Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche
auf die Suche nach Aminat. Ich war wütend, dass auch sie es mir so schwer machte.
Ich suchte fast zwei Stunden, fragte Kinder auf der Straße, sah in fremde Hauseingänge hinein, schob Zweige beiseite und kletterte durch das Gestrüpp, das Häuser und Spielplätze dieses Viertels umgab. Ich ruinierte meine Strümpfe. Schließlich fand ich Aminat, mit Gottes Hilfe und meiner Intuition, im modrigen Keller des benachbarten Hochhauses. Sie hockte neben einem mirfremden Mädchen vor einem zerfledderten Korb, in dem sich bunte Wollknäuel bewegten.
Erst dachte ich an Ratten, dann erkannte ich, dass es junge Katzen waren, höchstens zwei Wochen alt, die Augen gerade geöffnet. Sie gaben leise Piepslaute von sich, und Aminat lauschte ihnen so konzentriert, dass sie den Hall meiner Schritte auf dem Betonboden überhörte. Sie fuhr erst herum, als ich ihren Zopf um mein Handgelenk gewickelt hatte. »Omi!« rief sie, ein Wunder der Selbstbeherrschung: Statt Angst und schlechten Gewissens war nur helle Freude in ihrer Stimme. »Guck mal, Omi, was für süße Kätzchen! Sobald die Mutter sie nicht mehr säugt, nehmen wir eins zu uns, ja?«
Ich zog Aminat am Zopf aus dem Keller. Die Haare auf ihrer Kopfhaut spannten, aber nach einem ersten Klagelaut verstummte sie und schwieg auch dann, als ich sie hinter die Garagen führte, ihr die Hose runterzog und sie mit Kalganows altem Ledergürtel verdrosch, den ich vorsorglich in meine schöne neue Handtasche eingepackt hatte. Danach führte ich sie nach Hause. Sie sagte nichts mehr und wischte sich nur mit ihrem schmutzigen Ärmel übers Gesicht, bis ich ihr auch das verbot, weil sie sich damit gefährliche Keime in die Nase und in die Augen schmierte.
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Ein sauberes Mädchen
Es war einfach so: Das Beste, was eine Frau für ihre Familie tun konnte, war klare und harte Führung. Nachgiebigkeit brachte nichts. Als ich mit Aminat die Wohnung betrat, stand Sulfia nämlich schon in der Küche und spülte ab.
Ich zog die bockige Aminat an ihr vorbei ins Bad, ließ warmes Wasser ein und tropfte wohlriechendes Schaumbad hinein, das Sergej in einer sehr hübschen Flasche aus der DDR mitgebracht hatte. Bei uns gab es so ein Schaumbad nicht zu kaufen, und wir verwendeten es äußerst sparsam. Aminat sah zu, wie der Wasserstrahl auf die Schaumberge einprasselte. Sie rührte sich nicht, bis ich ihr befahl, sich auszuziehen. Sie zog ihre Kleider aus und warf sie schlampig auf den Boden. Ich schob sie mit dem Fuß beiseite.
»Steig ein«, sagte ich.
»Zu heiß«, sagte Aminat, nachdem sie ihren großen Zeh ins Wasser getunkt hatte.
»In der Hölle ist es noch heißer«, sagte ich, und Aminat zögerte, zog den Fuß raus und ließ ihn wieder im Schaum verschwinden, bis sie sich plötzlich in die Badewanne fallen ließ und mich von Kopf bis Fuß mit Wasser und Schaumflocken bespritzte.
»Pass doch auf«, schrie ich. Aminat tauchte unter und wieder auf, der Schaum schmückte ihren Kopf wie eine Krone. Sie prustete und lachte.
Ich ließ sie das Bad nicht zu lange genießen. Das hatte sie nicht verdient. Ich zwang sie, in der Badewanne aufzustehen, und seifte sie mithilfe eines Schwammes von Kopf bis Fuß ein. Ich wollte sie endlich sauber haben. Sie machte ein trotzig-unglückliches Gesicht, das mich an ihre Mutter erinnerte. Ich bearbeitete ihren Körper gründlich mit dem Schwamm, von allen Seiten, in jeder Falte.
Ich sagte ihr, sie solle sich hinknien, und wusch ihr zweimal das Haar. Es war viel zu lang. Ich ließ sie aus der Badewanne steigen und wickelte sie in ein Badetuch. IhreHaut hatte immer noch rote Streifen, der Schwamm war alt und hart gewesen.
»Du bist jetzt ein großes Mädchen und keine Drecksau mehr«, sagte ich.
Ich schnitt ihr die Nägel an Händen und Füßen sehr kurz. An mehreren Fingern hatte ich ihr so tief ins Fleisch geschnitten, dass sie blutete, aber sie beschwerte sich nicht. Ich führte sie ins Wohnzimmer, breitete ein paar Zeitungen auf dem Boden aus, stellte den Küchenhocker drauf und ließ sie sich draufsetzen.
»Mach die Augen zu«, sagte ich, und sie gehorchte arglos. Erst als die fünfte Haarsträhne zu Boden fiel, merkte sie, was ich gerade tat.
»Was machst du da?« rief sie und wollte aufspringen, aber ich drückte sie zurück auf den Sitz.
»Bleib sitzen, sonst schneide ich dir noch ein Ohr ab«, sagte ich. Sie schlug gegen meine Hand. Ich hielt ihr Handgelenk fest.
»Du hast gesehen, dass Mama krank war, ja?« flüsterte ich ihr ins
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