Die Schafgäääng: Lamm über Bord! (German Edition)
Verblüffung lächelte sie.
»Ich habe gerade meine Anweisung für das Cricket-Match bekommen«, berichtete sie. »Die Aufgabe ist ziemlich ungewöhnlich. Aber wenigstens«, fügte sie, seekrank, aber gut gelaunt, hinzu, »ohne Schafe! «
Da tauchte der Bug der Schicksal erneut ab. Alice taumelte rückwärts in die Kabine und die Tür knallte hinter ihr zu.
Vor der Küste von Murkton herrschte hingegen überhaupt kein Seegang. Grau und ruhig erstreckte sich das Meer im weichen Herbstlicht. Auf der Weide über dem Hafen studierte Rose ein Foto, das die fünf seltenen Rasseschafe ihrer Schwester zeigte. Es wurde immer schwieriger, Ida mit der Ausrede abzuspeisen, dass Skype nicht richtig funktionierte. Also war es an der Zeit, den Stier bei den Hörnern zu packen beziehungsweise das Schaf bei der Wolle. Sie schaute auf und betrachtete die fünf völlig gewöhnlichen Schafe, die vor ihr standen. Rose hatte sich die Tiere von einem befreundeten Bauern geliehen.
»Na schön«, murmelte Rose, »fangen wir an.« Sie ließ das Foto sinken, griff nach einer Spraydose und näherte sich den Tieren. »Ihr braucht keine Angst zu haben«, sagte sie beruhigend. »Das Zeug ist hundert Prozent unschädlich und geeignet für die Verwendung bei Mensch und Tier. Außerdem steht da, dass sich die Farbe mit einmaligem Waschen ausspülen lässt. In eurem Fall also mit einem Regenschauer. Nun? Wer von euch wird Jasmine?«
Vor Todd und Ida lag ein aufregender Tag. Frühmorgens war ein kleines Flugzeug auf der Piste neben Barton’s Billabong gelandet und jetzt kletterten sie in den Flieger.
»Halt deine Oma im Zaum, Kumpel«, rief Frank und winkte ihnen zum Abschied. »Und grüßt mir Brisbane.«
Das Frachtschiff näherte sich ebenfalls Brisbane. Sally war beinahe am Ende ihres Vortrags der Ballade vom Vlies angelangt. Die Merinoschafe waren nicht unbedingt scharf darauf, ihrem Singsang zu lauschen, aber sie zeigten sich höflich beeindruckt, dass sie so viele Strophen auswendig konnte.
»Ich glaube kaum, dass wir gemeinsam auch nur eine Strophe hinbekommen«, sagte der große Widder, der Burl hieß.
»Mach dir deshalb keinen Kopf, Bruder«, sagte Linx. »Versuch es stattdessen mal damit.«
Er tippte mit dem Huf den Takt und begann, mit dem Kopf zu wippen.
»Ihr seid die Auserwählten aus dem Kiwi-Land,
Das ist nach so ’nem komischen Vogel benannt.
Für euch heißt’s umziehen, ihr verlasst eure Nation,
Denn die Reise geht zu ’ner neuen Schafstation
Übers Meer nach Australien, auch genannt Oz.
Das finden wir cool und wir sind da nicht ganz selbstlos,
Wir wollen da auch hin und hören deshalb genau zu,
Wenn ihr erzählt vom Emu-Vogel und dem Känguru.
So ganz werden wir aus eurem Gerede nicht schlau.
Aber egal, ihr seid fett in Ordnung, also sagen wir’s laut
Ihr seid zum Blöken cool – so cool.
Ihr seid zum Blöken cool – so cool. Ihr seid cool – so cool!«
Die übrigen Krieger und die Auserwählten stimmten ein und sie sangen immer noch, als das Schiff in Brisbane anlegte und sie alle in einen Laster gescheucht wurden, der auf dem Kai gewartet hatte.
Einen schrecklichen Augenblick lang befürchtete Will, man würde die Krieger zurückschicken, weil der Fahrer des Lasters die ganze Zeit auf ein Papier starrte und fragte, warum auf dem Schiff fünfundzwanzig Schafe waren, wenn er doch lediglich zwanzig Schafe abholen sollte.
»Nicht unser Problem«, sagte sein Kollege ungeduldig. »Der Fehler liegt bei dem Typ in Neuseeland. Er hat statt einer Fünf eine Null eingetragen.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, sagte der Fahrer. »Schaff sie auf den Laster und wir fahren los.«
Die Krieger hoppelten hinter den Auserwählten über die Rampe und hinter ihnen wurde die Klappe verriegelt. Erwartungsvoll spähten sie durch die Spalten zwischen den Holzlatten der Wagenwände, als der Laster den Hafen verließ. Sie waren in Australien! Allerdings konnte man bislang nicht behaupten, dass es hier so viel anders aussah als in Neuseeland.
Bereits nach einer kurzen Strecke bog der Laster von der Hauptstraße ab und machte halt. Die beiden Männer im Fahrerhaus sollten eigentlich keine Zwischenstopps einlegen, aber im Radio kam etwas, was sie keinesfalls verpassen wollten. Und gerade hier war der Empfang plötzlich sehr gut. Sie saßen aufgeregt ganz vorne auf ihren Sitzen und lauschten gebannt. »Die Spannung steigt hier im Stadion The Gabba …«, näselte der Kommentator. »England hat zwar den Münzwurf gewonnen, aber steckt
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