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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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schlecht dein Zustand war …« Franc verstummte und presste die Lippen zusammen. »Du bist zu mir gekommen, weil du Schutz gesucht hast, und was tue ich? Verlange Sachen von dir, die dich todkrank machen. Das wollte ich wiedergutmachen, indem ich mit dir hierherfahre. Aber ich will dich auf gar keinen Fall zu etwas zwingen, was du nicht willst. Bitte, verzeih mir!«
    Er ließ den Kopf hängen, und ich kam mir albern vor, dass ich an ihm gezweifelt hatte. Mein schlechtes Gewissen darüber, dass ich abhauen wollte, verzerrte anscheinend meine Wahrnehmung und ließ mich überall böse Absichten wittern.
    Ich lächelte ihn schief an. »Nein, tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe. Aber wenn ich sage, dass es mir wirklich besser geht, dann kannst du mir das glauben. Du musst mir nur ein bisschen Ruhe gönnen, damit ich meine Energie zurückbekomme. Bitte, ja?«
    Franc nickte. Er marschierte ins Wohnzimmer, um mit den Frauen zu reden, und ich ging auf der Suche nach Erin die Diele entlang. Ich kam an einer offenen Tür vorbei und sah hinein. Alcais’ Zimmer. Aufgeräumt, fast schon zwanghaft, jeder Gegenstand war da, wo er hingehörte. Der einfache graue Bettüberwurf war glatt gestrichen, bis die Bettoberfläche völlig faltenfrei war. Die ledergebundenen Bücher auf dem Regal über seinem Schreibtisch waren nach Größe und Farbe sortiert worden. Bist wohl ein kleiner Ordnungsfreak, was, Alcais? Ihn würde ich definitiv nicht vermissen!
    Ich hatte mir das Zimmer schon mal vorgeknöpft, war allerdings nicht fündig geworden. Ich wollte gerade weitergehen, als mich etwas stutzig machte. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass ich allein war, betrat ich den Raum. Ich blickte mich um und versuchte herauszufinden, was mich hatte aufmerken lassen. Die Bücher, begriff ich. Auf den Buchrücken standen keine Titel! Ich ging zum Regal und zog das kleinste Buch heraus. Es sah alt aus. Irgendwann war der rote Einband wohl einmal kaputtgegangen und jemand hatte ihn mit Klebeband repariert. Angesichts des muffigen Geruchs rümpfte ich unwillkürlich die Nase. Ich klappte es aufs Geratewohl auf und las.
    Jene Heilerinnen und Beschützer, die gegen die Paarungsgesetze verstoßen haben, sollten dafür sogleich öffentlich ihre Strafe erhalten. Jeder aus solcher Vereinigung hervorgegangene Nachkomme soll getötet werden. Diesen Mischlingskreaturen zu gestatten, unter uns zu leben, ist …
    »Remy?«
    Schuldbewusst drehte ich mich herum, doch dann begriff ich, dass Erin aus der Küche nach mir gerufen hatte. In derHoffnung, Alcais würde die Lücke am Ende seines Bücherbords nicht bemerken, schob ich das Buch in meine Tasche. Ich warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf die anderen Bücher, doch ich konnte auf gar keinen Fall noch eines mitnehmen, ohne zu riskieren, erwischt zu werden.
    Scheinbar war ich nicht die Einzige, die sich für die Bibliothek interessiert hatte. Mein Herz schlug schneller. Hatte ich etwa herausgefunden, wer für Ashers Tod verantwortlich war?

    Ich war mir sicher, alles würde herauskommen. Als ich mit Erin und Delia in der Garage herumhing, musste ich mich dazu zwingen, nicht immerzu auf meine Tasche zu starren. Ich hatte noch nie etwas gestohlen, und jetzt wusste ich auch, warum. Ich empfand keinerlei Euphorie darüber, mit etwas Geklautem herumzulaufen. Nein, es war, als hätte jemand über meiner Tasche ein Schild angebracht, auf dem in greller Neonfarbe die Worte GESTOHLENER GEGENSTAND HIER! prangten. Das Schild existierte zwar nur in meiner Fantasie, aber das hinderte mich nicht daran, mich ständig schuldbewusst umzuschauen.
    »Du bist immer noch bei uns?«, fragte Erin mit sorgenvollem Blick. »Franc hat erwähnt, wie schrecklich die Heilung war. Bist du sicher, dass wir nicht mal einen Blick auf dich werfen sollten?«
    Sie griff über den Tisch nach meiner Hand, und ich riss sie schnell weg, bevor sie mich berühren konnte. Sie presste die Lippen zusammen, als hätte ich sie beleidigt.
    »Ich bin immer noch etwas von der Rolle«, entschuldigte ich mich. »Tut mir leid.«
    Bitte lass das Thema fallen, Erin.
    »Sie hat doch gesagt, sie braucht keine Hilfe. Wieso kann sie denn keiner in Ruhe lassen, zum Teufel noch mal?«, meckerte Delia.
    Mir fiel die Kinnlade hinunter. Seit wann verteidigte mich Delia? Ihr funkelnder Blick wanderte zu mir, und ich klappte meinen Mund wieder zu. Ich beschloss, das Thema zu wechseln.
    »Wo steckt Alcais eigentlich?«
    »Der erledigt etwas für Franc«,

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