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Die Satansbraut

Titel: Die Satansbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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atmete schwer. Der Kerl war wirklich aalglatt. Dann lächelte sie. »Wie Sie wollen. Ich mache mich jetzt auf den Weg zur Höhle. Auf Wiedersehen, Mr. Grayson, und vielen Dank für das köstliche Mittagessen.«
    »Aber Sie haben ja kaum etwas angerührt«, rief Grayson ihr nach.
    Emile begann zu lachen, und sein Vater drehte sich auf dem Absatz um und eilte Miss Stanton-Greville nach.
    »Du springst ja wirklich toll mit ihr um, Ryder. Ich wette, so etwas ist ihr noch nie passiert.«
    »Ja, aber nun ist es genug, scheint mir. Ich werde ihr wohl nachreiten müssen. Sie hat gerade eine wichtige Lektion gelernt, und jetzt wird es Zeit für einen Frontalangriff.«
    »Keine Flanke? Kein Hinterhalt?«
    »Du wirst unverschämt, Emile.« Ryder grinste von einem Ohr zum anderen und entfernte sich.
    Sophie wußte nicht, was sie tun sollte. Ein kleiner Sklave half ihr beim Aufsteigen, und dann saß sie einfach da und starrte vor sich hin.
    Sie konnte nicht nach Camille Hall zurückreiten, weil Onkel Theo sonst sofort wüßte, daß sie versagt hatte. Beim Gedanken an die Konsequenz erschauderte sie und berührte unwillkürlich mit den Fingerspitzen ihre Wange. Sie war leicht geschwollen. Der Puder verdeckte die Spuren seines Schlages, aber die Erinnerung an den Schmerz und die Demütigung war nicht so leicht zu verwinden. Sie hätte diesem eingebildeten Laffen von Ryder Sherbrooke am liebsten laut ins Gesicht geschrien, daß sie sich keineswegs schminkte, um wie eine Hure auszusehen. Sie tat es, damit die blauen Flecke nicht zu sehen waren; zumindest war das anfangs der einzige Grund gewesen, doch dann hatte Onkel Theo erklärt, daß das Make-up ihr ein erwachseneres, verführerischeres Aussehen verleihe. Natürlich war ihm auch klar, daß er sie häufiger ins Gesicht schlagen konnte, wenn sie eine dicke Schicht Kosmetika auftrug.
    Ihr blieb keine andere Wahl als zum Strand zu reiten und sich eine Weile dort aufzuhalten, bevor sie nach Hause zurückkehrte. Dann konnte sie Onkel Theo Lügen auftischen. Sie würde ihm erzählen, daß Ryder sie geküßt und ihr gesagt hatte, daß er sie begehrte. Aber wie sollte sie dann erklären, daß er noch kein Rendezvous in der Hütte vereinbart hatte? Nach Ansicht ihres Onkels dachte ein Mann beim ersten Kuß sofort ans Bett, und ihre eigene Erfahrung bestätigte das. Sie verdrängte diese trüben Gedanken. Wenn es soweit war, würde sie versuchen, irgendeine einleuchtende Ausrede zu finden.
    Nachdem sie ihren Entschluß gefaßt hatte, ritt sie zu dem Strandabschnitt namens Monmouth Beach, eine Meile östlich von Penelope's Beach. Die vielen gezackten Felsformationen, an denen sich bei Flut die Wellen brachen, sorgten dafür, daß der Sand hier nicht weiß, sondern schmutzigbraun war. Die Höhle gab es tatsächlich. Ein Sklave hatte sie am Vortag entdeckt. Die Stute Opal suchte sich vorsichtig und geschickt einen Weg durch die Felsen.
    Sophie hatte nicht die geringste Lust, die verdammte Höhle zu besichtigen. Sie stieg ab, sah sich um, und wenige Minuten später breitete sie die Satteldecke unter einer Kokospalme aus, ließ sich im Schatten nieder und schaute auf das glitzernde blaue Meer hinaus. Sie dachte an ihre Eltern, die sie vor nunmehr vier Jahren zuletzt gesehen hatte.
    Ihre Mutter Corinna war eine außergewöhnlich willensstarke Frau gewesen, mit einem schönen Gesicht und üppiger Figur, und sie hatte ihre Kinder sehr geliebt, so sehr, daß sie sie nicht auf die Reise nach Amerika mitnehmen wollte, die ihrer Ansicht nach zu viele Gefahren in sich barg. Sophies Vater hatte das als Blödsinn abgetan, aber ihm fehlte Corinnas Charakterstärke, und deshalb waren Sophie und Jeremy, nachdem ihre Eltern ertrunken waren, von Onkel Theo in Fowey, Cornwall, abgeholt und nach Jamaika gebracht worden. Sie konnte sich noch lebhaft an ihre Trauer erinnern, aber auch daran, wie dankbar sie ihrem Onkel gewesen war. Damals hatte sie ihn geliebt.
    Sie betete, daß ihre Eltern einen schnellen Tod gehabt hatten. Sogar jetzt, nach vier Jahren, wiederholte sie dieses Gebet. Irgendwie wußte sie, daß ihre Mutter ganz zum Schluß ihren Vater bestimmt gestärkt und getröstet hatte. So war Corinna nun mal gewesen. Sie schloß die Augen und genoß die kühle Meeresbrise auf ihrem Gesicht. Dann zog sie ihre Reitjacke aus und öffnete die oberen Knöpfe ihrer Leinenbluse, nahm ihren Hut ab und legte ihn behutsam auf die Jacke.
    Minuten später schlief sie fest.
    Als Ryder ihre Stute sah, grinste er. Sie war

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