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Die Schanz

Die Schanz

Titel: Die Schanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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war viel zu wütend über die Respektlosigkeit der Schänzer, über die Kaltschnäuzigkeit, mit der sie schwiegen und ihnen sogar mitten ins Gesicht logen.
    Wenn Bouma in der Nähe seines Hauses erschossen worden war, hätten Dellmanns und Unkrigs den Schuss hören müssen, möglicherweise sogar Ingenhaags. Die drei Bauern waren bestimmt nicht traurig darüber, Bouma vom Hals zu haben. Das passte ihnen doch wunderbar in den Kram. Vielleicht kannten sie Boumas Mörder und schützten ihn, indem sie einfach auf die drei indischen Affen machten.
    Dieser Voss war offenbar der Einzige aus dem Dorf, der bisher etwas preisgegeben hatte.
    Bouma hatte sich also in seinen letzten Lebenstagen besonders für Unkrigs Hof interessiert. War er wieder einem landwirtschaftlichen Vergehen auf der Spur gewesen, oder hatte er etwas anderes gesucht?
    Jörg Unkrig war der einzige Schänzer mit einer Vorstrafe, aber er konnte wohl kaum der Einzige sein, der eine Leiche im Keller hatte. Wenn Bouma tatsächlich bei jemandem auf ein dunkles Geheimnis gestoßen war, so hatte er sich doch nichts notiert, nicht der kleinste Hinweis in all seinen Papieren.
    Schließlich nahm Cox die Einwohnerliste zur Hand und fuhr den Computer hoch.
    Unkrigs Vorstrafe aus dem Jahr 89 hatte er schnell gefunden, aber er entdeckte noch eine offene Akte. Höchst interessant – die Jungs von der Drogenfahndung hatten den Bauern immer noch auf dem Kieker. Anscheinend hatte Jörg Unkrig Kontakt zu einschlägig bekannten Drogendealern in Holland, engeren Kontakt sogar, denn in den letzten Monaten hatten ihn diese Herren des Öfteren zu Hause besucht.
    Wenn die Rauschgiftjungs das wussten, mussten sie Unkrigs Hof zumindest zeitweise überwacht haben. Da war es doch durchaus möglich, dass sie auch etwas anderes beobachtet hatten, ein fremdes Auto auf dem Deich zum Beispiel. Es konnte nichts schaden, sich gleich morgen früh mal mit denen zu unterhalten, bevor die Bauern zur Vernehmung kamen.
     
    Toppe konnte verstehen, dass Freya Fuchs, oder Rose Wetterborn, wie sie eigentlich hieß, für Unruhe im Dorf sorgte. Sie war um die fünfzig, gar nicht einmal besonders schön. Sie plauderte freundlich und lebhaft, doch ihre Bewegungen waren müde. Ihr Lächeln erreichte nur manchmal die klugen dunklen Augen, aber ihre weibliche Ausstrahlung nahm einen augenblicklich gefangen.
    Voss hatte auf Toppe und Ackermann gezeigt und Umständliches gestammelt, Rose Wetterborn hatte ihm geduldig zugehört, ihn mit einer warmherzigen Geste bei der Hand gefasst und ins Haus gezogen. «Ein Autogramm? Das ist doch schön! Kommen Sie mit in die Küche, die ist einigermaßen bewohnbar.»
    Das war, weiß Gott, untertrieben. Man hatte die Zwischendecke herausgenommen, ein Glasdach eingesetzt und so einen luftigen, lichtdurchfluteten Raum geschaffen, in dessen Mitte ein schöner alter Holztisch stand.
    «Setzen Sie sich doch! Ich koche uns einen Kaffee.» Sie befüllte eine große, schwarz glänzende Espressomaschine. «Klaus», rief sie, «trinken Sie einen Kaffee mit?»
    «Ich mach erst die Regale fertig», kam es brummelnd zurück.
    Schließlich setzte sie sich zu ihnen an den Tisch. «Ich schau gleich mal nach, ob ich meine Autogrammkarten finde. Wie alt sind denn Ihre Töchter?»
    Ackermann wischte sich die Handflächen an seiner Hose ab. «Zwanzig, achtzehn und fünfzehn, aber die sind mit Ihre Bücher groß geworden. Die freun sich ’n Bein aus, wenn ich denen sag, dat ich Sie kenn’. Ich dacht ei’ntlich immer, Se kämen aus Österreich.»
    Rose Wetterborn nickte. «Da habe ich auch lange gelebt, beinah achtundzwanzig Jahre, aber gebürtig komme ich aus der Koblenzer Ecke.»
    «Und wie hat es Sie da jetzt ausgerechnet nach Schenkenschanz verschlagen?», fragte Toppe.
    «Ach», antwortete sie, «ich habe vor etlichen Jahren einmal einen Artikel über das liebenswert romantische Dörfchen gelesen und dann irgendwann auch mal einen Kurzurlaub in der Gegend gemacht. Es hat mir hier gefallen, und in der letzten Zeit …» Sie verschränkte die Arme. «Na ja, ich habe seit Jahren kein Buch mehr geschrieben, keine innere Ruhe, keine Inspiration, und ich war sicher, dass mir ein Ortswechsel helfen würde. Also habe ich einen Makler beauftragt und dann das erste Haus genommen, das auf der Insel frei wurde.»
    «’n schönes altes Schätzken», bestätigte Ackermann. «Un’ hat et geholfen?»
    Sie verstand nicht.
    «Ich mein, können Se wieder schreiben? Wär doch schad’ drum!»
    «Tja»,

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