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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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sollte ich dir trauen ?«
    »Du hast zwei Männer umgelegt. Ich bin doch nicht so wahnsinnig, mich mit dir anzulegen«, machte ich auf devot.
    »Mehr als zwei Männer und« — blickte er amüsiert zu Bettina und Karin — »auch einige Frauen. Eine krumme Tour...«, beendete Kobras explosiver Bariton den markigen Spruch.
    »Gib mir deine Adresse. Wenn ich das Buch gelesen habe, komme ich vorbei und wir bequatschen die nächsten Schritte .«
    Hollek lachte herzhaft. »Könnte dir so passen. Ich geb dir meine Adresse, und du schickst mir die Bullen auf den Hals. Es reicht, dass ich weiß, wo du wohnst. Morgen will ich Resultate sehen .« Er steckte die Whiskeyflasche in die Tasche seines Ledermantels und hüpfte auf den Boden. Wenig später fiel die Haustür zu.
    Wen zuerst befreien? Ich erwählte Karin. Mein Gott, Hollek hatte meine Nachbarin festgezurrt, dass sich kein Mikropartikel zwischen Seil und Haut befinden durfte. Zum Glück hatte ich ein scharfes Messer in der Schublade. Als ich den Knebel aus feinstem Tempotaschentuch aus ihrem Mund zog, spuckte sie wie eine vorm Ertrinken Errettete.
    »Dieter, das war so ekelhaft«, warf sie sich mir um den Hals. »Der hat uns seine gebrauchten Rotzfahnen in den Mund gestopft. Dieser Zwerg ist einfach nur abartig .«
    Dem konnte ich nur beipflichten. Bettina ruckelte unterdessen, als würden Hornissen ihren Hintern nach Honig abtasten. Sanft befreite ich mich von Karin und widmete mich der zweiten Inhaftierten. Ich benötigte mehrere Minuten, weil das zum Fesseln verwendete Seil länger als Tinas Haarpracht war, stramme Leistung. Karin brabbelte unterdessen Kauderwelsch, wahrscheinlich der Schock.
    »Wer ist die Tusse ?« , lauteten Bettinas undamenhafte erste Worte.
    »Danke, Dieter«, wies ich auf meine Retterverdienste hin. Schien nicht anzukommen.
    »WER IST DIESE FRAU? Wie kommt sie in deine Wohnung? Erklär mir das sofort !«
    Heiliges Kruzifix , kam jetzt eine Eifersuchtsszene?
    »Gute Frage. Ich möchte auch wissen, wie dieses Woodstock-Relikt hierherkommt«, brachte sich Schumann in die Diskussion ein. Hollek schien uninteressant zu sein.
    »Darf ich vorstellen: Bettina, meine Exfreundin — Karin, meine Nachbarin«, quetschte ich genervt durch die Weisheitszähne.
    »Hättet ihr die Güte mir zu erzählen, warum ihr beide einträchtig nebeneinander gefesselt in meinem Haus liegt ?«
    Beide schwiegen verlegen.
    »Bitte!«
    War schon skurril, die Wutblitze zwischen den Grazien zu verfolgen. Die eine in einem jutesackähnlichen Büßergewand, die andere in einem mit Teddybären bestickten Blaumann. Waren sie Vorboten der Apokalypse?
    »Also ich kann da kaum was zu sagen«, machte schließlich Tine den Anfang, »es geschah alles so schnell. Habe draußen gewirtschaftet, die Energien gereinigt. Dann wollte ich uns einen schönen Abend bereiten. Hab Tofu und knackige Sojakeimlinge in die Pfanne geschmissen, eine Kanne Brennnesseltee aufgesetzt und schließlich Wasser in die Wanne laufen lassen. Auf einmal hörte ich ein Geräusch hinter mir. Als ich mich umdrehen wollte, fühlte ich mich, als wäre ich gegen einen Zug gelaufen. Dann war ich wohl weg. Als ich die Augen öffnete, saß ich gefesselt neben dieser Schrapnelle .«
    »Schrapnelle ?« , fauchte Karin. »Die Trulla hat deine gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt. Ich bin zufällig vorbeigekommen und hab mitgekriegt, wie sie den Hof gefegt hat. Mit Handfeger und Kehrblech, so was hab ich noch nie gesehen. Ich muss zugeben, ich war neugierig. Als sie über ihre Haare hinweg ins Haus geschlurft ist, hab ich durchs Fenster gelinst. Dort hat sie Grünzeug geschnippelt und abgeschmackte Sixties-Oldies geträllert. If you’re going to San Francisco und The birds and the bees. Als wäre sie gerade aus einer Hippiekommune vertrieben worden. Als sie Happy Together schallernd im Badezimmer verschwand, wurde ich von hinten umklammert, dass ich mich nicht bewegen konnte. Dabei drückte mir dieser Hollek die Popelfahne in den Mund, dass mir das Würgen kam .«
    Auf einmal vernahm ich lautes Schweinequieken aus dem Stall; als ob Pedder massakriert würde. Ich riet den Damen, sich einen Tee zur Beruhigung zu brauen, und schlich nach draußen. Pedder grunzte jetzt nur noch; klang aber ziemlich ungehalten. Im Stall leuchtete jemand mit einer Taschenlampe umher. Schnell wurde klar, wer der Eindringling war.
    »Halt die gottverdammte Schnauze, Borstenvieh. Sonst gibt’s Blei«, fluchte Hollek, während ich mich hinter der

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