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Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition)

Titel: Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey: Aus dem Leben einer Familienpsychologin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Seeberg
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langfristige Ziel »Herstellung der Erziehungsfähigkeit des Vaters« als erreichbar eingeschätzt werden konnte. Und dazu gehörte in erster Linie, dass Herr Dickmann eine Selbständigkeit entwickelte, die er als »Mischael« ebenso wenig würde erreichen können wie ein Dreijähriger die Keksdose, die jemand ganz oben auf den Küchenschrank gestellt hatte.
    Es musste eine andere Lösung her. Eine, die Herrn Dickmann, aber vor allem den Kindern eine Chance gab.
     
    Natürlich wäre es am einfachsten zu sagen, dass ja wohl beide Elternteile in der Vergangenheit zweifellos versagt hätten und deshalb die drei Kinder am besten in einer kompetenten Pflegefamilie aufgehoben wären.
    Eine Rückkehroption zur Mutter gab es tatsächlich nicht, denn die hatte sich weder einsichtig noch veränderungsbereit gezeigt, war im Laufe der Begutachtung dreimal vollkommen betrunken von der Polizei aufgegriffen worden (zweimal randalierend in ihrer Stammkneipe und einmal am frühen Nachmittag, als sie darauf bestanden hatte, ihre Lebensmitteleinkäufe mit sexuellen Gefälligkeiten zu bezahlen) und hatte in keinem der Gespräche mit mir erwähnt, dass sie ihre Kinder wieder bei sich aufnehmen wollte.
     
    Herr Dickmann hingegen hatte den festen Willen, sich von jetzt an gut um seine Kinder zu kümmern, würde dabei aber viel Unterstützung benötigen. Eine Garantie, dass er es zukünftig schaffen würde, ein verantwortungsvoller und selbstbewusster Vater zu werden, gab es nicht.
    Aber es gab Anzeichen dafür, dass Herr Dickmann es mit der entsprechenden Hilfe würde schaffen können. Er war selbstkritisch, hatte im Rahmen der letzten beiden Besuchskontakte einige Ratschläge der Dame von Kinderschutzbund umsetzen können, er war am Wohl seiner Kinder interessiert und bereit, einiges dafür zu tun, dass es den dreien zukünftig gutgehen würde.
    Also machte ich ihm einen Vorschlag: Es gab in der Nähe (etwa eine Stunde Fahrtzeit entfernt) eine sehr gute Einrichtung für Familien mit Kindern, bei denen eine ambulante Hilfe nicht ausreichte, also für Familien, die nahezu rund um die Uhr betreut werden mussten. Ich hatte mit dieser Einrichtung in früheren Fällen sehr positive Erfahrungen gemacht und konnte mir gut vorstellen, dass Herr Dickmann hier die Unterstützung erhalten würde, die er brauchte, um irgendwann einmal mit seinen Kindern in eine eigene Wohnung ziehen zu können.
    Herr Dickmann war einverstanden
    Frau Dickmann nicht.
    Weder die eine noch die andere.
     
    Die Mutter der Kinder fand die von mir vorgeschlagene Lösung nicht fair. »Ich finde, dass keiner von uns beiden die Kinder haben darf. Das ist doch total ungerecht, wenn die bei dem einen wohnen und der andere dann alleine ist. So was geht doch nicht!«
    Auf den Hinweis, dass es situationsgemäß nach den meisten Trennungen von Eltern so ist, dass die Kinder bei dem einen Elternteil leben und den anderen besuchen, erklärte sie: »Das ist mir doch egal, was andere machen. Wenn die Kinder nicht bei mir sind, sollen die auch nicht bei ihm sein. Dann lieber in einer Pflegefamilie oder im Heim. Das ist dann gerecht so.«
    Auch mein Argument im Hinblick auf das Kindeswohl zog nicht. »Das ist für die Kinder doch egal. Die haben da, wo sie jetzt sind, einen Garten und so. Wenn die dann in eine Pflegefamilie mit Garten kommen, wär das auch toll für die. Oder in einem Heim. Da haben die ja auch immer viel Spielzeug. Und andere Kinder zum Spielen. Und so. Die können überall wohnen, die drei.«
    Mein Gott … Ich ersparte ihr und mir weitere Erklärungen und hoffte auf einen vernünftigen Richter und darauf, dass der Anwalt der Mutter einer derjenigen war, denen das Wohl der Kinder am Herzen lag und der notfalls auch mal ein paar klare Worte mit seiner Mandantschaft wechselte.
     
    Dann kam, was kommen musste: »Mischaels« Mutter rief mich an und polterte ins Telefon: »Was haben SIE denn da für eine hirnverbrannte Idee gehabt? Wieso soll der Mischael denn jetzt so weit weg in eine Anstalt? Der ist doch nicht verrückt! Das sind ja wohl SIE ! Also, das fasse ich ja nicht!«
    Nun war die Meinung von Frau Dickmann senior zwar nicht relevant für das Gericht, aber ich wusste, dass sie in der Realität jede Menge Ärger machen konnte.
    »Frau Dickmann, das ist keine Anstalt, sondern …«
    »Ja, ja, das wird dann immer gesagt. Das ist keine Anstalt! Das ist keine Anstalt! Ja, klar! Und nachher wird man mit Medikamenten vollgestopft und kommt da nie wieder raus! So wird

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