Die Satansbraut
wird, wenn Sie Sophie heiraten. Jedenfalls wird Sophie weiterhin gesellschaftlich geächtet bleiben.«
»Das werde ich ändern«, erwiderte Samuel. »Ich werde überall erzählen, daß sie in der Hochzeitsnacht noch eine Jungfrau war. Und ich werde allen die Wahrheit über ihren Onkel erzählen.
»Das würde doch nur allgemeines Gelächter hervorrufen. Seien Sie vernünftig, Samuel. Niemand wird die Leute von ihren einmal gefaßten Vorurteilen abbringen können.«
»Ich werde es jedenfalls versuchen. Ich muß es versuchen.«
»Als ich mit Oliver Susson gesprochen habe, sagte auch er, daß er Sophie heiraten würde.«
»Ich würde niemals zulassen, daß Oliver ihr zu nahe kommt.«
»Wenn Sie sie vor allen Männern abschirmen wollen, mit denen sie sich amüsiert hat — ob nun gezwungenermaßen oder nicht —, werden Sie beide ein Eremitenleben führen müssen. Die Liste von Männern, die diese verdammte Hütte besucht haben, ist ziemlich lang, Samuel.«
»Sie irren sich, Ryder. Ich werde die Leute umstimmen. Mein Wort hat hier Gewicht.«
»Nein«, sagte Ryder.
»Wie bitte?«
»Nein. Sie werden Sophie nicht heiraten.«
Samuel verspürte plötzlich heißen Zorn auf den jungen Mann. Ryder Sherbrooke mochte der Besitzer von Kimberly Hall sein, aber er hatte trotzdem nicht das Recht, sich ins Privatleben anderer einzumischen. Der Verwalter stand langsam auf. »Sie haben in dieser Angelegenheit kein Mitspracherecht, Ryder. Es ist meine Entscheidung, nicht die Ihrige.«
Ryder lächelte. »Im Grunde ist es Sophies Entscheidung, Samuel, und sie wird nein sagen.«
»Und warum? Weil Sie sie zugrunde gerichtet haben und sie mir deshalb die Schmach ersparen möchten, ihr Ehemann zu werden? Schauen Sie nicht so überrascht drein. Ich wußte genau, daß Sie sie begehrten, daß Sie sie beherrschen und in die Knie zwingen wollten. Sie haben sich aufgeführt wie ein neuer Hund in der Meute. Sie mußten sich und anderen Ihre Männlichkeit und Macht beweisen. Es war ein Wettbewerb. Sie mußten aller Welt zeigen, daß Sie sie haben konnten. Sie wollten von ihr hören, daß die anderen ihr nichts bedeuteten, daß nur Sie allein wichtig seien. Ich bin schließlich nicht blind. Außerdem stand ich vorhin zufällig unter dem Balkon und hörte Ihre Beschuldigungen ebenso wie Sophies Erwiderungen. Ich hörte sie sagen, daß sie unschuldig gewesen sei, bis Sie sie in die Hütte brachten. Sie haben Miss Stanton-Greville zugrunde gerichtet, und nun wollen Sie keinen Finger rühren, um ihr zu helfen. Ihnen würde bestenfalls in den Sinn kommen, sie zu Ihrer Mätresse zu machen, und dabei ist sie eine junge Dame von ausgezeichneter Herkunft. Außerdem hat sie feste Prinzipien. Ist Ihnen überhaupt in den Sinn gekommen, daß Sie sie geschwängert haben könnten? Nein, natürlich nicht. Nun, mir liegt sehr viel an ihr, und ich werde sie heiraten, und falls sie schwanger ist, wird sie jedenfalls keinen Bastard zur Welt bringen. Verdammt, lassen Sie dieses arrogante Brauenheben! Könnten Sie schwören, daß sie keine Jungfrau mehr war, als Sie sie nahmen?«
Ryder erwiderte ruhig: »Nein, das könnte ich nicht.«
»Sie weigern sich aber zuzugeben, daß Sie ihr die Unschuld geraubt haben. Sie wissen genau, daß sie keine Hure ist. Ich habe Sie über meine Absichten in Kenntnis gesetzt, um der Höflichkeit Genüge zu tun. Zumindest biete ich dem armen Mädchen eine Alternative, und das ist mehr, als man von Ihnen behaupten kann.«
Ryder hob einen kleinen Kieselstein auf und schleuderte ihn in die Wellen. »Und wie wollen Sie sie beschützen, wenn Sherman Cole sie verhaftet, um sie wegen der Ermordung ihres Onkels an den Galgen zu bringen?«
Samuel Grayson starrte aufs Meer hinaus. »Sie halten es also für besser, Sophie und Jeremy von hier wegzubringen? Und dann wird sie entweder Ihre Geliebte, oder aber sie steht völlig mittellos da, ohne Freunde, ohne eine Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Das ist wirklich eine großartige Lösung! Gott bewahre uns vor Männern, die glauben, daß die ganze Welt ihnen gehört und nach ihrer Pfeife tanzen muß, daß Frauen nur zu ihrem egoistischen Vergnügen da sind! Mir ist auch Ihr Ehrbegriff aufgefallen, Sir; er ist eng verknüpft mit Ihrem Stolz, mit all den Privilegien und all dem Reichtum, den Ihre Familie seit langem genießt. Aber was ist mit der Ehre anderer Menschen? Mit der Ehre und dem guten Ruf eines jungen Mädchens? Das ist Ihnen ganz egal, denn Ihnen geht es nur
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