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Die Schandmaske

Die Schandmaske

Titel: Die Schandmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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finanzielle Sicherheit, auf die Sie sich immer verlassen konnten, genommen und einer wildfremden Person geschenkt wurde? Sie erscheint mir unter den gegebenen Umständen bemerkenswert vernünftig.«
    Er trank einen Schluck aus seinem Glas. »Wissen Sie etwas darüber, dass sie als Prostituierte arbeitet?«
    »Nein.«
    »Oder wofür sie ihr Geld ausgibt?“
    »Nein.«
    »Könnten Sie sich was vorstellen?«
    »Das ist nicht meine Sache. Warum fragen Sie nicht sie?«
    »Das hab ich getan. Sie sagte, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    Sarah lachte leicht. »Das hätte ich auch getan.«
    Er starrte sie an. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie zu gut sind, um wahr zu sein, Dr. Blakeney?« In seiner Stimme schwang ein Hauch von Sarkasmus.
    Sie hielt seinem Blick stand, sagte aber nichts.
    »Frauen in Ihrer Situation setzen sich ins Auto ihres Ehemanns und fahren der Rivalin die Haustür ein oder zerlegen deren Mobiliar mit der Kettensäge. Mindestens sind sie bitter und wütend. Warum sind Sie das nicht?«
    »Ich bin damit beschäftigt, mein Kartenhaus abzusichern«, antwortete sie rätselhaft. »Trinken Sie noch etwas.« Sie schenkte erst sich selbst nach, dann ihm. »Der Wein ist nicht schlecht. Ein australischer Shiraz, ganz preiswert.«
    Er hatte den Eindruck, dass von den beiden Frauen Joanna Lascelles die weniger rätselhafte war. »Würden Sie sagen, dass Sie und Mrs. Gillespie befreundet waren?« fragte er.
    »Natürlich.«
    »Und warum natürlich ?«
    »Ich bezeichne jeden, den ich gut kenne, als Freund.«
    »Auch Mrs. Lascelles?«
    »Nein. Ich bin ihr ja nur zweimal begegnet.«
    »Das sollte man nicht meinen, wenn man Ihnen zuhört.«
    Sie l ächelte. »Ich fühle mich ihr verbunden, Sergeant, genau wie ich mich Ruth und Jack verbunden fühle. Ihnen ist mit keinem von uns so recht wohl. Joanna oder Ruth könnten es getan haben, wenn sie nicht wussten, dass das Testament geändert worden war. Jack oder ich könnten es getan haben, wenn wir es wussten. Auf den ersten Blick kommt Joanna am ehesten als Täterin in Frage, darum stellen Sie mir die vielen Fragen über sie. Ich vermute, Sie haben sie gründlich darüber befragt, wann sie zum ersten Mal hörte, wer ihr Vater war; Sie werden also wissen, dass sie ihrer Mutter mit Aufdeckung drohte.« Sie sah ihn fragend an, und er nickte. »Worauf, wie Sie vermuten, Mathilda in die Offensive ging und erklärte, noch eine solche Drohung, und ich enterbe dich. In ihrer Wut oder Verzweiflung pumpte Joanna ihre Mutter mit Barbituraten voll und schnitt ihr dann die Pulsadern auf, ohne zu wissen, dass Mathilda das Testament bereits geändert hatte.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, mir könnte bei diesem Szenario nicht wohl sein?“
    »Sie selbst haben mir gesagt, dass Joanna an dem fraglichen Abend in London war.«
    Er zuckte die Achseln. »Ihr Alibi ist sehr wacklig. Das Konzert war um halb zehn zu Ende. Sie hatte also Zeit genug, hierherzufahren und ihre Mutter zu töten. Der Pathologe sagt, der Tod sei zwischen einundzwanzig Uhr am Samstagabend und drei Uhr am Sonntagmorgen eingetreten.«
    »Was ist seiner Meinung nach wahrscheinlicher?«
    »Vor Mitternacht«, gab Cooper zu.
    »Dann würde ihr Verteidiger Ihre Beweisführung in der Luft zerreißen. Im übrigen hätte Mathilda es bestimmt nicht für nötig gehalten, ihrer Tochter etwas vorzumachen. Sie hätte ihr rundheraus gesagt, dass sie das Testament geändert hatte.«
    »Vielleicht hat Mrs. Lascelles ihr nicht geglaubt.«
    Sarah tat den Einwand mit einem L ächeln ab. »Mathilda hat immer die Wahrheit gesagt. Deshalb haben ja alle sie so gehasst.«
    »Vielleicht hatte Mrs. Lascelles nur den Verdacht, dass ihre Mutter das Testament ändern könnte.«
    »Das hätte keinen Unterschied gemacht. Joanna wollte ja sowieso mit Hilfe des Kodizils ihres Vaters gerichtlich gegen ihre Mutter vorgehen. Da wäre es piep egal gewesen, wem Mathilda das Geld hinterlassen hatte, jedenfalls wenn Joanna hätte beweisen können, dass ihr das Geld von Anfang an nicht zustand.«
    »Vielleicht ist Mathilda Gillespie nicht des Geldes wegen getötet worden. Man fragt sich doch, welche Bedeutung die Schandmaske hat. Vielleicht wollte Mrs. Lascelles sich an ihr rächen.«
    Aber Sarah sch üttelte den Kopf. »Sie hat ihre Mutter kaum je gesehen. Soweit ich mich erinnere, erwähnte Mathilda, dass sie in den letzten zwölf Monaten ein einziges Mal zu Besuch gekommen war. Das müsste schon eine außergewöhnliche Wut

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