Die Satojerin (German Edition)
Solange das Volk mich und mein
Gesicht noch nicht kennt, kann ich mir mein ganz eigenes Bild von der Stadt
machen. “ Thiu schaute sie ausdruckslos an. „ W ä re das alles? “ „ Ja. “ Ü ber das Gesicht ihres Cousins breitete sich ein Ausdruck der
Erleichterung aus und er fing an zu strahlen. „ Nun dann. Ich denke, die Bedingungen sind fair und akzeptabel. Das
bekommen wir hin. Willkommen K ö nigin! “ Ally
atmete erleichtert durch. So fühlte es sich also an, wenn eine zentnerschwere
Last von einem abfiel.„An „Königin“ werde ich mich wirklich noch
gewöhnen müssen! Als Lord Simm das letzte Mal Prinzessin zu mir gesagt hatte,
wäre ich ihm liebend gerne an die Kehle gesprungen “ . Vom anderen Ende des Tisches erklang eine am ü sierte Stimme. „ Das w ü rde ich
Ihnen abraten, K ö nigin.
Sonst dezimieren Sie Ihre Bev ö lkerung selbst. Das sollten wir doch besser lassen. “ War das Carr? Carr? Carr! Als
Allys entgeistert zu ihm herüber schaute, blitzten sein Gesicht und seine Augen
amüsiert auf. Ohne es überhaupt zu wollen, schickte Ally ihm ein Lächeln und
musste schließlich anfangen, zu kichern. „Oh Carr, dich hatte ich fast
vergessen! Ally, ich glaube, ich hatte dir Carr noch gar nicht so richtig
vorstellt. “ Ihr Cousin legte
einen wichtigen Gesichtsaufdruck auf. „ Carr ist von nun an dein pers ö nlicher Leibw ä chter. Er wird dich k ü nftig ü berall hinbegleiten
und dir zur Seite stehen. Dass er dein Schatten sein wird, w ä re herzlich untertrieben: Er wird noch viel mehr
sein – er wird für dich und dein Wohl persönlich verantwortlich sein. Er ist Satojer,
und dass er absolut zuverlässig und loyal ist, versteht sich von selbst. “ Lord Carr setzte ein Knie auf die
Erde, das andere stellte er auf, sodass sein Bein einen rechten Winkel annahm.
Er nahm ihre Hand und gab ihr, noch immer auf einem Bein kniend, einen
Handkuss. „Prinzessin – zu Ihren Diensten! “ W ä hrend er
kniete, fixierte er Ally die ganze Zeit mit seinen leuchtenden Augen, in denen
man sich verlieren konnte, wenn man nicht aufpasste. Als er aber fertig war,
erhob er sich und war genauso wie bei ihrem ersten Treffen – kühl, regungslos
und unnahbar. Ally drückte ihre Schultern nach hinten, sodass sie kerzengerade
stand und sagte gefasst, „Prinzessin war richtig, eine Königin bin ich noch
nicht. “ Sir Thola stand auf. „ Prinzen und Prinzessin, ich mache mich daran,
alles vorzubereiten. In vierzehn Tagen findet die Kr ö nung im kleinsten Kreise statt. Ich habe viel
zu tun.“ Dann verließ er mit wehenden Fahnen den Raum. Allys Blick glitt zu
Juna, da er sich noch nicht geäußert hatte und das machte ihr ein wenig Angst.
Als hätte er genau das Gleiche gedacht, kam er auf sie zu und schloss sie in
seine Arme. „ Ich bin
erleichtert. Erleichtert, dass du dich so entschieden hast und dass du nicht
explodiert bist, als man dir einen Leibwächter zur Seite gestellt hat. Das muss
hart für dich gewesen sein. Ich weiß ganz genau, dass du eine gute Königin sein
wirst. Aber ich bin auch traurig, dass dein Leben nun doch so viel anders aussehen
wird als geplant. Vom Heiraten und Erben gebären will ich noch gar nicht
sprechen! “ Ally wusste ganz
genau, was er meinte, versuchte ihn aber zu beruhigen. „ Manchmal verl ä uft das Leben eben nicht so, wie man es geplant hat, das heißt
aber nicht, dass man nicht trotzdem glücklich werden kann. Ich verspreche dir,
ich versuche mein Bestes. Letztendlich geht es aber doch nicht darum, was man
geplant hat, sondern darum, dass man immer das Beste aus dem macht, was das
Leben für einen bereithält! “ Sie strahlte ihn an und dr ü ckte ihren Bruder, der ihr mit glitzernden Augen antwortete: „Jetzt
wei ß ich, warum Mutter dir – wie in Satojer ü blich – mit drei Jahren deinen zweiten Namen Allegra gegeben hat.“ Man
vergab solche Namen für gewöhnlich, wenn Kinder anfingen, ihre stärksten
Charakterzüge zu entwickeln. Die ganzen Königreiche taten dies, in Satojer
allerdings legte man besonderen Wert auf diese Sitte. „Ich habe mich oft
gefragt, warum gerade du die Heitere hei ß t. Du bist oft so schwer einzuschätzen, meistens aufbrausenden und
emotional aber ich denke, in meinem Innersten wusste ich es schon immer. Deine
Heiterkeit überwiegt trotz allem immer und in jeder Lebenslage. Und gerade in
den Situationen, in denen andere verzagen würden, setzt sich bei dir immer
deine gute Laune durch. Das macht dich besonders, denn Stärke
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