Die Satojerin (German Edition)

machen. Ich sollte mich wie
eine Königin verhalten und nicht meinen eigenen Cousin auf den Boden
schmettern, im Spaß mit ihm kämpfen oder ihn in der Wut gegen einen
Schreibtisch feuern. Ich sollte mir Gedanken darüber machen, wie sich eine
Königin benimmt und wie nicht. Ich sollte mich auf meine Krönung und die ersten
Amtshandlungen danach vorbereiten. Ich sollte so viel arbeiten wie du. Und was
mache ich stattdessen? Ich irre durchs Schloss und habe in den ganzen Tagen
nichts anderes fertiggebracht, als mir den Kopf über diesen Menschen zu
zerbrechen. Und wenn ich es nicht tue, dann rede ich mit anderen über ihn! “ Ihr Cousin dr ü ckte sie noch fester, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und lachte. „ Ach Ally, du verr ü cktes Huhn. Dein einziges Problem ist, dass du viel zu streng mit dir
selbst bist. Du erlaubst dir all die Dinge nicht, die du bei anderen als
selbstverst ä ndlich ansiehst
und letztendlich bringt dich das genau dahin, wo du jetzt stehst. Du hast das
Gefühl verrückt zu werden. Sei ein bisschen netter und weniger hart zu dir
selbst – schraube deine Erwartungen ein wenig zurück. Auch Könige dürfen Fehler
haben, meistens machen sie sie sogar. Obwohl sie in ihre Rolle hineingeboren
werden, werden sie es in der Realität nicht wirklich. Jeder Thronfolger muss
seine ganz eigenen Erfahrungen – und Fehler – machen. Was glaubst du, wie deine
nächsten Tage, Wochen und Monate aussehen werden? So wie du sie gerade
beschrieben hast. “ Er
zwinkerte sie an und f ü gte mit
einem verschmitzten Lachen hinzu, „ Und ich meine nicht die Stelle, in der es um Ari ging. G ö nne dir ein kleines bisschen Gef ü hlschaos. Ich wei ß , wie neu das f ü r dich ist und ich weiß vielleicht noch besser als du selbst, wie
wenig du das zulassen willst. Aber lass dich bitte trotzdem warnen. “ Allys Augen weiteten sich. „ Ari ist mein bester Freund. Er kommt direkt
nach dir und Juna. Dennoch. Er ist …“ Thiu machte eine Pause und dachte nach. „ Er ist anders als die anderen. Und ich meine
das nicht im positiven Sinn. Er will sich nicht binden und er kann sich nicht
binden, er wird nie bei einer Frau bleiben und schon gar nicht wird er jemals
eine Frau heiraten. Er wird dich verletzen – auch wenn er dir niemals
absichtlich wehtun will, aber er wird dich, verdammt noch mal, verletzen. “ Er hatte Ally l ä ngst wieder losgelassen. Sie stand bereits ein ganzes St ü ck weit weg von ihm, schaute zum Fenster hinaus,
und als sie sich zu ihm umdrehte, blickte er sie direkt an. Ein sarkastisches
Lachen begleitete seine Worte. „ In deinem fr ü heren Leben
h ä tte ich gesagt, dieser Mann ist perfekt f ü r dich. Er ist wie f ü r dich gemacht und passt besser als jeder
andere in deinen Lebensplan. “ Ally warf die Arme in die Luft und lachte ihn schnippisch an.
„Tja, das Leben. War das irgendwann einmal fair? “ „Ally, es ist alles deine Entscheidung. Du wei ß t ganz genau, dass ich dir niemals im Weg
stehen würde und werde. Du bist schlau genug und ich wollte nur nicht, dass du
mich später verprügelst, weil ich dir nichts gesagt habe “ . Sie lachte los. „ Thiu, auch wenn ich mir nicht abgew ö hnen kann, dir Dinge an den Kopf zu werfen, f ü r das Verprügeln sind wir mittlerweile zu alt.
Obwohl “, sie schaute ihn frech, fast
provozierend an, „ ich sagen
muss, dass du nicht mal mehr eine Herausforderung bist. Ich ben ö tige Gegner. Keine Opfer! “ Sie sch ä mte sich, ihren Cousin vorhin so angezetert zu haben und als sie
ein Lachen auf seinem Gesicht entdeckte, fiel ihr ein Stein vom Herzen. Er nahm
ihr das Ganze offenbar nicht übel. Er hatte es ihr nicht nur nicht übel
genommen, er hatte ihr auch noch einen wertvollen Rat gegeben – und er verstand
sie sogar. Als Ally zurück auf ihre Gemächer ging, rekapitulierte sie alles und
beschloss, Ari für eine Weile aus dem Weg zu gehen. Wieder einmal entschied
sie, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren und hoffte inständig, dass ihr das
nun endlich auch gelang.
     
    ♔♕♛♚
     
    Thiu sollte recht behalten, was die nächsten Tage betraf.
Ally stand morgens um sechs auf und ihr Tag war nicht vor zweiundzwanzig Uhr zu
Ende. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf platze jeden Moment, denn sie lernte so
viel Neues kennen. Alleine die Namen ihrer obersten Richter waren so zahlreich
und außergewöhnlich, dass sie hoffte, sie habe künftig immer jemanden dabei,
wenn sie auf einen von ihnen traf. Aber das war ja nicht alles, denn da