Chamcha tassenweise Tee, Zeitungen und die Post; kam er in das große Haus, unterließ er es nie, oben einen Besuch von wenigstens zwanzig Minuten abzustatten, der Mindestzeit, die mit seinem Höflichkeitssinn in Einklang zu bringen war, während sich Pamela drei Stock tiefer die Beine in den Bauch stand und Bourbons kippte. Er brachte Saladin kleine Geschenke: versöhnliche Darreichungen von Büchern, alten Theaterprogrammen, Masken. Als Pamela versuchte, energisch durchzugreifen, widersprach er mit einer unschuldigen, gleichzeitig aber störrischen Leidenschaft: »Wir können nicht so tun, als sei der Mann unsichtbar. Er ist nun mal da, oder? Also müssen wir ihn an unserem Leben teilhaben lassen.« Pamela erwiderte säuerlich: »Warum bittest du ihn nicht, herunterzukommen und sich zu uns ins Bett zu legen?« Worauf Jumpy ernsthaft antwortete: »Ich glaube nicht, dass dir das recht wäre.« Trotz seiner Unfä higkeit, sich zu entspannen und Chamchas Anwesenheit hinzunehmen, war Jumpy Joshi erleichtert, dass er auf diese ungewöhnliche Weise den Segen seines Vorgängers erhielt. Jetzt, da er in der Lage war, die Imperative Liebe und Freundschaft zu versöhnen, besserte sich seine Laune beträchtlich, und die Vorstellung, Vater zu werden, beschäftigte ihn mehr und mehr: Eines Nachts hatte er einen Traum, der ihm am Morgen die Tränen der Vorfreude in die Augen trieb: es war ein schlichter Traum, in dem er auf einer von Bäumen überwölbten Allee dahinrannte und dabei einem kleinen Jungen beim Fahrradfahren half. »Freust du dich mit mir?« rief der Junge in seinem Hochgefühl. »Schau, freust du dich nicht?«
     
    Pamela und Jumpy hatten sich beide bei Aktionen gegen die Verhaftung Dr. Uhuru Simbas im Zusammenhang mit den sogenannten Omamorden beteiligt. Auch dieses musste Jumpy mit Saladin diskutieren. »Die ganze Angelegenheit ist von A bis Z konstruiert und gründet sich lediglich auf Indizien und Unterstellungen. Hanif behauptet, er könne durch die Löcher in der Anklage mit einem Lastzug fahren. Das Ganze ist, klarer Fall, eine bösartige Falle; die Frage ist nur, wie weit sie gehen.
    Bestimmt legen sie ihm falsche Aussagen in den Mund.
    Vielleicht gibt es sogar Zeugen, die sagen, sie hätten ihn beim Schlitzen beobachtet. Hängt alles davon ab, wie dringend sie ihn einsacken wollen. Ziemlich dringend, würde ich sagen; er hat die Klappe in letzter Zeit zu weit aufgerissen .« Chamcha mahnte zur Vorsicht. Eingedenk Mishal Sufyans Abscheu gegen Simba sagte er: »Der Bursche ist doch -oder? - wegen Tätlichkeiten gegen Frauen vorbestraft…« Jumpy wendete die Handflächen nach außen. »Im Privatleben«, räumte er ein, »ist der Typ ein Stück Scheiße, ehrlich. Aber das heißt noch nicht, dass er älteren Mitbürgerinnen den Bauch aufschlitzt; man muss kein Engel sein, um unschuldig zu sein. Es sei denn, natürlich, man ist schwarz.« Chamcha überging dies. »Der springende Punkt ist, dass das keine Privatsache ist, sondern eine öffentliche«, unterstrich Jum py und setzte hinzu, während er aufstand: »Ähm, morgen findet dazu eine Veranstaltung statt.
    Pamela und ich müssen da hin; bitte, ich meine, wenn du willst, das heißt, wenn du Interesse hast, dann komm doch mit, wenn du magst.«
    »Du hast ihn gefragt, ob er mit will?« Pamela konnte es nicht lassen. Seit einiger Zeit war ihr ständig übel, was auch nicht gerade ihre Stimmung hob. »Und das hast du getan, ohne mich zu fragen?« Jumpy wirkte geknickt. »Na ja, ist eh egal«, entließ sie ihn aus der Klemme. »Als würde der zu so etwas gehen.«
    Am Morgen allerdings präsentierte Saladin sich im Flur in einem schicken braunen Anzug,

Weitere Kostenlose Bücher