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Die Sau und der Mörder

Die Sau und der Mörder

Titel: Die Sau und der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Stallwand versteckte. Vermutlich war der Zwerg auf die Idee gekommen, ich hätte das Objekt seiner Begierde im Stall verbuddelt. Kurze Zeit später kam er über und über mit Schweinemist bedeckt um die Ecke und stiefelte schlechtgelaunt zu seinem Auto. Er trat gegen die Büsche, als würden diese wie im Märchen eine Pforte öffnen, wo der Schatz der Weisen, oder was immer er suchte, herauspurzelte.
    Ich folgte ihm bis zum Straßenrand, wo ein grüner Ford Escort parkte, der schon bessere Tage gesehen hatte. Bei meiner Ankunft war er mir nicht aufgefallen. Sollte ich jemals ein Buch über die Detektivkunst verfassen, wäre »Augen auf« meine erste Kardinalregel. Nur sollte der Meister sie auch befolgen.
    Ich schwang mich in meinen Golf und startete das Gefährt, nachdem Kasimir um die Wegbiegung verschwunden war. An der Kirche, Ausstellungsplatz der einzigen Bulderner Ampel, holte ich ihn ein.
    Unser Ausflug führte uns ins vierzig Kilometer entfernte Münster. An der B219 bogen wir im Stadtteil Kinderhaus ab, einem sozialen Brennpunkt, in dem die Mülltonnen auch tagsüber brannten. Kaum verwunderlich, dass bei Gründung dieses Fleckchens nur ein Lepraheim, eine Kirche und wenige Bauernhöfe existiert hatten. Die schlechten Schwingungen hatten sich jedenfalls vom Mittelalter bis heute gehalten.
    Vielleicht trog mein Eindruck, aber jedes Haus schien eine Spur grauer und trister als das vorherige zu sein. Immerhin brachte der Abfall auf den Bürgersteigen Farbtupfer in die städtebauliche Depression. Wahrscheinlich wurde die Gegend nur einmal jährlich unter Polizeischutz gekehrt.
    In der Erhardstraße stellte Hollek seinen Wagen im absoluten Halteverbot ab. Störte eh keinen. Als er aus dem Wagen stieg, klopfte er den Schweinekot von der Hose, setzte die Hornbrille ab und steckte sie in die Westentasche. Dann rotzte er in die Hände und rieb sich den Schnodder in die Haare. Mit einem Kamm frisierte er sich und überprüfte das Ergebnis im Seitenspiegel. Sah aber immer noch mehr nach Mini-Buddy-Holly als nach Elvis aus. Dann überquerte er strammen Schrittes die Straße, geradewegs auf ein Bordell namens Nophretete zu. Vor dem Laden quatschten rudimentär bekleidete Mädchen die Passanten an. Die meisten schüttelten amüsiert den Kopf und flanierten weiter.
    Hollek baute sich vor einer rassigen Schwarzhaarigen im Tigerkostüm auf. Zum Küssen würde er eine Leiter benötigen, aber zum Küssen war er nicht hier. Er zog einen Hunderter aus der Börse und fächelte dem Bauchnabel der Nutte Luft zu. Allerdings ignorierte sie ihn völlig und sprach stattdessen einen korpulenten Kerl mit Gamsbarthut an, mit dem sie nach kurzer Verhandlung ins Innere des Liebestempels verschwand.
    Hollek ging nun die Mädchen der Reihe nach ab, doch keines schien Lust auf ein Schäferstündchen zu haben. Eine Rothaarige schlug ihm sogar ihr Täschchen um die Ohren. Kasi wich zurück, spuckte sie an und betrat fluchend den Laden ohne Begleitung.
    Ich stieg aus und schlenderte den Bürgersteig entlang bis zur roten Zora. Ihr Bauchausschnitt bot freie Sicht auf Speckwülste.
    »Hallo, strammer Hengst. Soll ich dich zureiten? Fünfzig Schleifen, aber nur weil du mir gefällst«, säuselte sie süßlicher als abgestandene Fanta. Derart geschmeichelt hatte ich mich lange nicht mehr gefühlt.
    »Wir sind im Geschäft, Baby«, schnalzte ich mit der Zunge.
    »Dann lass uns reingehen und ein Piccolöchen zu uns nehmen .«
    »Mein Auto wär mir lieber, stehe mehr auf Naturvögeln. Kenn da ein lauschiges Plätzchen, an dem wir uns ungestört vergnügen können .«
    »Das kostet dreißig mehr«, hatte sie nur kurz überlegt, »aber du wirst es nicht bereuen, mein wilder Stier .« Ich war gespannt, mit welchen Tieren sie mich noch vergleichen würde. Beim scharfen Pavian würde ich intervenieren.
    »Fahren wir jetzt los, oder stehst du auf Spanner ?« , wurde sie sofort ungeduldig, als wir im Wagen saßen, ich aber keine Anstalten machte, den Anlasser zu betätigen. Hey, wo blieb da die Romantik?
    Nachdem sich ihre Linke routiniert an meinem Reißverschluss zu schaffen machte und ich sie genauso routiniert weggeschoben hatte, wechselte ich den Tonfall: »Warum hast du dem Mann im karierten Hemd eine verpasst ?«
    »Was geht dich das an, bist du ein Bulle oder was ?«
    Als Antwort hielt ich ihr für den Bruchteil einer Sekunde die Marke unter die Nase, die ich auf der Cranger Kirmes an einer Schießbude gewonnen hatte.
    »Sitte.«
    »Nun gut, ist ja

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