Die Satojerin (German Edition)
trauen, Sie Folgendes zu fragen “ , er
stockte kurz und wartete, doch als von Ally keine Reaktion kam, fuhr er fort, „ Woher
kennen Sie diesen Mann? Und wie stehen Sie zu ihm? Lieben Sie ihn? “ Ally
merkte, wie sie rot wurde und wie langsam, aber stetig ihr K ö rper
mit Wut erf ü llt wurde. Trotzdem schien Carrs Gegenwart
diesen Prozess ein wenig zu verzögern. Fast so als beruhigte er sie? So etwas
hatte sie noch nie erlebt. Anscheinend hatte dies auch Carr bemerkt, denn seine
Reaktion war schnell, fast schon hastig, aber dennoch gefasst. „ Oh. Es
tut mir leid. Ich hätte Sie das doch nicht fragen sollen! “ Ally
sch ü ttelte
den Kopf. „ Carr, nat ü rlich.
Sie haben nichts falsch gemacht. Meine Wut gilt nicht Ihnen. Ich glaube, meine
Wut gilt nicht einmal ihm. Ich bef ü rchte,
sie gilt alleine mir. “ Als sie schon ein ganzes
Stück um den See gelaufen waren, Ally schätzte, es war so ungefähr die Hälfte,
blieb sie stehen und beobachtete ein Entenpaar, wie es miteinander da saß und
sich putzte. Ihr Vater hatte ihr als Kind einmal erklärt, dass die
prachtvollen, bunten und Blicke anziehenden Exemplare immer die Männchen waren.
Das eher unauffällige, braun gemusterte und fast langweilig wirkende Federvieh
waren immer die Weibchen. Ally empfand das damals als sehr unfair und war
empört, weil sie meinte, so etwas müsse doch ausgeglichen sein. Natürlich
begann sie sofort, mit ihrem Vater zu diskutieren. Gerade in dem Moment, als
sie sich daran erinnerte, hob das Entenweibchen ihren linken Flügel und darunter
kam eine wunderschöne, blau leuchtende Feder zum Vorschein. „ Nun
ja, es ist nicht immer alles so, wie es scheint Mylady “, sagte
Carr, während er seinen Blick nicht von den Enten vor ihnen hob. „ Carr,
k ö nnen
Sie etwa Gedanken lesen?!“, fragte sie ihn l ä chelnd,
und als er sie bleich, mit fast verschreckten Augen anstarrte und nichts sagte,
musste Ally losprusten. „ Das war ein Scherz. Jetzt
kommen Sie. Sie haben mich nicht beleidigt. Aber ich schulde Ihnen noch eine
Antwort. Gehen wir noch ein Stück? “ Als
sie sich in Bewegung setzten, begann sie mir ihrer Geschichte. Sie erz ä hlte
Carr ausf ü hrlich, was es mit ihr und Arian auf sich
hatte. Es tat gut und es war erleichternd, jemandem alles erz ä hlen
zu k ö nnen,
ohne sich dar ü ber Gedanken machen zu m ü ssen,
ob man nun das eine oder andere Details besser f ü r sich
behalten hätte sollen, oder ob das Gegenüber nun über sie richtete oder nicht. Zusätzlich
gab es ihr das Gefühl, dass sie dann nicht mehr ganz so alleine war mit dem
ganzen Chaos in ihrem Kopf und vielleicht auch in ihrem Herzen. Als sie am Ende
angekommen war, fügte sie hinzu, „ Carr,
ich wei ß nicht, wie ich zu ihm stehe. Ich habe so etwas in dieser Art noch nie gef ü hlt.
Und noch nie erlebt. “ Carr schien zu ü berlegen,
sagte zuerst nichts, doch dann schenkte er ihr ein sanftes L ä cheln
und fl ü sterte
ganz leise, „ Mylady, ich glaube, Sie sind verliebt? “ Ally
schaute ihn irritiert an und zuckte mit den Schultern, denn mehr brachte sie in
diesem Moment erst einmal nicht zustande. Einige Schweigeminuten vergingen. „ Waren
Sie schon einmal verliebt, Carr? “ Er
schaute ihr ins Gesicht und ein trauriges Lächeln machte sich über dem seinen
breit. „ Ein-
oder zweimal. Aber Liebe war es nicht. Man verwechselt das anfangs ganz gerne.
Ich denke, ein satojer Mann, der auch noch zu den besten Kriegern in seinem
Land gehört, ist wohl in Gefühlsangelegenheiten der schlechtesten Berater, den
man sich aussuchen kann. “ Sie verstand, schickte ihm
einen dankenden Blick und war wieder einmal froh, ihn an ihrer Seite zu haben.
Sie konnte jetzt verstehen, dass Thiu so schnell Vertrauen zu ihm gefasst
hatte. Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, wusste sie nicht, wie sie ihn
einschätzen sollte. Er hatte einen kleinen Vorteil, nämlich den, dass er aus
ihrer Heimat kam, allerdings fiel dieser Vorteil nicht wirklich stark ins
Gewicht und jetzt, wo sie ihn erst ein paar Tage kannte, wollte sie ihn nicht
mehr missen. Er war zu einem Freund geworden, der ihr das Gefühl vermittelte,
dass er sie verstand, ohne dass sie sich viel erklären musste. Ally spürte, wie
gut und ehrlich er es mit ihr meinte und das gab ihr ein Gefühl von Sicherheit.
Sie gingen noch eine Weile, und als die Dunkelheit einbrach und sie an der
Treppe zu den Gemächern ankamen, umarmte sie ihren Leibwächter, da sie ihm
danken wollte. „ Sch ö n,
dass ihr
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