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Die Schatten der Vergangenheit

Die Schatten der Vergangenheit

Titel: Die Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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reißen. »Es ist okay. Hier bist du in Sicherheit.«
    Er hatte meinen bestürzten Gesichtsausdruck fälschlich für Angst gehalten, die Beschützer könnten mich in San Francisco ausfindig machen.
    »Was macht dich da so sicher?«, fragte ich neugierig. Er klang so überzeugt.
    Er stellte seinen Becher auf dem Couchtisch ab und lehnte sich entspannt in die Sofakissen zurück. Dabei brauchte er Platz für zwei. Unglaublich. Ich wusste nicht, ob ich mich jean seine Größe gewöhnen könnte. Im Vergleich zu ihm waren Asher und Gabriel die reinsten Zwerge.
    »Du bist nicht die einzige Heilerin hier.«
    Geschockt setzte ich mich auf. »Es gibt noch mehr von uns? Und du weißt, wo sie sich aufhalten?«
    Er nickte. »Natürlich. Nachdem die Beschützer sie so lange gejagt hatten, dass sie fast ausgelöscht waren, brauchten die Heilerinnen einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen konnten. Anstatt zu fliehen und sich zu verstecken, haben sie sich zusammengetan. Joined Forces, wenn man so will.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wie meinst du das? Ist denn eine Gruppe von Heilerinnen nicht viel auffälliger?«
    »Na, du hast von uns doch nichts gewusst, oder?«
    »Nö, aber ich bin ja auch nicht so wirklich im Bilde. So isoliert, wie ich lange Zeit war.«
    »Jetzt nicht mehr, Remy. Jetzt hast du eine Familie.«
    Einen Augenblick lang bekam ich ein schlechtes Gewissen, dass ich ihm nichts von Ben, Laura und Lucy erzählt hatte. Aber was hatte ich schon für eine Wahl? Diese Lügengeschichten waren zwar ätzend, aber dieses Beschützerzeugs steckte mir nun mal im Blut.
    »Wie war meine Mom früher denn so?«, wechselte ich das Thema.
    Mein Großvater erwärmte sich für die Frage und ließ ein Dutzend Geschichten vom Stapel, in denen meine Mutter als Kind in irgendeine Klemme geraten war. Offensichtlich liebte er sie sehr. Sie war sein Augenstern, und sie standen sich sehr nahe. Bis zu jenem Tag eben, als Anna ihr Geheimnis preisgab. Ich fiel in sein Lachen ein, als er beschrieb, wie er meiner Mutter das Fahrradfahren beigebracht hatte, dachte aber dennoch, wie traurig und freudlos ihr Leben gewesen sein musste. Sie waren immer auf der Flucht gewesen, waren vonOrt zu Ort gezogen und hatten nie zugelassen, dass jemand sie wirklich kennenlernte. Meine Großeltern hatten einander Halt geben können, aber wie musste sich meine Mutter gefühlt haben? Niemals Freundinnen oder einen richtig Freund haben zu dürfen! Niemals in der Lage zu sein, ihr Leben mit jemandem zu teilen, aus Angst, sie könnte die Familiengeheimnisse ausplaudern! Sie musste sehr einsam gewesen sein, auch wenn sie ihre Eltern sehr geliebt hatte.
    Trotz des Koffeinkicks fielen mir schließlich die Augen zu, und mein Großvater zeigte mir mein Zimmer. Mein Koffer lag auf dem Bett, und ich erinnerte mich, was sich darin befand.
    »Fran …« Stirnrunzelnd verstummte ich. »Mir fällt gerade auf, dass ich keine Ahnung habe, wie ich dich anreden soll. Grandpa kommt mir seltsam vor.«
    »Wie wär’s mit ›Franc‹ und der Option ›Hey, Alter!‹, wenn meine Ohren langsam nicht mehr mitmachen?«
    »Franc, das passt.« Sein Gesicht verzog sich zu einem sanften Lächeln, und ich erwiderte es.
    »Kann ich dich noch etwas fragen?« Er nickte. »Als dich Mom damals verlassen hat, warst du doch sehr wütend, oder? Warum hast du trotzdem die Kontaktanzeigen gelesen? Wie konntest du wissen, dass sie eines Tages versuchen würde, dich zu erreichen?«
    Franc schluckte, und Tränen stiegen ihm in die Augen. »Ich wusste es nicht. Ich hoffte es. Jede verdammte Woche habe ich die Anzeigen aufs Neue studiert, in der Hoffnung, Anna würde es irgendwann versuchen. Ich betete, dass sie mir vergeben hatte. Und ich betete, wenn sie keinen Kontakt zu mir aufnahm, dann deshalb, weil sie ein glücklicheres Leben leben würde, jenseits von Heilerinnen und Beschützern.«
    In Gedanken versunken, fragte ich mich, wie unser Lebenverlaufen wäre, wenn sie es getan hätte? Vielleicht wären wir ja auch auf der Flucht gewesen, aber wenigstens hätte es keinen Dean gegeben.
    Ich griff in meine Tasche und holte die CD heraus, die ich am Vorabend noch aufgenommen hatte. »Hier, die Aufnahmen von Anna, du weißt schon? Ich hab eine Kopie davon, wenn du die möchtest? Ich dachte mir, vielleicht willst du noch mal ihre Stimme hören.«
    Die Teile, in denen sie enthüllte, ich könnte anders sein als andere Heilerinnen, hatte ich herausgeschnitten. Das Lächeln meines Großvaters war erloschen, und ich

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