Die Satojerin (German Edition)

Großvater veranlasst, aber den alten Sitten
zuliebe wurde die Zeremonie an sich noch immer von dem ersten Geistlichen
übernommen. Die Krönung an sich verlief viel unspektakulärer und viel kürzer,
als Ally es sich vorgestellt hatte. Somit waren sie schneller als sie erwartet
hatte am Ende angelangt. Ally bekam ihre, für sie eigens hergestellte, Krone. Auch
diese war völlig anders, als Ally angenommen hatte. Sicherlich war sie so
pompös, wie es die Krone einer Königin sein musste, mit allerlei Rubinen,
Smaragden und anderen Edelsteinen besetzt. Zugleich aber war sie filigran und
gar nicht so schwer, wie Ally es vermutet hatte. Jetzt bin ich also Königin
Rigani Allegra von Asuda!, sagte sie in Gedanken zu sich selbst und auf
einmal beschlichen sie gleich zwei Gefühle. Zum einen war es Erleichterung,
diesen ersten Schritt hinter sich gebracht zu haben, zum anderen war es aber
auch ein Gefühl der Schwere, weil sie wusste, wie viel Verantwortung sie nun
tragen musste. Ally schüttelte kaum sichtbar ihren Kopf. Nur so wenig, dass
sich wieder zu sich kam. Ach komm, jeder ist doch seines eigenen Glückes
Schmied, sagst du immer. Und auch das schaffst du. Du hast bis jetzt immer eine
Lösung gefunden und auch künftig wird es wieder so sein. Du wirst es schaffen,
dass dein Volk zufrieden und glücklich ist, du eine gute Königin und
letztendlich auch selbst glücklich sein wirst – irgendwie.
    Die Zeremonie war zu Ende, Ally dreht sich um
und hakte sich nun wieder in Carrs Arm ein. Erneut standen alle in der Kirche
auf und verbeugten sich. Als sie Ari gleich neben Gely und Thyria in der ersten
Reihe sitzen sah, nahm sie den gleichen, glänzenden Blick in allen drei
Augenpaaren wahr. Ihr blieb allerdings nicht wirklich viel Zeit, sich damit zu
beschäftigen, denn schon wurde sie von Menschen überrannt. Jeder wollte ihr
gratulieren, jeder wollte ein wenig mit der neuen Königin sprechen. Frauen
kamen zu ihr, um zu sagen, wie wunderschön sie aussah, baten sie, ihre Kinder zu
küssen. Männer wollten ihre Chance nutzen, die ersten Kontakte von gestern
weiter zu vertiefen und ihre Diener hielten kurz inne, um stehen zu bleiben und
ihre neue Königin zu begutachten. Ally fühlte sich mit so viel Aufmerksamkeit
nicht unbedingt wohl. Das lag gewiss in ihrer Natur, aber sie wusste, dass sie
sich von jetzt an daran gewöhnen musste. Im Anschluss geleiteten Carr und Allys
oberster Rat sie auf den Ball, der zu ihrer Ehren einberufen wurde. „ So wie es sich f ü r eine anst ä ndige Kr ö nung gehört “, hatte Thiu damals gesagt: „Egal wie klein die Kr ö nung ist! “ Ally schaute in den Raum und bemerkte, wie sehr sie aufgehalten
worden war, da schon fast alle, die nach ihr aus der Kathedrale kamen, bereits
im Ballsaal angelangt waren. Sie hielt inne und schaute der
Gesellschaft zu, wie sie sich vergnügte, und als es
mal wieder still wurde, da man Ally entdeckt hatte, empfand sie dies für einen
guten Anlass, mit ihrer Rede zu beginnen. Die Stunden vergingen wie im Flug und
Ally hätte nie gedacht, dass sie sich am Tag ihrer Krönung so amüsieren könnte.
Doch langsam wurde sie müde. Als hätte Ari ihr das angesehen, stand er vor
ihrem Tisch. „ Eure K ö nigin darf ich bitten? “ Sie schenkte ihm ein L ä cheln als Antwort und sie begannen zu tanzen. Lustig,
wir können uns im Tanz so nah sein wie selten und niemand bemerkt etwas. Das
sind die wenigen Momente, in denen mir unser Versteckspiel wohl fast schon Spaß
machen wird. „ Sehen wir uns nachher? Ich muss dir etwas äußerst Wichtiges
sagen! “, fl ü sterte er ihr ins Ohr. Ally schaute weiterhin geradeaus ü ber seine Schulter und tanzte weiter, als w ä re nichts. „ Ja, nat ü rlich! Ich
kann es kaum erwarten. Bei mir – ungef ä hr dreißig Minuten nachdem ich den Ball verlassen habe. Was ist es
denn? “, hauchte sie zurück. „ Ein Geheimnis“, raunte er ihr ins Ohr, sodass
sich schlagartig ihre Nackenhaare aufstellten. Ally hielt inne. „ Das Geheimnis? “ Er lachte
vergnügt. „ Nein, nicht das Geheimnis, aber nicht weniger schockierend!“ Was nun wohl schon wieder kommen
würde? „ Kommst du über den
Geheimgang?“ „ Sicher, jetzt wo
das unser neues, kleines Geheimnis ist! “, gab er zur ü ck und Ally
wusste ganz genau, dass er ungezogen grinste, obwohl sie sein Gesicht nicht
sehen konnte. Als das Lied zu Ende war, wurde Ari von einem der männlichen
Gäste abgepasst. Sie beobachtete ihn, wie sich seine ganze Gestik, Mimik,