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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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Gesellschaft ist Ihnen bereits vertraut, Lady Sofia«, fuhr die Gastgeberin fort. »Aber sind Sie auch mit Ihren Landsleuten bekannt, mit Signor Sforza und Signor Familligi?«
    »Ja, wir sind uns gestern Abend im Theater begegnet.«
    Osborne verstärkte den Griff um sein Glas. Hatte sie sich nicht damit entschuldigt, zu müde zu sein? Das konnte nur eins heißen: Sie war seiner Gesellschaft müde. Überdrüssig. Obwohl ihm natürlich klar war, dass er auf solche Provokationen nichts geben sollte, konnte er sich einen Kommentar nicht verkneifen.
    »Haben Sie das Stück genossen, Contessa? Helfen Sie mir auf die Sprünge, was gegeben wurde ... war es Der Widerspenstigen Zähmung?«
    Ungerührt begegnete Sofia seinem Blick. »Nein, es war Der Kaufmann von Venedig. Marco wollte mich mit einer Erinnerung an meine Heimat erfreuen.«
    Sie ließ den Namen des Contes so über ihre Zunge rollen wie geschmolzene Schokolade.
    »Wo wir gerade über Heimat sprechen, Marco - wie zu hören ist, halten Sie sich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr in Mailand auf«, warf Sforza ein. »Was haben Sie angestellt?«
    Der Conte wischte einen unsichtbaren Fussel von seinem Ärmel. »Oh, mal dies, mal das ... Die meiste Zeit allerdings habe ich an einer Akademie für junge Ladys unterrichtet.«
    Sforza brauchte ein paar Sekunden, um sein Gelächter zu besänftigen. »In welchen Fächern, bitte?«, feixte er.
    »Kunst. Genauer gesagt: die Kunst des Fechtens. Und Schießkunst.«
    »In der Tat, Ihre Wirkung auf Frauen ist explosiv!« Familligi gluckste. »Ich meine mich an zwei puttanesche aus Pisa zu erinnern, die sich ein Duell um Ihre Gunst geliefert haben. Diavolo, die Flüche sind hin und her geflogen wie Kugeln!«
    »Ich habe gehört, dass die Wahl der Waffen auf Peitschen mit zwei Schritt Entfernung gefallen ist«, fügte Sforza hinzu, »und dass die Wundmale noch Wochen später auf dem Hintern der armen Lucrezia zu sehen waren.«
    »Darf ich daran erinnern, dass Ladys anwesend sind?«, murmelte Osborne.
    »Oh, kommen Sie schon, Sir! Wir sind doch alle aufgeklärt.« Die Baronin leerte ihr Weinglas und gab Sforza mit einem Blick zu verstehen, dass er nachschenken solle. »Es gibt keinen Grund, so zu tun, als wüssten wir über die Existenz solch unzüchtiger Häuser nicht Bescheid.«
    »Lady Cordelia möchte zum Ausdruck bringen, dass wir unter ausgewählten Freunden entspannter miteinander ins Gespräch kommen«, erläuterte Lady Serena, »weibliche Gäste eingeschlossen.«
    »Das ist ein klügerer Blick auf die Welt und wie sie funktioniert«, meinte De Winton sanft. »Aber falls Sie neuen Ideen nicht offen gegenüberstehen, Osborne, möchten Sie sich jetzt vielleicht verabschieden. Denn ich habe der Runde eine ganz besonders würzige Mischung mitgebracht ... Nun, das mag nicht nach Ihrem Geschmack sein.«
    »Sí. Die Engländer bevorzugen verbrannten Toast und gekochtes Fleisch.« Familligi winkte ab. »Während wir Italiener, die das Erbe aus West und Ost in sich vereinen, exotische Kost weit mehr zu schätzen wissen. Wir sind offen für neue Geschmäcker, neue Köstlichkeiten.«
    »Ich bin halb Italienerin und halb Engländerin und glaube daher, dass ich irgendwo in der Mitte zu finden bin.« Sofia ließ den Conte stehen und ging hinüber zum lackierten Kuriositätenkabinett.
    Das flackernde Licht des silbernen Kandelabers, auf dem die Kerzen in mehreren Stufen gesteckt waren, beleuchtete alle Einzelheiten ihres Kleides. Sie trug ein pflaumenfarbenes Samtkleid mit schlichtem, aber wirkungsvollem Schnitt, der ihre gertenschlanke Figur betonte. Das Mieder war mit schimmerndem Goldfaden gesäumt. Als ob Glanz und Glitter nötig wären, um den Blick auf ihr wundervolles Dekollete zu lenken! Der üppige Stoff schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihre Rundungen. Die rabenschwarzen Locken fielen kaskadenartig auf ihre Schultern.
    Eigentlich hätte Osborne ihre Anwesenheit ignorieren sollen. Aber jetzt musste er feststellen, dass er seinen Blick nicht losreißen konnte. Es war etwas an ihr, was keine andere Frau an sich hatte; unmöglich, zu diesem Zeitpunkt genau den Finger darauf zu legen. Aber irgendetwas in der geschmeidigen, katzenartigen Eleganz ihrer Bewegungen, in ihrem rauchigen Akzent, wenn sie sprach und es beinahe wie ein Singen klang ... und in der Art, wie ihr Blick manchmal auf seine Haut traf, sodass es sich anfühlt, als hätte sie ihn gerade mit einer Stahlklinge durchbohrt.
    Gefährlich.
    Kein Zweifel. Sein

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