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Die scharlachrote Spionin

Die scharlachrote Spionin

Titel: Die scharlachrote Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Pickens
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gezwungenermaßen den Rückzug antraten.
    Plötzlich ging in einem der Stadthäuser das Licht an. Dann in einem zweiten.
    »Die Bullen werden bald hier sein!«, schnaubte der Anführer. »Wir sollten lieber abhauen.« Die anderen beiden packten ihren gestürzten Kameraden und und rissen ihn hoch, heulten einen letzten Fluch in die nächtliche Stille und ergriffen die Flucht.
    »Stock und Stein brechen mein Gebein ...«, murmelte Osborne. Er bewegte seine schmerzende Faust, drehte sich dann zu Sofia. Beide schnappten atemlos nach Luft und bluteten aus mehreren kleinen Schnittwunden. »Sind Sie verletzt, Contessa?«
    Sofia schüttelte den Kopf und ließ den Prügel fallen. »Was ist mit Ihnen?« Sie trat zu ihm, hob die Hand und berührte seinen Mundwinkel mit der Fingerspitze.
    »Nicht der Rede wert.« Er ließ den Blick an ihr hinunterschweifen und stellte fest, dass ihr Kleid an einigen Stellen zerrissen war. »Sind Sie wirklich sicher, dass Sie nicht verletzt sind? In der Hitze des Gefechts merkt man manchmal gar nicht, dass man verwundet ist ...« Er streckte die Hand aus, verfing sich in einer gekräuselte Falte ... und entblößte ihre linke Brust.
    Irritiert starrte Osborne auf die zarte Tätowierung, einen fliegenden Falken. Er traute seinen Augen kaum. Die tiefschwarzen Schwingen rührten urplötzlich die Erinnerung an merkwürdige Gerüchte auf, die vor einem Jahr durch General Burrands Hauptquartier kursiert waren. Gerüchte, die er zu jener Zeit als lächerliches Geschwätz abgetan hatte.
    Er fühlte sich ein wenig benommen, als er ihr ins Gesicht schaute.
    Ihre Lider flatterten, verhinderten, dass er ihren Blick lesen konnte.
    »Dieses Zeichen«, wisperte Osborne, »ich habe Geschichten gehört ...«
    Mit einem leisen Fluch richtete Sofia ihr Mieder. »Wir müssen reden, Sir«, stieß sie hervor, »bevor Sie sich zu irgendwelchen Schlussfolgerungen hinreißen lassen.« Unruhig schaute sie sich um. »Aber nicht jetzt. Wir müssen verschwinden, und zwar schnell. Wir müssen unbedingt vermeiden, in einen Skandal verstrickt zu werden.«
    »Wann?«
    »Morgen um ...«
    »Nein, noch heute Nacht«, konterte er, entschlossen, sie diesmal nicht so leicht entkommen zu lassen. »Ich schlüpfe durch den Hintereingang in Ihren Garten. Lassen Sie die Tür zum Wintergarten offen stehen.«
    Der ferne Ruf eines Nachtwächters entlockte ihr ein zögerndes Nicken. »Gut.«
    Osborne nahm die Abkürzung zu den Ställen und führte sie in die angrenzende Nebenstraße, wo er eine Droschke anhielt, um sie nach Hause bringen zu lassen.
    »Bis später«, murmelte er.
    »Lassen Sie mir eine Stunde, um meine Dienerschaft ins Bett zu schicken«, erwiderte Sofia. »Und dann können wir ... Kriegsrat halten.«
    Dieses E-Book wurde von der "Osiandersche Buchhandlung GmbH" generiert. ©2012

14. Kapitel
    D ie weichen Schuhe machten kein Geräusch auf den Schieferfliesen, als Sofia an den verbleiten Glaswänden des Wintergartens entlangmarschierte. In ihren Gedanken überstürzten sich wildeste Flüche und grenzenlose Empörung.
    Zum Teufel noch mal! Deverill Osborne rückte ihr gefährlich nah. Was um alles in der Welt sollte sie dagegen unternehmen?
    Während der Fahrt zurück zu ihrem Stadthaus hatte sie über die verschiedenen Möglichkeiten nachgedacht und festgestellt, dass es kaum einen Ausweg gab.
    Sie starrte auf die vernebelten Scheiben. Es war, als würde die verschwommene Sicht ihr eigenes Missbehagen spiegeln. Osborne war nicht nur mutig, er war auch klug; unwahrscheinlich, dass er sich mit Belanglosigkeiten abspeisen ließ.
    Seufzend presste sie sich die Hand auf die Brust. Was wusste er wirklich über die Merlins? Und was war nicht mehr als wüste Spekulation, die er zufällig mitgehört hatte?
    Der Riegel klickte, und die plötzlich hereinströmende Nachtluft mischte sich unter die feuchte Wärme des Wintergartens. Sofia drehte sich um, sah, dass Osborne eintrat und den Regen von seinem Übermantel schüttelte.
    »Ich hatte mich gefragt, ob Sie wirklich Wort halten würden.« Stampfend schüttelte er das Wasser von seinen Stiefeln. »Immerhin ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Aber wir haben noch einen weiten Weg zu gehen, Contessa.«
    »Vertrauen Sie mir?«, fragte sie.
    »Sollte ich?«
    Anstatt zu antworten, kam Sofia näher und strich ihm federleicht über die Wange. Seine Haut war immer noch kühl wie die Nachtluft; aber es war, als würde der pochende Puls an seinem Kiefer die Hitze in ihren Fingerspitzen

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