Die Schatten der Vergangenheit
Wand als Stütze, um aufzustehen. Ich spürte, dass er dasselbe tat.
»Und wie, zum Teufel, willst du kämpfen, wenn deine Hände nutzlos sind?«
»Babe, man könnte mir die Hände hinter dem Rücken fesseln, und du würdest immer noch alt aussehen gegen mich!«
Angesichts seines spöttischen Tonfalls hätte ich ihm am liebsten eine geschmiert. Stattdessen verschränkte ich die Arme vor der Brust und stichelte: »Pech, dass du es nicht mit einem Kümmerling wie mir zu tun kriegst, sondern mit Beschützern!« Ich wollte weiterreden, aber plötzlich stand er neben mir und bebte vor Anspannung.
»Sie kommen«, flüsterte er. »Mach dich bereit, und wenn möglich, renne sofort los. Schau nicht zurück. Versprochen?«
Ich würde ihn niemals zurücklassen. Allerdings konnte ich ihm das nicht mehr klarmachen, denn das Schloss wurde aufgesperrt, und jemand machte die Tür auf. Ich beschirmte mit der Hand die Augen vor dem blendenden Licht, das von außen in unsere Kammer fiel.
Bis ich den Arm wieder senkte, hatte Asher mich schonhinter sich geschoben. Ich linste um ihn herum und sah zwei Männer in der Tür stehen. Sie hätten nicht verschiedener aussehen können. Der eine hatte schwarze Haare, einen olivefarbenen Teint und war über 1,80 Meter groß. Der andere war blasshäutig, mit weißblondem Haar und ein paar Zentimeter kleiner als ich. Eines hatten die beiden allerdings gemein: die Anmut und Ökonomie ihrer Bewegungen, die auch alle Blackwells auszeichnete. Vermutlich ein typisches Beschützermerkmal.
»Wie hast du die Handschellen runtergekriegt?«, wollte der Blonde von Asher wissen. Ihm mussten Ashers verletzte Hände aufgefallen sein, denn er lachte. »Scheiße, Mark. Der hat sich die Handgelenke gebrochen, um freizukommen. Er muss die Kleine wirklich gern haben!«
»Oder er will sie für sich selbst haben.« Der Kerl, der Mark hieß, betrat den Raum. »Du weißt doch, was das für einer ist, oder?«, fragte er in spöttischem Ton.
Asher knurrte ihn förmlich an, und ich legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken.
»Das weiß ich ganz genau«, erwiderte ich. »Und was ihr seid, das weiß ich auch!«
Mark lächelte. »Du meinst, du wüsstest über deinen Freund da Bescheid, aber ich fürchte, der hat dich verarscht. Vielleicht wird’s Zeit, dass wir dir zeigen, wie er so drauf ist.«
Er machte einen Schritt auf Asher zu, der ihm wiederum einen Schritt entgegensetzte. Mark riss die Brauen hoch, als würde ihn Ashers Abwehr überraschen. Beide Beschützer blickten ihn argwöhnisch an. Offensichtlich dachten sie, Asher hätte seine Beschützerseite vor mir verborgen gehalten.
»Tja, schon klar, dass du sie nicht teilen willst. Aber das kannst du vergessen. Des einen Freud, des anderen Leid und das ganze Gedöns.«
Beide Männer kamen noch näher heran, und Asher parierte entsprechend: »Ihr kriegt sie nicht!«
Der größere Typ betrachtete Asher nachdenklich und verschränkte die Arme.
»Er hat ja gesagt, du würdest an der Heilerin hängen. Aber irgendwie haben wir’s ihm nicht abgenommen. Langsam kommt es mir jedoch so vor, als ob da was dran sein muss.«
Er? Jemand hatte diesen Männern von Asher und mir erzählt. Wer sollte das gewesen sein?
Der Mann musste mein schockiertes Gesicht gesehen haben. Er lachte. »Du glaubst doch nicht etwa, wir hätten dich zufällig entdeckt?« Er schüttelte den Kopf. »Oh nein, wir haben genau gewusst, wo wir dich finden.« Er deutete mit dem Kopf in Ashers Richtung. »Ich hätte nie gedacht, dass wir einen von uns als Lockmittel benutzen, um eine Heilerin zu fangen. Aber es sind schon verrücktere Dinge passiert, schätze ich.«
Er zuckte die Achseln und richtete sich gerade auf. In aller Ruhe zog er einen Revolver hinter dem Rücken hervor. Er hielt die Mündung auf den Boden gerichtet und sprach in einem fast freundlichen Ton mit Asher.
»Mann, du hast nicht die geringste Chance, mit uns beiden fertig zu werden. Gib sie uns, und wir lassen dich in Ruhe. Du kannst einfach von hier verschwinden und dir eine andere Freundin suchen. Vielleicht eine, die weniger zerbrechlich ist.«
Angesichts seines hämischen Grinsens wäre Asher beinahe ausgerastet. Ich spürte, wie er unter meiner Hand bebte. Das Problem war nur, dass der Beschützer recht hatte. Ich würde hier nicht lebend herauskommen. Was brachte es da, dass wir beide starben? Bitte, Asher. Geh einfach. Rette dich!
»Nein!«, schrie er.
Er sah dabei die Männer an, aber mir war klar, er sprach auch
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