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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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nichts anderes als um flüchtige Einbildungen. Aber es ist doch, wie Sie sagten, es verleiht den vergangenen Zeiten ein menschliches Antlitz.«
    »Wie man hört, könnte Ihre private Sammlung zu mehr als nur ein paar Geschichten inspirieren, Euer Gnaden. Ich habe gehört, dass sie zu den schönsten in ganz England gehört.«
    »Nicht zu vergleichen mit einigen Sammlungen in Ihrem Land.« Sein Lächeln war zurückgekehrt. »Gestatten Sie mir, dass ich mich förmlich vorstelle, Contessa, obwohl es überflüssig scheint, dass wir unsere Namen nennen.«
    »Ja, in der Tat, Sir. Es ist eine Ehre, einer solch erhabenen Persönlichkeit zu begegnen.«
    Er lächelte trocken. »Du lieber Himmel! Aus Ihrem Mund klingt es so, als ob man mich ebenfalls unter Glas konservieren sollte.«
    Sofia gab vor, beschämt zu sein. »Bitte verzeihen Sie, mein Englisch ist nicht so glänzend, wie ich es gern hätte ...«
    »Ihr Englisch ist makellos, Contessa.« Er tätschelte ihr den Arm. »Obwohl ich mir die Bemerkung erlaube, dass Sie lieber mit jüngeren Gentlemen plaudern sollten anstatt mit einem alten Artefakt wie mir.«
    »Ein intelligentes Gespräch ziehe ich falschen Schmeicheleien jederzeit vor, Euer Gnaden.«
    Er stieß ein kurzes, verbittertes Lachen aus. »Sie finden diese Kriecher also auch langweilig? Dann gestatten Sie, dass ich Sie in die anderen Galerien entführe und Ihnen den Rest der Sammlung unserer Gesellschaft zeige.«
    »Das würde mir sehr gefallen.«
    Sofia folgte dem Duke an den anderen Ausstellungskabinetten vorbei und hoffte inständig, dass ihre gelegentlichen Kommentare nicht verrieten, wie wenig sie mit diesen Antiquitäten vertraut war. Falsche Schmeicheleien ... allerdings. Sie empfand ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn an der Nase herumgeführt hatte. Denn es war offensichtlich, dass ihm die Sache sehr am Herzen lag. Die harte Linie um seinen Mund wurde weicher, als er die exzellente Handwerksarbeit am Beispiel einer Serie bronzener Rohlinge beschrieb. Sogar die dunklen Ringe unter seinen Augen schienen zu schwinden.
    Sterling betrat das Zimmer mit den Plastiken und blieb vor einer Büste des Ovid stehen. »Mein Großsohn hat seine Rhetorik und die Logik sehr bewundert.« Er seufzte. »Vielleicht zu sehr.«
    »Bitte verzeihen Sie, wenn ich schmerzliche Erinnerungen aufrühre, aber ich möchte Ihnen gern mein Beileid aussprechen. Ich bin zwar erst kürzlich in der Stadt eingetroffen, habe aber gleich gehört, dass Sie einen schlimmen Verlust erleiden mussten.«
    »Ja, ich zweifle nicht daran, dass Roberts Tod Wasser auf die Mühlen der Klatschtanten gewesen ist.« Er biss die Zähne zusammen. »London liebt Skandale. Je schmutziger die Einzelheiten, desto besser.«
    »Unglücklicherweise trifft man überall auf der Welt auf eine Vorliebe für schmutziges Gerede, Euer Gnaden. Gerüchte und Unterstellungen scheinen mit eigenem Leben begabt zu sein.«
    »Sie sind weiser, als Ihr Alter es erlaubt, Contessa.« Der Duke wirkte verschlossen und grüblerisch. »Danke für die tröstenden Worte.«
    Es schien ein kalter Trost gewesen zu sein. Denn die Miene des Dukes war so blass und leblos wie der geäderte Marmor.
    »Hat Ihr Großsohn Ihre Vorliebe für das Altertum geteilt?«, fragte sie. Nur ungern rührte sie an schmerzliche Erinnerungen, aber es war ihre Pflicht, möglichst viel über den jungen Mann in Erfahrung zu bringen.
    »Ja. Robert besaß für viele Dinge ein lebhaftes Interesse. Er war ein ganz außergewöhnlicher Kerl ...«
    Osborne ging an den botanischen Büchern vorbei, suchte die Regale mit den Werken über italienische Kunst und Kultur. Es musste doch eine Mittelmeer-Version des Debrett geben, eines voluminösen Nachschlagewerks, der die Adelstitel der verschiedenen Königreiche und Stadtstaaten verzeichnete.
    Conte della Ghiradelli. Contessa della Silveri. Zuerst würde er prüfen, ob es sich um Fakten oder Fiktionen handelte. Lynsleys Gespött hatte seine ohnehin schon strapazierten Nerven vollkommen blank gelegt.
    Es dauerte eine Weile, aber schließlich hatte er gefunden, wonach er suchte; zwar auf Italienisch, aber das spielte keine Rolle. Denn er musste nicht mehr tun als die alphabetischen Listen über Mailand und Venedig durchzugehen.
    Ghirabella, Ghiracetti ... Verflucht! Enttäuschung keimte in ihm auf, als er einen Eintrag über Giovanni Marco Musto della Ghiradelli entdeckte. Das Alter schien auch zu stimmen. Wie auch die Information über Conte de Silveri, der in der Tat vor einigen

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