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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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gegangen.
    Jede neue Erkenntnis schürte das Feuer in mir noch mehr, bis das Blut in meinen Adern kochte. Ich könnte ihn umbringen, dachte ich. Ich könnte ihn dafür umbringen, dass er mit unseren Leben Gott gespielt hatte.
    »Jetzt hol mal tief Luft«, meinte Gabriel. »Das ist noch nicht alles.«
    »Was?«
    »Asher wird von mindestens fünf Typen bewacht. Ich habe nicht von allen das Gesicht gesehen, aber zumindest einige davon sind Beschützer. Ich bin mir nicht sicher, wie wir ihn da rauskriegen sollen. Wir brauchen einen Plan. Einen ziemlich guten Plan.«

    Unser Plan, den wir uns während unserer zwanzigminütigen Fahrt nach Pacifica zurechtgelegt hatten, war bestenfalls dilettantisch. Gut möglich, dass wir alle dabei draufgingen.
    Mutig parkte Gabriel den Wagen (den er, wie sich herausstellte, gestohlen hatte) vor dem Haus, in dem Asher gefangen gehalten wurde.
    »Hier?«, fragte ich entsetzt.
    Gabriel zog die Stirn kraus. »Kennst du das Haus?«
    »Schon, ja.«
    Dabei beließ ich es. Es blieb keine Zeit, von Yvette zu erzählen oder dass ich in dem Haus gewesen war, um mit der Leiche einer Heilerin konfrontiert zu werden. Ich fragte mich, ob Franc sie auch verraten hatte. Oder das Ganze womöglichein weiteres Lügenmärchen gewesen war. Vielleicht war Yvette ja gar keine Heilerin und Franc hatte mich nur ein weiteres Mal manipulieren wollen! Hatte meine Beziehung zu Asher nicht einen Knacks bekommen, als ich an jenem Abend mit eigenen Augen gesehen hatte, was ein Beschützer einer Heilerin antun konnte? Beschützer arbeiteten nur mit Heilerinnen zusammen, wenn sie im Gegenzug etwas dafür bekamen. Wieder musste ich an Yvette denken. Hatte mein Großvater ihnen Yvette als Entlohnung für ihre Dienste ans Messer geliefert? Mir schwirrte der Kopf.
    Ich fasste an den Türgriff, aber Gabriel hielt mich auf.
    »Wenn wir das jetzt angehen, dann muss ich wissen, dass du die Ruhe selbst bist.«
    »Bin ich doch!«, brauste ich auf.
    Er schwieg, und ich wandte mich eine Sekunde lang ab. Okay, ich war das Gegenteil von ruhig. Dafür fürchtete ich mich viel zu sehr davor, was wir in dem Haus dort entdecken würden. Aber ich musste mich konzentrieren. Ich dachte an die Zeit mit Dean zurück. Durch ihn hatte ich gelernt, meine Gefühle zu unterdrücken, bis ich mich, wenn ich allein war, damit auseinandersetzen konnte. Genauso musste ich jetzt auch vorgehen. Ich atmete mehrmals tief durch und verstärkte dann meine Mauern, bis ich sicher sein konnte, dass keinerlei Energie entweichen würde, die verraten hätte, was in mir vorging. Dann suchte ich Gabriels Blick.
    »Ich bin jetzt ganz ruhig und sehe die Situation klar vor mir«, bekräftigte ich, und diesmal stimmte es.
    Er nickte und reichte mir eine der Waffen vom Rücksitz. Gabriel hatte sie mitgehen lassen, als er die Männer, die vor Francs Haus Wache schoben, überwältigt hatte. Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas in der Hand gehalten, und ich testete das Gewicht. Die Waffe kam mir schwer vor.
    Gabriel entsicherte sie. »Wenn jemand in deine Richtung auch nur atmet, dann zielst du und drückst ab. Verstanden?«
    »Ja, und wenn du überwältigt wirst, dann nehme ich meine Beine in die Hand und renne los.«
    Ob ich das wirklich könnte, stand zu bezweifeln, aber ich wollte darüber nicht mit Gabriel streiten. Viel Zeit blieb uns nämlich nicht, bis mein Großvater merken würde, dass ich verschwunden war. Nur jetzt hatten wir die Chance, die Männer zu überrumpeln.
    Wir stiegen aus dem Wagen, und ich steckte die Waffe hinten in meinen Jeansbund. In Yvettes Haus war alles dunkel, aber als wir uns näherten, ging im Wohnzimmer ein Licht an. Natürlich, die Beschützer hatten mit ihrem außergewöhnlichen Hörvermögen mitbekommen, dass ein Wagen vorgefahren war. Noch ehe wir klopfen konnten, wurde schon die Tür aufgerissen. In bester Beschützermanier stürzten wir hinein, und als sich uns ein glatzköpfiger Kerl in den Weg stellte, schlug Gabriel ihn zu Boden. Wir hatten ausgemacht, dass ich mich bei Angriffen zurückhalten würde, damit nichts verriet, dass ich schwächer war. Binnen Sekunden waren wir im Wohnzimmer.
    »Wo ist unser Bruder?«
    Alles hing davon ab, dass die Beschützer nicht wussten, wie Lottie Blackwell aussah, was kein Problem dargestellt hätte, wenn sich diese Leute nicht über die Jahrzehnte hinweg immer mal wieder über den Weg gelaufen wären.
    Ein Mann mit Vollbart und eine Frau kamen aus der Diele, und ich zog meine Waffe hervor.

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