Die Satojerin (German Edition)
ja
sogar seine Haltung schlagartig veränderte und sie erinnerte sich, was er ihr
vor ein paar Tagen gesagt hatte. Als er mit diesem Herrn sprach, wirkt er kühl
und unnahbar. Also schien er kein Freund zu sein, denn mit Thiu ging er anders
um. Ally hielt Ausblick nach Carr und merkte erst jetzt, dass er schon längst
neben ihr stand. Sie hakte sich wie immer bei ihm ein und musste ihm nur einen
kleinen Blick senden, damit er verstand. Als sie aus dem Ballsaal waren, atmete
sie tief durch. „Meine F üß e schmerzen
wie die H ö lle! “, qu e ngelte sie zusammen mit einem glucksenden Lachen. „ Die Schuhe gestern waren viel bequemer. Kann
uns noch jemand sehen? “ Carr sch ü ttelte den Kopf. Dann hielt sie sich an seinem
Arm fest und zog ihre Schuhe aus, was ihren Leibwächter sichtlich belustigte.
„Ich wei ß , das ist nicht das Benehmen einer K ö nigin. Aber wenn uns keiner sieht, erachte ich
das als legitim! “ Bei jedem
Schritt, den Ally ging, ließ sie ein kurzes, gequältes „Au“ heraus, was zur Folge
hatte, dass Carr kopfschüttelnd, aber mit ausdruckslosem Gesicht, an ihrem Arm
zerrte. Ally konnte gar nicht anders, als stehen zu bleiben. Er bäumte sich vor
ihr auf und schüttelte erneut den Kopf. Erst jetzt war Ally aufgefallen, was
für einen hübschen Anzug er trug. So ganz in Schwarz, kein Wunder, dass Thiu
vorhin meinte, Carr sehe aus, als ginge er auf eine Beerdigung. Ihr allerdings
gefiel diese Art von Mode sehr. „ So geht das nicht! Gestandene Männer verprügeln und dann heulst du
bei so ein paar mickrigen Schuhe herum wie ein Baby?“ Carr strengte sich
sichtlich an, ernst zu bleiben, doch Ally sah ganz genau, wie viel Kraft es ihn
kostete, nicht zu grinsen. Bevor sie überhaupt reagieren konnte, schnappte er
sie, drehte sie ein Stück herum und trug sie auf seinen Armen. Den einen hatte
er um ihren Rücken geschlungen, den anderen um ihre Kniekehlen. „ Carr, ich bin zu schwer!“, rief Ally entsetzt.
Nun war es vorbei – ihr Leibwächter konnte sich nicht mehr an sich halten und
ein tiefes Lachen polterte aus ihm heraus. „ Ally, schau mich an, glaubst du ernsthaft, dass du mir zu schwer
bist? Also wenn das dein einziges Problem ist? “ Sie stieg in sein Lachen ein. „ Nein Carr, was ist denn das f ü r ein Benehmen? Das geht doch nicht. Ich bin doch die K ö nigin! Wenn uns jemand sieht? “ Sarkasmus liebte sie schon immer oder viel
mehr – er war quasi ihr zweiter Vorname – nur wurde er leider von viel zu
wenigen Männern verstanden. Natürlich war es ihr v ö llig egal, ob das nun ein angemessenes Verhalten
war oder nicht. Mit ihren fünfundzwanzig Jahren war sie das erste Mal
stundenlang in engen, hohen Schuhe eingeschnürt gewesen und ihre Füße brannten
wie Feuer. Da kam ihr Carrs Service gerade recht! Als sie an ihren Gemächern
angekommen waren, stellte Carr sie ab und begleitete sie herein. „ Brauchst du noch etwas? Schrundencreme, ein
Fass mit Eiswürfeln oder ein paar neue Füße? Ansonsten ziehe ich mich auch
zurück und kümmere mich um meinen kaputten Rücken!“ Ally war immer wieder von seinem Humor überrascht. „ Nein, alles ist in Ordnung. Ich w ü rde dich nur bitten noch kurz nach Gely zu schauen. “ Carr wurde wieder ernst. „ Meine K ö nigin, das hast du heute alles sehr gut gemacht. Ganz ohne die
Hilfe von einem von uns. Du kannst mehr als du glaubst. Du bist bereits jetzt
intelligenter, schlauer, durchtriebener, strategischer, überzeugender und viel
gutaussehender, als du es dir selbst jemals zutrauen würdest. Dazu bist du so
heiter und vor allem: Du hast Herz. All das macht es dir selbst oft schwerer,
aber es ist etwas, das dich vor den Fehlern schützt, zu denen andere Könige
sich gerne hinreißen lassen. Es schützt dich vor Hochmut, Selbstüberschätzung,
Habgier und Arroganz. Und somit schützt es dich indirekt vor dem Anfang allen
Übels. “ Ally war ü berw ä ltigt von
Carrs stolzem Blick, der nur ihr galt und den nur ein wahrer Krieger in sich
tragen konnte. Ein kurzes L ä cheln huschte ü ber sein Gesicht und er lie ß Ally mit offenstehendem Mund und aufgerissenen Augen zur ü ck.
Ihr Blick blieb an der Türe hängen. Sie machte
sich einige Minuten ihre ganz eigenen Gedanken über Carrs Worte, als sie von
einem lauten Klopfen wieder ins Hier und Jetzt geholt wurde. „ Carr hast du …“ Ally ö ffnete die T ü r, rieb sich verwundert die Augen und sch ü ttelte ungläubig den Kopf. Es stand niemand vor
ihr? „… etwas
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