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Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche

Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche

Titel: Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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Inhalt sie rasch in die Ecke gekippt hatte.
    Nach einer Minute war alles vorbei. Aminat rollte sich auf der Matratze zusammen und schlief einfach weiter. Dabei stöhnte sie leise. Sulfia und ich sahen uns an, dann blickten wir um uns herum. Es war katastrophal.
    »Mach die Tür zu«, sagte ich, und wir machten uns an die Arbeit.
    Natürlich gelang es uns nicht, dieses unangenehme Ereignis vor Dieter zu verbergen. Dafür roch es zu schlimm, auch wenn wir das Fenster sofort aufgerissen hatten. Wir sammelten Aminats Erbrochenes mit Sulfias grauen T-Shirts auf, da wir nicht wussten, wo Dieter Putzlappen aufbewahrte. Mehrmals schlich ich über den Flur ins Bad, einmal, um eine Rolle Toilettenpapier mitzunehmen und damit den Boden und die Wände zu scheuern, dann wieder zurück, um das benutzte Papier in der Toilette runterzuspülen. Leider kam Dieter gerade dann aus seinem Zimmer.
    »Aminat krank«, erklärte ich Dieter und drückte die Toilettenspülung ein weiteres Mal herunter. Dieter kam näher und sah hinein. Ein Strudel verunreinigter Papierfetzen wirbelte in der Schüssel. Der Wasserstand blieb hoch, dann begann er weiter zu steigen.
    »Verstopft!« rief Dieter mit hoher, kläglicher Stimme.Dieses deutsche Wort kannte ich zwar noch nicht, aber sein Klang versprach nichts Gutes.
    Zum Glück verstand ich nicht, was Dieter sonst noch dazu sagte. Sulfia und ich, wir ließen uns einen bunten Plastikeimer und ein merkwürdiges flauschiges Ding geben – beides sah eher nach Spielzeug als nach Putzmittel aus – und scheuerten noch mal den Teppich mit einem schaumigen, duftenden Wasser. Leider sah man die Flecken trotzdem noch, und der hartnäckige Geruch wurde höchstens um einige Nuancen Essig und Zitrone erweitert.
    Aminat wachte spät auf, sie hatte Hunger. Ich schickte sie unter die Dusche und zum Zähneputzen, damit wenigstens sie gut roch, und verbot ihr, Süßigkeiten zu essen.
    Nachdem sich Dieter von diesem Ereignis erholt hatte, breitete er seine weiteren Pläne vor uns aus: Städte, die wir besichtigen sollten, Burgen, Schlösser und einen Zoo. Ich nahm eine Plastiktüte ins Auto mit und bat Gott eindringlich darum, Aminats Mageninhalt dort zu lassen, wo er hingehörte. Ich ahnte, dass Dieter eine weitere Attacke auf sein Eigentum nicht verkraften würde.
    Ich musste genau überlegen, wer wann was anzog, denn wir hatten nicht viele Kleider dabei. Ich hatte ein rotes Kleid eingepackt, und das zog ich an, dazu goldene Pumps. Anstelle einer Handtasche nahm ich die bunte Plastiktüte mit den Erdbeeren mit. Sulfia zog eine formlose Jeans an, dazu ein T-Shirt. Später stellte ich fest, dass Sulfia den Stil deutscher Frauen perfekt getroffen hatte –ausdrucksloses Gesicht, keine Schminke, flache Schuhe, keine Röcke.
    Dieter fuhr uns nach Frankfurt, wo wir auf Kopfsteinpflaster und am Ufer eines Flusses spazieren gingen. An jeder Straßenecke gab es einen Stand, an dem Würstchen, Eis und Pfannkuchen verkauft wurden. Ich hätte gern davon probiert, hatte aber kein Geld. Ich hatte inzwischen nur noch zwei Zehnmarkscheine übrig, ließ sie aber im Koffer, weil sie mir dort sicherer schienen. Wir hatten alle einen Wahnsinnshunger.
    Schließlich sagte ich zu Dieter, ein Kind müsse oft essen, sonst wachse es nicht. Dann kaufte er für Aminat ein Stück Pizza und später noch eine Kugel Eis. Immerhin gab es in Deutschland einen Menschen, dem es nicht ganz egal war, ob Aminat Hunger hatte.

[Menü]
    Nett zu Sulfia
    Wir guckten uns also Städte an. Ich konnte nicht mehr sagen, welches Kopfsteinpflaster nun genau meine Absätze ruiniert hatte. Ich hatte Blasen an den Füßen. Irgendwann hatte ich genug Schlösser gesehen. Ich wollte einkaufen gehen und sagte es Dieter. Ich konnte sofort sehen, dass es ihm nicht gefiel. Ich sagte, wir könnten vielleicht ein paar Sachen für Aminat einkaufen. Ich sah den inneren Kampf in seinem Gesicht. Ja, uns wurde hier nichts geschenkt.
    Wir saßen auf der Couch in seinem Wohnzimmer und schwiegen uns an. Dieter betrachtete seine Fingernägel. Sulfia sortierte ihre Postkarten, die er großzügig für sie gekauft hatte. Aminat blinzelte ins Licht und gähnte. Dann spürte ich ihren Kopf auf meiner Schulter, die Wärme ihres Atems an meinem Hals. Sie schlief.
    Ich schob Aminat zurück, auf die Rückenlehne des Sofas. Dann stand ich auf und ging aus dem Zimmer. Als ich zurückkam, saß Dieter auf meinem Platz. Aminats Kopf ruhte jetzt auf seiner Schulter. Ich sagte nichts, ich setzte mich in

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